PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
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PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 03.05.2011 23:43Hallo ihr Lieben!
Neulich war ich mit meinem Freund bei meiner Rheumatologin. Ein ganz normaler Routinetermin sozusagen.
Da ich ja schon seit Menschengedenken Kinderwunsch habe und dazu auch schon sehr lange stehe, gab es deswegen auch schon vor meiner Diagnose und damit quasie der Zeit "ohne" die Erkrankung häufig Diskussionen.
Jetzt heizt sich die Thematik auch noch an, weil ich die Diagnose habe.
Weil: Wie kommt eine Frau mit definitiv nicht einwandfreien Genen überhaupt auf die Idee, mal eigens gezeugte Kinder zur Welt zu bringen???
Was die Weitergabe der Gene angeht genügte Wohl meine Aussage nicht, mein Freund wollte wie gesagt mit zu besagter Ärztin. Gut. Kein Problem. Man beugt sich, schließlich ist das ein echt ernstes Thema, einmal Eltern immer Eltern.
Die Ärztin hat ihm alles schön erklärt, natürlich in meiner Anwesenheit. Dass gerade in meinem Fall keine Risikoschwangerschaft speziell auf die Kollagenose aus der jetzigen Sicht bestehen würde, dass durchaus die Gene weitergegeben werden können, dass aber auch gerade mal ein Regelsatz von 1:4 oder 1:6 auch durchaus daran erkranken. Heisst, nur weil man die genetische Begünstigung hat, an solchen Erkrankungen mal zu leiden, heißt das noch lange nicht, dass das zutreffen muss. Schließlich sind weitere viele unterschiedliche Faktoren nötig, die ein Ausbrechen einer solchen Erkrankung überhaupt erst möglich machen (genauso wie die Entstehung des Lebens und unserer Erde selbst). Und sogar, dass vorwiegend Mädchen solche Krankheiten entwickeln, Jungen eher selten.
Soweit so gut. Für diese Frage reiste er also 150 Kilometer weit. Bis dahin hatte das alles auch noch eine gewisse Romantik. Schließlich schien er für mich dorthin zu fahren.
Als wir zu Hause ankamen, stellten sich mir die Nackenhaare auf, als das Wort PräImplantationsDiagnostik - kurz PID - gefallen ist! Nach dem Motto, das wäre das ideale Verfahren, wenn ich Kinder bekommen wollte.
Moralisch ist das für mich nur in wenigen Ausnahmefällen von besonderer Schwere zu vertreten. Aber prinzipiell bin ich gegen Desingerbabys. Mein Freund traute sich nicht mehr viel zu sagen, als er gesehen hat, wie ich meine Federn aufgeplustert habe. Ein "wir sollten darüber reden" war das letzte was er dazu sagte. Schließlich wolle er gesunde Kinder haben, und nicht, dass sie mal so leiden müssen wie meine Mutter (rheumatoide Arthritis, Lipomatose, etc) und ich (undifferenzierte Kollagenose).
Fakt ist: meine Mutter ist sehr spät erst darauf behandelt worden, da die Diagnose erst sehr spät gestellt wurde, ausserdem ist sie ein scheinbar schwerer Fall von unterschiedlichen Erkrankungen in Kombination. Mir selbst geht es schon weit aus besser, seit ich mit der Medikamentösen Behandlung anfang März angefangen habe, auch, wenn es vielleicht nur ein zu Ende gehender Schub ist. Fest steht: so schlimm ist mein Fall noch gar nicht.
Meine Mutter und ich reden uns über dieses Thema in Rage, jedes mal. Weil wir es zum Teil auch unfair finden, mein Vater und mein Freund sind der Meinung, solche "vorbelasteten" Frauen sollten gar nicht erst Kinder bekommen.
Ich blocke da ab. Für mich ist klar, wenn ich Kinder haben möchte und bekomme, dann werde ich sie lieben und schützen wie es nur geht und sie früh zum Arzt schleifen um alles Mögliche untersuchen zu lassen. Ich werde Hellhörig sein bei symptomen die sie mir schon von kleinauf den lieben langen Tag zu Ohren tragen und sofort reagieren, um ihnen das Leben so angehnehm wie möglich zu machen.
Andererseits verstehe ich, wieso mein Freund so denkt, allerdings nur zu einem sehr geringen, gerade noch toleranten Teil.
Deshalb meine Frage. Wie steht ihr prinzipiell gegenüber einer solchen Diagnostik, die nicht nur fragwürdig sonder auch moralisch schwer zu vertreten ist? Würde sie, wenn es rein symbolisch betrachtet und die Bürokratischen Anforderungen mal ausgeklammert, für euch in Frage kommen?
ich würde mich auf Antworten freuen, zumal eine vierer Runde am Wochenende evtl bevorsteht. Mein Freund, Meine Mutter, Mein Vater und ich, worauf ich ein bischen Vorbereitet sein möchte, und wenn es nur mit Selbstbewusstsein ist!
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von RedCow am 04.05.2011 00:07Hallo!
Ich verstehe deine Empfindungen sehr gut zu dem Thema, jedoch versteh ich auch die Männer, die es unverantwortlich finden, aber können sie mit Garantie nichts vererben?! Also ich find das wird so hingestellt als wären die Frauen an allem Übel schuld!
Du und ich, wir sind im selben Alter, meine Mutter hat mittlerweile auch die Diagnose SLE und ganz ehrlich seh ich es so:
Der Kinderwunsch ist im Prinzip egoistisch, ich würde eher an eine Adoption denken als an eine PID. Es gibt viele Kinder, die keine Familie haben, so würde man mit seinem Wunsch ganz sicher wen anderen glücklich machen.
Im Zweifelsfall würd ich aber dafür plädieren auf Kinder zu verzichten! Denn ja, zu einem gewissen Teil finde ich es verantwortungslos, meine 'gefährlichen' Gene weiterzuvererben, jedoch bin ich wie du gegen 'Designerbabies'. Ausserdem weiss man nie, was die Krankheit noch so mit sich bringt, und ich bin ein Mensch..ich würde einfach immer die beste Mutter der Welt sein wollen und würde es nicht ertragen, es nicht sein zu können auf Grund des Lupus.
Deswegen wäre für mich nur eine Adoption moralisch vertretbar.
Ich würde aber an deiner Stelle mal mit deinem Partner reden, ich find seine Aussage bezüglich des Kinderkriegens und der Krankheit schon sehr verletzend..sowas würd ich mir nicht sagen lassen
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Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 04.05.2011 11:39ja das schon.
aber meine Kollagenose ist kein Lupus. Soweit geht die Ärztin schon.
Das gleich als unverantwortlich sehen oder egoistisch ist schwierig.
aber wie ist das mit einer Adoption? ich hab mich da mal erkundigt und wenn man schon soclhe Dinge wie SLE oder Krebs oder so mitnimmt dann sind die aussichten auch ganz mies, eine Adoption bewilligt zu bekommen!
Und was macht man dann? soll man dann verzichten?
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 04.05.2011 11:41also nicht falsch verstehen. ich verstehe dich schon.
aber so einfach ist das nicht denke ich.
und ich mein, wenn die Ärztin auch nicht sagt, dass das moralisch verwerflich ist? dann ist man wieder in der zwickmühle.
zwischen wollen und nicht dürfen.
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Lupsi am 04.05.2011 13:07Mein Vater hat eine heftige RA, wie sie bereits sein Vater hatte, ich habe SLE, eine weitere Autoimmunerkrankung und ein paar Nebenerkrankungen und ich habe drei Kinder. Das war so nicht geplant, aber nachdem sich Nr. 1 eingeschlichen hatte, war unsere Familie noch nicht komplett, wir haben uns ganz bewusst für Nr. 2 und 3 entschieden.
Autoimmunerkrankungen sind nicht direkt vererblich, das war eigentlich das Einzige was ich dazu wissen musste. Wenn ich (oder jeder andere) die ganze Liste der medizinischen Risikofaktoren und Prädispositionen in meine Familienplanung aufnehmen würde, dann wären wir wohl bald ausgestorben. Mir sind in meiner weiteren Familie sind Fälle von Krebs, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfällen, MS, Allergien usw. usf. bekannt.
Eine Frage, die ich interessanter finde, ist, wie ich mein Kind versorge, wenn es mir schlecht geht. Das sollte man bedenken und vielleicht den ein oder anderen Notfallplan in petto haben.
Natürlich wünsche ich meinen Jungs ein gesundes und sorgenfreies Leben ohne chronische Erkrankung, letztendlich bin ich meinen Eltern aber dankbar, dass sie mich bekommen haben und finde mein Leben mit mal mehr und mal weniger grossen Einschränkungen überaus lebenswert!
"Jeder sieht, was Du scheinst. Wenige fühlen, was Du bist..." Niccolo Macciavelli
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von RedCow am 04.05.2011 15:48aber so einfach ist das nicht denke ich.
Dass das einfach ist hab ich nie behauptet, jedoch hab ich die letzten 5 Jahre oft genug mit dem Thema zu kämpfen gehabt, und nach langem Überlegen ist das eben meine Schlussfolgerung, für mich persönlich; es ist eben meine Meinung/Entscheidung.
und ich mein, wenn die Ärztin auch nicht sagt, dass das moralisch verwerflich ist?
Auch die Ärztin ist nur ein Mensch, auch sie hat ihre persönliche Meinung -und das ist gut so, denn sonst würde man oft nur in dieselbe Richtung behandelt werden!
Dass deine Kollagenose kein Lupus ist: ich bin auch letztes Jahr statt dem Lupus vor einer undiff. Kollagenose gestanden, ich fands ehrlich gesagt beunruhigender, keinen Namen für das Kind zu haben, aber ich denk mal im Prinzip unterscheiden sich die undiff. Kollagenose & der Lupus nur von Lupus-spezifischen Blutwerten (so hab ichs mehrmals auf der Rheumatologie erklärt bekommen).
Eine Frage, die ich interessanter finde, ist, wie ich mein Kind versorge, wenn es mir schlecht geht. Das sollte man bedenken und vielleicht den ein oder anderen Notfallplan in petto haben.
Das ist meiner Meinung nach auch die allerwichtigste Frage bei dem ganzen! Und wenn ich mir nicht sicher bin, dass das funktionieren kann, kann ichs auch nicht verantworten, dass das Kind im Endeffekt darunter leidet. Es gibt hier im Forum ja genug Mütter, aber man darf auch nicht das Umfeld vergessen, was da zur Unterstützung bereit ist/dient!
Und -entschuldige wenn ich das so grob ausdrücke- wenn mein Partner mir eine fremde Eizelle andrehen will, damit er sich mit mir fortpflanzen kann, kann das für mich persönlich nicht der richtige Weg sein. Ich weiss jetzt natürlich nicht genau wie das bei euch ist, aber es klang ja doch nach einer angespannten Situation wegen dem Thema.
Der letzte Mann, den ich näher kennengelernt hatte meinte, er würde aus gesundheitlichen Gründen und wenn eben die Beziehung ansonsten völlig intakt ist auch auf seinen Kinderwunsch verzichten -und ich finde das ist eine große Geste!
War auch wohl ein bisschen unglücklich ausgedrückt, ich könnt nur einfach nicht damit leben, wenn mein Kind dieselbe Krankheit oder auch nur einen Teil davon bekommen würde/er ausbrechen würde, ich würde mich furchtbar schuldig fühlen!
Ich erleb das derzeit bei meiner Mutter -klar, ich bin in einem Alter in dem ich ihr sagen kann: für mich hat das Leben trotzdem einen Sinn; aber was, wenn die Krankheit ausbricht und das Kind ganz klein? Ich könnte mir das nie verzeihen, schliesslich war es mein Wille, dass dieses Kind zur Welt kommt.
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Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von konur33 am 04.05.2011 18:04Hallo Mausal1186,
wollt mich mal als Vater von zwei Kids zu Wort melden.Ich hab ja auch einen Lupus,und meine Frau hat eine Thalassämie.Ihr Internist,hat sich sogar die Mühe gegeben und vor einigen Wochen, erst herausgefunden welche Variante der Anämie sie hat.Thalassämie ist eher vererbar als Lupus.Trotz dieser ungewöhnlichen Kombination,sind wir Vater und Mutter von zwei glücklichen und zufriedenen Mädels.Diese sind nicht gesünder oder kranker,als andere Kinder in deren Alter.
MfG Konur33
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 04.05.2011 18:10hallo Lupsi.
ich finde du triffst den Nagel auf den Kopf was meine Einstellung angeht.
Wir denken da sehr verschieden.
Ich denke ziemlich ähnlich wenn nicht sogar gleich über das thema.
danke für den netten Beitrag.
ich bin auch froh, dass meine Mutter mich und danach noch meine drei Geschwister bekommen hat. Alles andere wäre wohl auch ein Fehler gewesen!
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 04.05.2011 18:10Bei mir hat sich heute die Erinnerung an meine Cousine eingeschlichen. Sie ist an Brustkrebs gestorben nachdem er zurückgekommen ist.
Dann kamen mir Bilder verschiedener Prominenter Frauen, die alle Krebs hatte, sich operieren und mit Chemo und Bestrahlung behandeln ließen und dann Kinder bekommen haben.
Warum ist man solchen Fällen immer so still gegenüber? Ist das nicht unverantwortlich? nicht zu wissen ob man geheilt ist oder der Krebs wieder kommt und einen tötet? Und was ist mit dem erblichen Faktor? Viele Mediziner und Forscher sprechen hinter vorgehaltener Hand, dass Krebs mittlerweile häufig genetische Faktoren aufweist.
Warum ist das bei solchen Leuten so in Ordnung?
ich denke wenn man von guten oder von schlechten Genen spricht sollte man immer bedenken, dass im heutigen Zeitalter, in dem wir benachbart leben mit Atomenergie, Umweltverschmutzung, Elektrosmok, Weichmachern, Konservierungsstoffen und gefälschter unnatürlicher Nahrungsmittel, überhaupt in keiner Art und Weise von gesunden Genen sprechen, auch dann nicht, wenn man angeblich so gesund ist. Jeder trägt meiner Meinung nach schon genetische Mutationen in sich, auch wenn er selbst noch keinerlei Auswirkungen hat.
Sollen wir deshalb aussterben?
ich denke nicht.
Re: PID- Präimplantationsdiagnostik -etwa für Frauen mit Kollagenose UND Kinderwunsch?
von Mausal1186 am 04.05.2011 18:12ok. jeder hat seine Einstellung zu dem Thema.
ich wollte auch nicht kritisieren sondern eher andere Ansichten in Erfahrung bringen.
deshalb respektiere und akzeptiere und begrße ich deine Meinung auch voll und ganz.