Gedichte
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Re: Gedichte
from Leya on 06/09/2011 12:35 AM@ onlineengelchen
Ich habe überhaupt keinen Zugang zu Lyrik. Aber dieses, Dein Gedicht, beindruckt mich sehr. Danke dafür.
Gruß
Leya
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 06/27/2011 02:34 PMAm Meere
Wie süß ist's, von wonnigen
Lüften umhaucht,
Den Blick in den sonnigen
Aether getaucht,
Entflohen dem eiligen,
Hastigen Tun,
Am Busen des heiligen
Meeres zu ruh'n!
Das Herz, wie auf schaukelnden
Wellen der Kiel,
Hintreibend, den gaukelnden
Träumen ein Spiel;
Umkost, von unzähligen
Armen umschmiegt,
Umplätschert, in seligen
Frieden gewiegt.
(Heinrich Leuthold)
Re: Gedichte
from Goldblatt on 10/16/2011 03:29 PMS c h m e t t e r l i n g s f r e u d e
Ich betrachte die Blüte und atme trunken ihren lieblichen Duft,
von Gott erschaffen, so klar und leuchtend im reinen Sein.
Wo meine Reise mich hinführt, die Sonne umfängt mich,
ich fliege in ihrem strahlenden Schein.
Nie möchte ich die Reise ins Neue vermissen,
ganz egal, wo sie mich hinführt,
ich folge dem goldenen Strahl.
Ich segne das Licht und Liebe umfängt mich,
mein Herz springt vor Freude.
Dieser Moment, er ist meine Wahl.
Die Neugier sie lockt mich den Nektar zu schmecken,
ich bin, was ich bin und möchte ihre Herrlichkeit wecken.
Ist der Tag in Wolken verhangen und manchmal nur grau,
träume ich von neuen Wegen im Spiegel des silbernen Tau.
So erkenne ist, wie gleichgültig es ist, wo immer ich bin,
ich spüre die wohlige Wärme und fühl deren Sinn.
Erwachend löse ich mich aus meinen Träumen heraus,
frohlockend und heiter,
schwebe ich in froher Erwartung zum sonnigen Blütenschmaus.
Elke
(von mir für alle Schmetterlingsfreunde)
Die größte Entscheidung Deines Lebens liegt darin, dass Du Dein Leben ändern kannst,
indem Du Deine Geisteshaltung änderst (Schweitzer)
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 06:29 PMVerklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
mit goldnem Wein und Frucht der Gärten,
rund schweigen Wälder wunderbar
und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter,
wie schön sich Bild an Bildchen reiht –
das geht in Ruh und Schweigen unter.
( Georg Trakl )
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 06:37 PMHerbst
Astern blühen schon im Garten;
Schwächer trifft der Sonnenpfeil
Blumen, die den Tod erwarten
Durch des Frostes Henkerbeil.
Brauner dunkelt längst die Heide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt im blauen Duft.
Pfirsich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
Welke Rosen, reife Frucht.
( Detlev von Liliencron )
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 06:39 PMDer herbstliche Garten
Der Ströme Seelen, der Winde Wesen
Gehet rein in den Abend hinunter,
In den schilfigen Buchten, wo herber und bunter
Die brennenden Wälder im Herbste verwesen.
Die Schiffe fahren im blanken Scheine,
Und die Sonne scheidet unten im Westen,
Aber die langen Weiden mit traurigen Ästen
Hängen über die Wasser und Weine.
In der sterbenden Gärten Schweigen,
In der goldenen Bäume Verderben
Gehen die Stimmen, die leise steigen
In dem fahlen Laube und fallenden Sterben.
Aus gestorbener Liebe in dämmrigen Stegen
Winket und wehet ein flatterndes Tuch,
Und es ist in den einsamen Wegen
Abendlich kühl, und ein welker Geruch.
Aber die freien Felder sind reiner,
Da sie der herbstliche Regen gefegt.
Und die Birken sind in der Dämmerung kleiner,
Die ein Wind in leiser Sehnsucht bewegt.
Und die wenigen Sterne stehen
Über den Weiten in ruhigem Bilde.
Lasst uns noch einmal vorübergehen,
Denn der Abend ist rosig und milde.
Georg Heym
(1887 - 1912)
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 06:41 PMJetzt ist es Herbst
Jetzt ist es Herbst,
Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.
Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.
Jetzt ist es Herbst,
das Herz ward weit.
Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich verjüngt mit Lust und List,
Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküsst, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergisst.
Max Dauthendey
(1867 - 1918)
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 07:28 PMAbend
Gestürzt sind die goldnen Brücken
Und unten und oben so still!
Es will mir nichts mehr glücken,
Ich weiß nicht mehr, was ich will.
Von üppig blühenden Schmerzen
Rauscht eine Wildnis im Grund,
Da spielt wie in wahnsinnigen Scherzen
Das Herz an dem schwindligen Schlund.
Die Felsen möchte ich packen
Vor Zorn und Wehe und Lust,
Und unter den brechenden Zacken
Begraben die wilde Brust.
Da kommt der Frühling gegangen,
Wie ein Spielmann aus alter Zeit,
Und singt von uraltem Verlangen
So treu durch die Einsamkeit.
Und über mir Lerchenlieder
Und unter mir Blumen bunt,
So werf ich im Grase mich nieder
Und weine aus Herzensgrund.
Da fühl ich ein tiefes Entzücken,
Nun weiß ich wohl, was ich will,
Es bauen sich andere Brücken,
Das Herz wird auf einmal still.
Der Abend streut rosige Flocken,
Verhüllet die Erde nun ganz,
Und durch des Schlummernden Locken
Ziehn Sterne den heiligen Kranz.
Joseph von Eichendorff
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 07:38 PMNachts.
Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder Alles grau und stille.
O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen
Wir'st die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.
Joseph von Eichendorff
Renate
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Re: Gedichte
from Renate on 10/16/2011 07:41 PMWaldmädchen
Bin ein Feuer hell, das lodert
Von dem grünen Felsenkranz,
Seewind ist mein Buhl und fodert
Mich zum lustgen Wirbeltanz,
Kommt und wechselt unbeständig.
Steigend wild,
Neigend mild,
Meine schlanken Lohen wend ich:
Komm nicht nah mir, ich verbrenn dich!
Wo die wilden Bäche rauschen
Und die hohen Palmen stehn,
Wenn die Jäger heimlich lauschen,
Viele Rehe einsam gehn.
Bin ein Reh, flieg durch die Trümmer,
Über die Höh,
Wo im Schnee
Still die letzten Gipfel schimmern,
Folg mir nicht, erjagst mich nimmer!
Bin ein Vöglein in den Lüften,
Schwing mich übers blaue Meer,
Durch die Wolken von den Klüften
Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher,
Und die Au'n und Felsenbogen,
Waldeseinsamkeit
Weit, wie weit,
Sind versunken in die Wogen –
Ach, ich habe mich verflogen!
Joseph von Eichendorff