Kirchenaustritt

Kirchenaustritt

von Carmen65 am 10.03.2010 20:01

Nach all den ganzen Vorfällen, bin ich nun sehr am Überlegen, ob ich aus der Kirche austreten soll.
Ich will einfach all diese grauslichen Machenschaften nicht mehr unterstützen.
Spenden tu ich sowieso...

Muss man bei der Kirche sein, um an Gott zu glauben?

Ich bin eigentlich ein guter Christ, sag ich mal....gehe aber nie in die Kirche. Kirchen machen mir Angst. Der Geruch, die ganze Atmosphäre hat für mich nichts Tröstliches, sondern ich krieg wirklich Angst.
Angst um meine Eltern, meine Familie etc.

Hingegen das Zwigespräch mit Gott, welches ich eigentlich jeden Tag führe (man kann es auch beten nennen) ist für mich ein guter Weg meine Gedanken zu ordnen....

Aber muss man dafür Mitglied in der Kirche sein, sprich Beitrag zahlen. Es geht mir nicht ums GEld...nein es geht mir echt um die ganzen Mißbrauchsfälle, die von der Kirche so vertuscht wurden und noch immer werden. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich....

Andererseits habe ich Angst, wenn ich austrete, dass meiner Familie etwas passiert....Aberglaube?

edit: wegen Rechtschreibfehler!!

Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern Leben inmitten von Leben, das auch leben will!
(Albert Schweitzer)

Re: Kirchenaustritt

von Billa am 10.03.2010 20:28

Hallo Carmen,

ich kann deine Gedanken verstehen, denke das muss jeder mit sich selber bestreiten.
Jemand hier vom Forum evtl. warst du es, leider weiß ich es nicht mehr und hab es auch nicht auf die schnelle gefunden, hatte ganz unten einen tollen Satz stehen:

Man ist bzw. wird nicht ein Christ, nur weil man in die Kirche geht, man wird ja auch kein Auto nur weil man sich in die Garage stellt.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Satz so richtig wiedergegeben wurde, aber er sagt viel aus.
Bin auch der Meinung dass ein katholischer Priester ganz anders denken würde, wenn er selbst Familie hätte. Auch die Nachfolgerfrage ließ sich ohne Zölibat leichter regeln.

Bin aber dennoch sehr enntäuscht darüber wie alles gehandhabt wird!
Der Rücktritt der evangelischen Bischöfin wegen Alkohol am Steuer fand ich nicht für nötig, denke da müßten jetzt welche von der katholischen Kirche den Rücktritt antreten, mal sehen was noch passiert!

L.G. Billa
"Glaube versetzt Berge und Wissen rückt es wieder an seinen Platz."
(Wolfgang Möcker)

Re: Kirchenaustritt

von Susi am 10.03.2010 21:00

Also ich bin auch vor Jahren ausgetreten, und hat sich nix dran geändert.
Was soll der Familie passieren?
Das kann auch passieren wenn du in der Kirche bleibst.
Und Beten kannst du auch so wenn du das Bedürfnis hast.
Gruß Susi

Re: Kirchenaustritt

von RedCow am 10.03.2010 21:10

@Billa:

Das ist Marlies' Signatur Und sie gefällt mir auch sehr gut!

Carmen, ich kann dich sehr gut verstehen; ich bin der klassische 'Zu Festen in die Kirche-Gänger', aber nach den Vorfällen bin ich auch langsam am Grübeln. Früher bin ich allgemein gerne zu Messen gegangen, die bei uns in der kleinen Kapelle abgehalten worden sind von einem Mensch...der Pfarrer war; aber das wichtigste für mich war an ihm, dass er eben Mensch war, mit viel Lebenserfahrung, Verständnis, Menschenkenntnis...und durch seine 'Geschichten aus dem Alltag' hab ich 1000mal mehr gelernt, als bei dem runtergeratschten Evangelium etc.; dieser Mensch hat mich privat sehr angesprochen.
Jetzt sind in unserer 'Kirche' im Prinzip nur -entschuldigt bitte den Ausdruck- 'Arschkriecher' unterweg, einer scheinheiliger als der andere
Unser Pfarrer (der alte verstarb) is unfreundlich zu Kindern, wenn sie mal nicht mucksmäuschenstill in der Kirche sitzen und was weiss ich; mit der 'Kirche als Instution' fühle mich absolut nicht verbunden, ja mittlerweile schäme ich mich manchmal, zu dieser Gemeinschaft zu gehören.
Die kath. Kirche sollte schleunigst moderner werden, denn sonst ist sie ziemlich schnell verschwunden.

Ich kann jeden verstehen, der auf Grund der Vorfälle/dem Auftreten der Kirche in der Öffentlichkeit etc. austritt.
Wahrscheinlich kann man sogar nur so ein Zeichen setzen.

Und: nur weil man gläubig ist, muss man Kirchenmitglied sein, es gibt sicher auch genug Kirchenmitglieder, die gar nicht gläubig sind.
Ich denke dein 'Aberglaube' beruht viel auf 'ein guter Christ geht brav in die Kirche' und ähnlichen Aussagen; aber ehrlich: intressiert es -egal, was die höhere Macht ist- nicht mehr, wie du zu deinen Mitmenschen bist?!
Lieber ein freundlicher, offener, umgänglicher ausgetretener Gläubige als einer, der 'dabei' ist und lügt, betrügt und was weiss ich.

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Re: Kirchenaustritt

von Leonie am 10.03.2010 21:51

Hallo. Ich möchte dazu aus unserer Pfarre berichten. Wir haben den besten Pfarrer, den man sich vorstellen kann. Sehr beliebt, gebildet, freundlich usw. Leider hat er ein großes Alkoholproblem Als der Schwiegervater meiner Tochter beerdigt wurde, sah ich es zum erstenmal. Er konnte kaum stehen, geschweige denn sprechen. Verhaspelte sich dauernd und wiederholte sich immer wieder. Fürchterlich zum ansehen. Ich habe nicht gewußt, das er schon oft alkoholisiert die Messe gelesen hat. Ich habe mich für ihn geschämt. Letzten Aschermittwoch hatte er am abend beim Spenden des Aschenkreuzes, wieder einen Vollrausch. Was soll man dazu noch sagen. Schade um so einen Menschen und äußerst beliebten Priester. Wenn von den Katholiken Fasten verlangt wird und der Pfarrer selber Alkohol in Mengen getrunken hat! Nichts gegen" Mißbrauch", aber trotzdem. Viele Gemeindebürger fahren in andere Gemeinden zum Gottesdienst, weil sie dies nicht mitansehen können. Man sieht an all diesen Beispielen, das die Priester auch nur Menschen sind und die ganzen Predigen nur Farce sind und unglaubwürdig. Ich bin auch der Meinung, wenn man die Priester heiraten lassen würde, gäbe es viel weniger Probleme. So bringt sich die kath. Kirche selber um! Einfach schade.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend und hoffentlich eine erholsame Nacht!
Leonie

Re: Kirchenaustritt

von mausi am 10.03.2010 22:12

Hallo,
ich denke man sollte nicht austreten.

Denn überlegt einmal was die Kirche (egal ob ev oder Kath) alles macht.

Kindergärten, Krankenhäuser, Hospitz, Betreuung von alten Kranken usw......

Ein Zeichen kann man durch Austritt setzten - was sicher etwas bewegen kann

aber was wir dann aus den oben genannten Institutionen?

Dei Gemeinden können kaum Kindergärten unterhalten, die Städte haben eigentlich auch kein Geld für ein Krankenhaus alleine zu betreiben ??????????????????

Austreten um ein Denkzettel zu verpassen - da sage ich ja

aber dann???????? wenn sich etwas geändert hat - dann eintreten


Sein Christ sein kann man auf Vielfältige Art leben.

Ich kenne viele Gemeinden die nur noch in der Kirche Gottesdienst halten, bei Weihnachten, Ostern, Beerdigungen, Taufe und Hochzeit, Konfirmation und Kommunion. Ansonsten wir Gottesdienst im Pfarrhaus oder im Gemeindehaus abegehalten - weil kein Geld da ist.

Das Zöllibad sollte abgeschafft werden, dann wird es sicher besser aber ganz wird man den Missbrauch nicht weg bekommen.

Kersi

Re: Kirchenaustritt

von Lea1990 am 10.03.2010 22:37

Also sollte man nicht austreten nur um solche dinge finanzell zu unterstützen?

Es gibt genug AWO Kindergärten und Hospize und Altenheime gibt es genug die nicht von der Kirche sind.

Re: Kirchenaustritt

von anniidol am 10.03.2010 23:13

Ich kannte pers. einen Priester und kann euch versichern das keiner seiner Kollegen oder er selbst nicht ebenfalls eine feste Partnerin hatten. Das war ganz normal und untereinander wußten die das auch.

"Die Wesen mögen alle glücklich leben, und keinen möge ein Übel treffen. Möge unser ganzes Leben Hilfe sein an anderen! Ein jedes Wesen scheuet Qual, und jedem ist sein Leben lieb. Erkenne dich selbst in jedem Sein und quäle nicht und töte nicht."
(Gautama Buddha, 560-480)

Re: Kirchenaustritt

von Leya am 10.03.2010 23:18

Bedauerlicherweise ist die Situation in der katholischen Kirche katastrophal. Aber ändert sie sich dadurch, dass die bisherigen Kirchenmitglieder austreten? Was könnten Mitglieder tun um Veränderungen zu erreichen? Und noch eine wichtige Frage: Wie würden sich unsere Länder ändern, gäbe es keine christlichen Kirchen mehr? Schon jetzt werden Kirchengebäude zu Kneipen, Theatern usw. .............

Ich persönlich gehe gern in die (ev.) Kirche. Denke immer an
"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Matth. 18,20)
und empfinde den Gottesdienst als Dienst für Gott, nicht für die Gottesdienstbesucher. Ich wünschte mir, mein Lupus würde mir eine regelmäßige Mitarbeit in der Gemeinde erlauben, denn die Gemeinde gibt ihren Mitgliedern so viel Halt und unterstützt wo sie nur kann (Kinder, Familien, Senioren, Seelsorge). Stimme Mausi voll zu.


Gruß

Leya

Re: Kirchenaustritt

von RedCow am 11.03.2010 03:09

Ich möchte noch was zu den vorigen Beiträgen anmerken:

-das hätte ich vor ein paar Jahren auch gesagt, als wir einen 'jungen', engagierten Pfarrer hatten. Doch was war? -die Liebe kam 'dazwischen'. Die Kirche erklärte sich bereit, alles zu vertuschen; doch dieser tolle Mann entschied sich FÜR seine Frau und auch für Kinder. Eines dieser wurde mit einer Behinderung geboren, Kommentar der 'Bürger' des Ortes, in dem seine Pfarre steht und er wohnt: 'Das ist Gottes Strafe!' ...wie war das noch mal mit Nächstenliebe und so?!
Und unserer jetziger Pfarrer neigt auch dazu, etwas 'tiefer in den Kelch' zu schaun; andrerseits haben wir 2 Ortschaften weiter einen ganz tollen Pater, der bei Festen auf Tischen tanzt, Bier in Maßen trinkt..ja einfach Mensch ist!
Und wiederum 10 Minuten weiter: das mittlerweile sehr berühmte Stift Heiligenkreuz (die singenden Mönche).

Aber das ist für mich alles 'Instution Kirche', die sich nur bei einem melden, wenn man nicht binnen weniger Tage auf die Forderung der Kirchensteuer eingeht.

Ich finde es schade, jegliches 'Kirchenpersonal' (Pfarrer, Ministranten, ..) stellt sich selber so toll und scheinheilig dar, dass ja Jesus dagegen nichts ist. Wieso stehen sie nicht dazu, 'MENSCHEN' zu sein?
Leider wird ja jegliches progressive Denken im Keim erstickt und 'die Kirchenoberhäupter' liefern noch ein paar mehr als peinliche Sager zu diversen Themen (Bsp.: Papst Benedikt XVI.: Kondome verschlimmern das AIDS-Problem -das is nicht hinterwäldlerisch, das ist mit dem heutigen Wissen eine wirklich bedenkenswürdige Aussage).


Richtig! Nur deswegen muss ich nicht in ein Gebäude mit Glocke und Kreuz gehen, Christsein sollte den Alltag prägen!

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