Familienstellen
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Familienstellen
von csiemo am 24.04.2014 14:58auf andere PersonenEs würde mich interessieren, wie Ihr zu dem Thema steht bzw. ob Ihr auch Erfahrungen mit dem Familienstellen habt? Ich selber wende es teilweise in meiner Praxis an und nehme selber mit meinen eigenen Themen an Aufstellungen teil.Dies ist keine Werbung!
Als ich angefangen habe mich mit dieser Thematik zu beschäftigen, konnte ich mich nur schwer darauf einlassen. Da ich nicht estotherisch veranlagt bin, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass dies ein Weg, neben der Humanmedizin, für mich sein könnte.
Ich möchte hier, meine heutige Sichtweise zur Diskussion stellen:
Wenn der Körper anfängt, sich selbst mit seinem Immunsystem zu zerstören... Was kann man tun?
Wenn wir davon ausgehen, dass unser Körper sich erlaubt, das zu leben, was wir uns selber nicht erlauben, dann würde das bedeuten: Es geht darum sich zu wehren und über seine eigenen Grenzen zu gehen.Die meisten Menschen mit Autoimmunkrankheiten wehren sich nicht nach außen, eigene Bedürfnisse werden nicht beachtet. So beginnt sich der Körper nach innen zu wehren.
-Wie grenze ich mich ab?
-Warum sage ich nicht nein?
-Wie gehe ich mit Wut um?
-Habe ich schon lange Wut auf andere Personen oder Situationen und komme nicht davon weg?
Dies ist nur ein Bruchteil von Fragen.
In der Aufstellung geht es um akute und chronische Krankheiten, als auch Symptome, welche aufgestellt werden. Symptome und Krankheiten sind der direkteste Ausdruck der Seele, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können z.B. als Vertreter für Personen mit denen wir verstrickt sind, Erlebnisse welche wir nicht sehen wollen oder können, Familiengeheimnisse...auftreten. Somit ist unsere Ordnung gestört und der Körper reagiert u.a. mit Krankheiten und Symptomen. Bert Helling wies darauf hin, dass es einen Einfluss der Ahnen auf unsere Gesundheit gibt. Kurz gesagt, es gibt Menschen, die an Symptomen leiden, welche nicht aus ihrem Leben stammen. Sie sind übernommen aus traumatischen Erfahrungen ihrer Vorfahren-krankmachende Dynamik aus der Herkunftsfamilie. So könnte man durchaus auch ein gehäuftes Auftreten in bestimmten Familien zum Teil erkären.
Der Ablauf einer Aufstellung erscheint bei dieser Problematikgröße doch recht einfach.Es gibt die Möglichkeit einer Gruppenaufstellung mit menschlichen Stellvertretern oder Bodenankern. Auch ist eine Einzelaufstellung mit Bodenankern oder einem Systemischen Brett möglich.
Meiner Meinung nach, kann es neben der medizinischen Behandlung eine lösungsbringende Möglichkeit sein, einen Teil der Symptome anzugehen und Verstrickungen in der Familie zu lösen.
Re: Familienstellen
von Amy am 24.04.2014 15:46Hallo Carmen,
das ist mal ein ganz heißes Thema für Autoimmunerkrankte. Was will mir meine Seele damit sagen, dass mein Körper sich selbst angreift?
Diese Frage impliziert stets ein wenig, dass man selbst Schuld an der Erkrankung trägt.
Belastende Aufbearbeitungsmaßnahmen der Vergangenheit könnten schubauslösend wirken. Der Fokus bei Menschen mit schweren Autoimmunerkrankungen sollte in der Krankheitsbewältigung liegen. Der Weg dort hin sollte erleichtert werden und entlastend sein.
Liebe Grüße
Amy
Re: Familienstellen
von csiemo am 24.04.2014 16:57Hallo Amy,
nein es geht nicht um Schuld. Genau, dass ist ja häufig die Frage: Warum ich?
Es geht viel mehr darum Verstrickungen zu erkennen und aufzulösen. Welche Rolle spielten z.B. Krankheiten in meiner Familie? Habe ich schon als Kind ein Teil Verantwortung für erkrankte Familienmitglieder übernehmen müssen-Rollenumkehr? Diese Verantwortlichkeit kann man dorthin zurückgeben, wo sie hin gehört. Hier ist aber nicht Unterstützung seitens der Kinder gemeint.Symptomträgerschaft ist in der Psychologie schon seit sehr vielen Jahren bekannt und wenn dann noch eine chronische Erkrankung dazu kommt können sich die Symptome durchaus potenzieren und auch zu schweren organischen Schäden führen. Auch stehen wir chronisch Kranken immer wieder vor dem Problem, warum verstehen mich Angehörige, Kollegen, Bekannte ... nicht. Auch diese Menschen haben ihre eigene Lebensgeschichte, wodurch sie vielleicht kein Verständnis entwickeln können. Ich denke aber, dass es für uns Betroffene einfacher ist die "Ignoranz" zu akzeptieren, wenn man die Zusammenhänge sichtbar und somit verständlich machen kann. Warum kann oder will sich z. B. ein Partner nicht mit der Erkrankung auseinandersetzen? Hat sich vielleicht schon in seiner Kindheit alles um Krankheiten gedreht?
Was uns selber betrifft stellt sich mir schon die Frage, warum gerade chronisch kranke Menschen oft über ihre eigene Belastungsgrenze gehen und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen.
In bezug auf Deine Bedenken, es könnte ein neuer Schub ausgelöst werden, gebe ich Dir bedingt Recht. Wenn man sich für ein Familienstellen entscheidet, dann sollte man schon sehr genau nach der Erfahrung und Ausbildung des Therapeuten schauen. Es gibt inzwischen eine unmenge an Hobbyaufstellern, was ich auch für sehr unverantwortlich halte. Ebenso ist eine fachkundige Nachbearbeitung unabdingbar. Das aufzustellende Thema legt jeder für sich selbst fest und man hat auch immer die Möglichkeit auszusteigen. Meiner Erfahrung nach kann dies nur ein Anstoß sein um anschließen ressourcenorientiert weiter zu arbeiten.
Mir ist es noch wichtig, nicht der Psyche die Schuld zugeben, sondern eher an dem Zusammenspiel zwischen Erkrankung und Psyche zu arbeiten. Hier von Schuld zu sprechen wäre irgendwie auch ein Hohn für viele Betroffene. Schließlich haben wir nicht jahrelang Kette geraucht und heute Lungenkrebs.
Ich finde Deine Sichtweise interessant und nachdenkenswert.
Liebe Grüße
Carmen
Re: Familienstellen
von Theo_1956 am 24.04.2014 17:33Hallo Csiemo,
dieses Thema ist wie Amy schon sagte ein ganz heißer Brocken - aber ein sinnvolles Thema. Jeder Mensch ist anders, im Charakter, in seiner Ausstrahlung. Frauen und Männer unterscheiden sich sehr stark bei Emmotionen. Ich z. B. bin für diese Thema fast emmotionslos geworden denn ich habe zu viel mit machen müssen.
Vor allem - in der Familie geht es drunter und drüber. Oft ist es Neid, Mißgunst - denn manche Menschen leben eine Krankheit aus, gehen in dieser Krankheit auf und nun kommst Du daher mit Lupus und stehst im Mittelpunkt des Interesse anderer.
Es ist ein Konflikauslöser.
Ebenso: Du sagst zu einer Aufgabe ja und kannst diese wegen deiner Krankheit nicht zu Ende führen. ein Mann ist dann ein Weichei, ein Depp, hat keine eier in der Hose und so weiter.
Ich habe folgendes gemacht, für meine liebe Verwandtschaft habe ich meine Homepage so gestaltet das Diese sehen können wie es mir geht. Und was ich mitgemacht habe.
riphaus.cabanova.de/ Schau sie dir an, die Seite - Man sieht ja nichts und Erfahrungen.
Auf Deine Frage Habe ich schon lange Wut auf andere Personen oder Situationen und komme nicht davon weg?
Kann ich nur antworten: Lösche diese Person aus dem Gedächtnis.
Das NEIN sagen habe ich inzwischen gelernt und somit " Freunde und meine Verwandschaft" verlohren. Das Abgrenzen habe ich ebenfalls im Griff - wenn es mir nicht gut geht, dann gehe ich z. B. von Feiern. Das machst zwar keine Freunde aber es muss mir gut gehen.
Mit Wut umgehen ? Ich schreie sie notfalls raus - zum Entsetzen meiner Verwandten. Rein fressen wie früher - niemals wieder.
Ich vermute mal das wird hier noch hoch hergehen im Forum. Aber wie ich schon sagte es muss mir gut gehen was die Anderen denken, sagen : L.m.A. so denke ich und mir geht es gut.
Schöne Grüße Theo
Re: Familienstellen
von Stella2 am 24.04.2014 18:05Hallo csiemo,
Ich muss gestehen, ich kann Theo nachfühlen. Ein wenig ist das inzwischen auch bei mir so. Es gibt um mal ganz ehrlich zu sein, bis zurück zur Kindheit mehr als genug zum erzählen. Ich könnte ein Buch füllen mit Ereignissen die wahrlich nicht schön waren. Von Familie, bis Krebsleiden, Kinder krank und was weiß ich nicht noch. Ich merke zwar, dass es mir auch gut tut zwischendurch darüber zu reden, aber auch nur begrenzt. Es macht mich sonst auf Dauer nur noch wütender und mürbe.
Aber Du hast auch wie ich finde das richtige geschrieben. Ich versuche es auch immer so zu sehen dass es für alles eine Ursache gibt und daraus eben die Wirkung entsteht. Das ist mir eine zeitlang ziemlich gut gelungen. Aber zur Zeit ist soviel wieder auf mich nieder gebrasselt, dass es mir wurscht ist. Die Wut über diesen grenzenlosen Egoismus in der Gesellschaft, lässt mich innerlich platzen.
@Amy, mich als Schuldigen meiner Erkrankung anzusehen, würde mir nie in den Sinn kommen. Warum? Ich kann mich nicht erinnern gesagt zu haben, dass ich so einen Käse will. Davon habe ich gar nichts. Auch nicht mehr Aufmerksamkeit. Was soll das also? Ich liebe das Leben. Ich glaube auch manchmal, dass ich gerade deswegen soviel aushalte.
Aber ich finde es gut diese Seite zu kennen. Die Luft rauslassen ist für mich schon eine ziemlich gute Medizin.
Ändern kann ich nur mich selber, aber nie den anderen. Das ist verdammt anstrengend und wie Theo schon so schön schreibt, ist man dann nicht besonders sympatisch. Aber ich arbeite auch wieder daran. Eine andere Chance sehe ich dabei ehrlich gesagt auch nicht. Dabei bin ich eine Waagefrau die ja immer auf Harmonie aus sind. Vielleicht weil es einfach bequemer ist? Nö, nicht ganz. Mir geht es dann auch körperlich schlecht, deswegen hasse ich Streit.
LG Stella2
In der Demokratie ist eine abweichende Meinung ein Akt des Vertrauens.
James William Fulbright
Re: Familienstellen
von csiemo am 24.04.2014 18:07Hallo Theo,
ja mit dem Brocken hast Du Recht, aber das ist mir bewusst. Ich denke nur, wie Du schon sagst, ist jeder Mensch anders und für den Einen oder Anderen wäre es ja vielleicht eine Option.
Das sich Männer und Frauen so sehr in ihren Emotionen unterscheiden würde ich nicht unbedingt unterschreiben wollen. Dies ist meine berufliche Erfahrung. Ich habe schon viele Männer in meiner Praxis weinen sehen. Das erste und zweite Mal ist es ihnen peinlich, warum eigentlich?, dann sagen sie, dass sie sich befreiter fühlen. Leider ist es auch heute noch so, dass "Männer weinen nicht!" schon in der Erziehung eine große Rolle spielt.
Konfliktauslöser-Familie Das wäre z.B. ein typisches Thema für eine Aufstellung.
Deine Internetseite finde ich seeeehr interessant. Das wäre eine Überlegung wert. Wer es jetzt von Deinen Bekannten und Verwanden nicht verstanden hat...Die werden oder wollen es wohl nie verstehen.
Es ist schön, dass Du für Dich einen Weg gefunden hast, der dir den Umgang mit Alltagsproblemen erleichtert. Besonders beeindruckt hat mich Deine Danksagung an Deine Frau.
Schöne Grüße Carmen
Re: Familienstellen
von Stella2 am 24.04.2014 18:37Hallo Theo,
du hast ja wirklich einen weichen Kern in Dir.
Auf jeden Fall hast Du etwas ganz tolles über deine Frau geschrieben. Ich glaube das ist das schönste Kompliment was man als Ehefrau bekommen kann.
Deine Einstellung zum Arbeitsleben und Sozialsystem finde ich übrigens toll.
LG Stella2
In der Demokratie ist eine abweichende Meinung ein Akt des Vertrauens.
James William Fulbright
Re: Familienstellen
von Theo_1956 am 25.04.2014 13:38Hallo Csiemo, hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für die netten Worte,
Csiemo: Männer weinen ist ihnen peinlich. Stellst Du fest. Stimmt - zum Einen ist dieses Verhalten anerzogen. Ein Mann muss hart sein - so dumm es sich auch anhört, die Kriegergene aus der Steinzeit sind immer noch mehr oder weniger aktiv. Ich war viele Jahre in Führungsposition und musste dort die Ziele und den Willen der Geschäftsleitung umsetzen. Wenn in dieser Position jemand "weich" ist, zerbricht er an sich selber. Also ist man hart gegenüber sich selber. Stell Dir vor, Du musst Mitarbeiter freistellen, diese stehen vor Dir betteln um die Stellen weil sie Familie haben und Kinder. Fängst Du dann an zu weinen - und glaube mir das ist fürchterlich hart in der Situation hart zu bleiben - bist Du in der Geschäftsleitung unten durch, wirst selber frei gestellt und bekommst am Markt keine Schnitte mehr.
Daher ist es gut wenn Männer nicht weinen, es ist schwer zu verstehen, aber es wird durch die Frauenquote so kommen das auch Frauen in diese Situation kommen werden. Dann werden die betroffenen Frauen erleben das es gut ist nicht zu weinen.
Schöne Grüße Theo
Re: Familienstellen
von csiemo am 25.04.2014 17:34Hallo Theo,
ich kenne beide Seiten. Vor meiner Selbstständig war ich auch einige Jahre in Führungsposition tätig. Dieses "Weichei" brachte mir einen 1,5 jährigen Burn out ein. Selbst danach brauchte ich noch einige Zeit um Emotionen zulassen bzw. zeigen zu können.
Vor einiger Zeit hatte ich einen Firmenmanager in meiner Praxis, welcher über zwei Jahre die Firmeninsolvenz eines großen Betriebs abwickeln musste. Er war der "Harte" und hat versucht alles mit sich selbst auszumachen. Selbst Drohbriefe hat er ignoriert. Das Resultat:psychisch am Ende-erwerbsunfähig, Privat-Ehe kaputt. Dies ist sicher ein extremes Beispiel, aber so ähnlich erlebe ich es immer öfter.
Als ich z.B. meine Praxis eröffnet habe, habe ich mich bewusst für eine Privatpraxis, ohne Kassenzulassung entschieden. Es ist kaum zu glauben, aber es kommen immer öfter Leute, welche einen Termin im Dunkeln oder am Wochenende wollen. Sie bezahlen lieber privat damit sie nirgends "aktenkundig" werden.Ja keine Schwäche zeigen-unsere scheiß Gesellschaft!
Genau hier meine ich, kann Familienstellen eine Möglichkeit sein. Wir sind "nur" die Kinder der Kriegskinder. Unsere Eltern haben um das nackte Überleben kämpfen müssen und hatten somit keine Zeit für Emotionen. Diese hätten sie nur noch angreifbacher gemacht.Sie haben uns mit der gleichen Härte erzogen.
Ich habe heute oft mit alten Menschen aus dem 1. und 2. Weltkrieg zu tun, welche erst jetzt anfangen diese Erlebnisse mit ihren Gefühlen aufzuarbeiten.
Wenn ich Deine Homepage lese, was ich heute nochmals in Ruhe getan habe, bist Du alles andere als emotionslos. Ich bin total begeistert.
Herzliche Grüße Carmen
Re: Familienstellen
von Thea40 am 26.04.2014 12:46Das kann man. Man hat weniger Verwaltunskram. Allerdings ist für viele Patienten eine Therapie dann nicht mehr bezahlbar. Für mich ist die Krankenkassenzulassung ein Nachweis, dass jemand berechtigt ist zu therapieren. Ich weiß nicht, wie das mit der Methothe von Bert Hellinger steht.
Leider ist das noch immer so. Das hat etwas mit unserer deutschen Vergangenheit zu tun. 75000 psychisch Kranke und geistig Behinderte wurden im Dritten Reich ermordet. Das wäre meiner Meinung nach Thema der Therapie.
Nun denn, zumindest kann man jeden bei lupus-live geposteten Text googeln. "Die im Dunkeln, sieht man..." doch.
Liebe Grüße
Thea
Krisentelefon oder Weihnachtsmarkt