Kultur-Schock

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We-No-Nah

73, Weiblich

Beiträge: 2106

Kultur-Schock

von We-No-Nah am 05.03.2010 16:22

Weil wir hier ein halbes Lazarett sind,
geht es heute in's "Krankenzimmer Nr.6"

Wir brauchen einen Kultur-Schock ! Es wird ein Mini-Lupus-Treffen ;-)

Eine schäbige Baracke am Rande eines Krankenhauses, irgendwo in der russischen Provinz. Hier werden diejenigen verwahrt, die nicht mehr wie gewohnt funktionieren, deren Leben ausgebrochen sind aus dem gleichmäßigen Takt der Normalität. Um Therapie oder Heilung geht es nicht in der Baracke. Sie gleicht eher einem Gefängnis als einer Anstalt. Ihr Leiter ist der Arzt Andrej Efimyc, resigniert, voller Sehnsucht nach Ruhe und überzeugt davon, dass alle Sorge um den Menschen angesichts seiner Endlichkeit vergeblich sei. Eines Tages verstrickt ihn Ivan Dmitric Gromov, einer der Insassen, in ein Gespräch. Andrej Efimyc Ragin findet Gefallen am Feuer, das in dem anderen noch brennt, an seiner Lust, den Verhältnissen etwas entgegen zu setzen: zu leben. Von nun an wird der Doktor den Patienten häufiger besuchen. Im Ort beginnt man zu reden. – Mit großer Zärtlichkeit und erschütternder Klarheit umkreist ‚Krankenzimmer Nr. 6‘ die großen Fragen: nach Schuld und Verantwortung, nach Wahnsinn und Gesellschaft, nach Körper und Metaphysik. Dimiter Gotscheff wird Tschechows „kleinen Roman“ aus dem Jahr 1892 für die Bühne adaptieren.

Quelle

Nervennahrung für die Vorstellung habe ich heute nach Arzt-und Apothekenbesuch schon organisiert: Nougattütchen :badgrin::lol::lol:

Wir wünschen allen einen gesunden Abend !

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Leya

-, Weiblich

Beiträge: 4773

Re: Kultur-Schock

von Leya am 05.03.2010 21:53

Hört sich interessant an.

(Eure OPs wurden dann wohl glücklicherweise abgesagt?)


Gruß

Leya

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Dani
Administrator

49, Weiblich

Beiträge: 8639

Re: Kultur-Schock

von Dani am 06.03.2010 12:24

Wie war´s denn??

Liebe Grüße
Dani

Das ganze Leben ist ein Irrenhaus und das Forum ist die Zentrale! :D

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We-No-Nah

73, Weiblich

Beiträge: 2106

Re: Kultur-Schock

von We-No-Nah am 06.03.2010 14:01

Ich muß diesen Kultur-Schock erstmal verdauen
und kann es noch schwer in Worte fassen.

Das Theaterstück erinnerte mich an meine Erlebnisse der letzten 20 Jahre !
Es spiegelte die Gesellschaft wieder und die Zustände in einem Krankenhaus bzw. in der Psychiatrie.

Der Arzt: " Ich kann kein Blut sehen, ich kann kein Blut sehen .....
...... Ich weiß gar nicht, was Schmerzen sind.
Mein Studium war vor 25 Jahren. Ich weiß nix mehr . Ich kann nur noch behandeln.
Warum behandeln ? Der Mensch muß sowieso irgendwann sterben."

So saß ich dort gestern mit einem lachenden und einem weinenden Auge in der 3. Reihe des Deutschen Theaters und sah die Schauspieler schwitzen, weinen, winseln, selten lachen, wütend, lieben, resignierend, singend, musizierend, ........

Vor der Aufführung gab es eine Einführung des Dramaturgen zur Entstehung der Inszenierung:



KRANKENZIMMER Nr. 6


geschrieben 1892 von Dr.med Anton Tschechow, einem der bedeutendsten Autoren der russischen Literatur.



P.S.:
Er schrieb in sein Notizbuch:

"Es wäre schön, wenn jeder von uns eine Schule, einen Brunnen oder etwas ähnliches hinterließe,
damit sein Leben nicht spurlos vorübergeht und sich in der Ewigkeit verliert."

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annette

-, Weiblich

Beiträge: 233

Re: Kultur-Schock

von annette am 06.03.2010 14:15

Ich habe mich heute auch noch einmal durch Tschechows Biographie gekämpft.

Ein sehr beeindruckender Mensch ist das gewesen!


Das Lachen während der Aufführung, das aber dann halb im Halse steckenblieb, kam vermutlich vor allem von "Patienten"

die anderen im Publikum, die nicht lachen konnten, haben noch nicht genug Schmerz erfahren in ihrem Leben.


Wir haben allerdings unsere Ärzte von der Charité vermisst. Schließlich fand das Stück vor einer realen Kulisse statt.

Beim Bier in der Theaterbar konnten wir den Blick auf unser Krankenzimmer geniessen.


Prost! Auf die Kranken! Wohlsein!

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We-No-Nah

73, Weiblich

Beiträge: 2106

Re: Kultur-Schock

von We-No-Nah am 06.03.2010 14:40

PROST !

Am 2. Juli 1904, um zwei Uhr nachts,
läßt der Kurarzt in Badenweiler Champagner ins Zimmer von Dr. med Anton Tschechow bringen.
Unter Kollegen weiß man, was das bedeutet.
Tschechow setzte sich auf und sagte auf Deutsch: "Ich sterbe",
dann nahm er das Glas, lächelte sein wunderbares Lächeln und sagte:
"Ich habe so lange keinen Champagner mehr getrunken", trank das Glas in aller Ruhe, legte sich still auf die Seite und war bald für immer verstummt."

So berichtete es die Schauspielerin Olga Knipper,
mit der er in seinen letzen Lebensjahren eine temperamentvolle Ehe auf Distanz geführt hatte.


Soviel zu "Klatsch und Tratsch" ;-)
Mir fällt diesen Moment ein, daß das Theaterstück mit folgenden Worten begann:




"Ab und zu muß auch mal Theater für Verrückte gespielt werden !" :D :D :D

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We-No-Nah

73, Weiblich

Beiträge: 2106

Re: Kultur-Schock

von We-No-Nah am 06.03.2010 15:53

von: Leya am 05.03.2010 21:53:01
(Eure OPs wurden dann wohl glücklicherweise abgesagt?)

@ Leya, die eine OP hatte ich vor 8 Tagen hinter mir, für meinen Mann wird es sich am Dienstag entscheiden :rolleyes:
und wegen meinem Nabel- plus Narbenbruch entschied der Chirurg am Donnerstag: :arrow: nach der Reise





Zurück zum Kultur-Schock: Das Krankenzimmer Nr. 6 gibt es auch als Buch



Wer sich für die Theaterkritiken interessiert,


Kultur heute schreibt "Schmerz entsteht im Kopf. Aber wenn Schmerz nur eine Art schmerzender Gedanke ist, ein elektrischer Impuls in Neuronen, wie kann man ihn dann als wirklich existent betrachten? "

Hübsche Idee als Hommage an Tschechow <=Berliner Morgenpost

Nachtkritik mit Bravorufen ! Wir sind potenziell krank, jeden kann es erwischen ..........

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.03.2010 15:54.

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