Alles in Frage stellen ?

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Erdbeere

42, Weiblich

Beiträge: 10

Alles in Frage stellen ?

von Erdbeere am 16.04.2012 13:09

Hallo an alle,
ich weiß nicht genau ob das Thema hier richtig ist, ansonsten bitte verschieben, Danke !

Ich bin fast 30 Jahre alt, seit 12 Jahren in einer Partnerschaft ( davon 9 verheiratet ), habe zwei Kinder von 9 und 3 Jahren und habe meinen Lupus Ende 2009 diagnostiziert bekommen.
Bis Mitte/Ende 2010 habe ich die Krankheit gar nicht " angenommen ", soll heißen ich habe sie einfach ignoriert, erst da habe ich dann angefangen mich mit ihr auseinander zu setzen. Anfang 2011 habe ich dann eine Reha gemacht bei der ich eine andere Lupus Patientin kennen gelernt habe der es wesentlich schlechter ging als mir. Ich habe trotz der Diagnose einen relativ leichten Verlauf ( allerdings arbeite ich derzeit leider nicht ).Die Gelenke machen mir mal mehr mal weniger zu schaffen - allerdings bisher nie wieder so schlimm wie vor der Diagnose und der Medikamenten Therapie. Organe sind Gott sei Dank nicht beteiligt. Jetzt mein eigentliches Problem:
Ich stelle so vieles in Frage ! Will ich diese Partnerschaft wirklich ? Ich habe nicht die Perfekte Beziehung und wir haben so einige tiefs hinter uns, aber trotz allem kann ich zufrieden sein. Mein Mann versucht weitestgehend mit meiner Krankheit umzugehen und ich merke wie schwer er leidet.
Beruflich habe ich für meine Familie immer alles hinten an gestellt, mein Mann hingegen hat Karriere gemacht.
Ich könnte jetzt noch so vieles aufzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Ich weiß auch nicht genau wie ich es erklären soll, aber ich merke das ich immer mehr und immer öfter alles mögliche meines Lebens in Frage stelle ich bin so unzufrieden mit allem.
Ich merke auch selbber wie sehr ich mich verändert habe. Ich rede ungern über meine Erkrankung und wenn dann gebe ich mich stark und will nicht zugeben das ich eigentlich mit alledem total überfordert bin. Ich bin unter anderem deswegen auch in Psychologischer Behandlung, obwohl ich jetzt nach 4 Monaten noch immer nicht den Eindruck habe das es mir so viel bringt.

Kennt dieses Gefühl jemand ? Oder hat vielleicht sogar schon Erfahrung damit gemacht ?

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kleine_raupe
Gelöschter Benutzer

Re: Alles in Frage stellen ?

von kleine_raupe am 16.04.2012 14:26

Hallo liebe Erdbeere,

Einen Rat geben kann ich dir nicht. Ich bin nur eine aussen stehende Person. Um dir einen guten Tip zu geben müsste ich dich wirklich gut kennen. Allerdings habe ich mir beim lesen deines Beitrags die Frage gestellt, ob du mit deinem Mann schon mal über diese Situation bzw. dein Empfinden gesprochen hast? Ist auch er überfordert mit der Situation? Wäre es anders wenn du nicht krank wärst? Was möchtest du im Leben noch erreichen.... und (in wie weit) geht das gemeinsam? Vielleicht kann dir bzw. euch ja eine Paarberatung helfen?! Vorallem könnte ich mir vorstellen, das auch die Kinder diese Unzufriedenheit spüren! Ich glaube es ist wichtig heraus zu finden was du möchtest... Lg die Raupe

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LupineHannover

38, Weiblich

Beiträge: 13

Re: Alles in Frage stellen ?

von LupineHannover am 16.04.2012 22:16

Liebe Nena,

wenn ich deinen Beitrag so lese, kann ich mich selbst irgendwie ziemlich darin wieder erkennen. Bis auf die Kinder die ich nicht habe, geht und ging es mir genau so. Ich werde in wenigen Wochen 26 Jahre alt und habe meine Diagnose 2008 bekommen. Damals beendete ich meine Ausbildung und die Jobangebote flatterten nur so ins Haus. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir praktisch aussuchen wo es hin geht. Also entschloss ich mich von dem kleinen Dörfchen Launenau in Schaumburg ins große Frankfurt am Main zu ziehen, denn dort bekam ich dirket einen Restaurantleiterposten. Im Grunde wäre das der erste wichtige Karrieresprung gewesen, doch schon wenige Wochen nach Arbeitsantritt bemerkte ich, wie es mir körperlich immer schlechter ging. Ich wollte hohe Leistungen bringen und hatte wahnsinns Ansprüche an mich selbst. Ca. 4 Wochen nach Arbeitsantritt konnte ich schon kaum noch laufen- ich war verzweifelt, denn ich wollte meine Schwächen nicht zeigen. Ich Schleppte mich jeden Tag weiter zur Arbeit, nebenher rannte ich zu Ärzten und zur Physiotherapie...irgendwann schickte mich ein kluger Arzt in die Uniklinik in Frankfurt wo ich weitere 6 Wochen vebracht habe. Ich habe schon etwa 1 Jahr lang gespürt, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist und als es dann so schlimm war und der Baum dann endlich einen Namen trug, war ich zunächst erleichtert.
Doch dann stellte ich fest, ich bin ganz allein in Frankfurt, die Stadt hasste ich wie die Pest (Sorry an alle von dort! ) und der Job war zu dem Zeitpunkt einfach nicht das Richtige, ich musste ersteinmal mit mir selbst klar kommen. Also packte ich die Koffer und zog noch im Dez.08 zurück nach Hannover in eine halbwegs gewohnte umgebung.
Lange Zeit verdrängte ich die Erkrankung, nahm Stressjobs an die keinen Spass machten, rannte durch die Clubs als gäbe es keinen Morgen mehr. Bis heute habe ich immer noch einen relativ leichten Verlauf, auch deswegen Stellte ich die Diagnose immer in Frage. 2009 lernte ich meinen Freund kennen. In einem andern Beitrag erwähnte ich schon, dass er keine Krankheiten kennt! Nie hatte er jemals eine Kinderkrankheit, Kopfschmerzen oder Grippe...der Typ ist fit wie ein Turnschuh. Ihm fällt es auch wahnsinnig schwer damit umzugehen und wir haben auch schon oft darüber gestritten. Aber ich muss ehrlich sagen, dadurch dass er mich so fordert, stecke ich selbst meine Belastungsgrenzen immer höher und übertreffe mich jedes mal selbst. immer und immer wieder habe ich diese Beziehung in Frage gestellt. Doch als wir im Nov 2010 ein Restaurant eröffneten wurde alles plötzlich anders...es war zwar absoluter Horrorstress, aber dennoch machte es mir riesigen Spaß- ich hatte eine Erfüllung, die ich lange nicht mehr so gespürt habe. Auch der Respekt von meinem Freund schien mir gegenüber immer mehr zu wachsen, denn egal was war, ich stand auf der Matte.
Die Zufreidenheit wuchs immer weiter und ich stellte fest, dass wir eine feste und enge Verindung gefunden hatten- denn wir sind zusammen durch die Hölle gegangen. Im Januar diesen Jahres mussten wir dennoch mit ach und Krach schliessen, die sonnigen Monate waren ohne Aussenfläche nicht mehr aufzunfangen.
Doch ich bin ganz ehrlich, vor 4 Jahren wäre für mich noch eine Welt zusammengebrochen und mittlerweile nehm ich es relativ locker hin. Denn ich bin mit mir selbst zufrieden. Zum einen, weil meine Grenzen immer weiter von mir überschritten wurden und ich gesehen habe ich kann es doch noch und zum anderen, weil mein Partner und ich Krisen bewältigt haben, die nicht im direkten Kontakt mit meiner Krankheit stehen.
So war es bis jetzt bei mir, selbstverständlich lerne auch ich immer noch mit dem Lupus umzugehen und immer wieder bekomm ich auch kleine Macken wo ich mich Frage habe ich den Lupus überhaupt?
Soviel zu mir und meiner Erfahrung.
Ich denke das Grundlegenste was dir klar werden muss, Liebst du ihn? Oder hast du Angst und Sorge mit Kindern und Krankheit alleine da zu stehen?
So wie sich dein Beitrag anhört, bist du unzufrieden mit der Situation zuhause fest zu hängen und nicht zu arbeiten (Warum? Falls ich das Fragen darf? ) Ich weiß du hast zwei Kinder, aber ich denke du brauchst dringend eine Beschäftigung, sei es ein Job oder ein Hobby. Geh raus und triff dich mit Freunden. Je mehr man zuhause sitzt umso mehr denkt man darüber nach was andere haben und man selber nicht. Man macht sich Gedanken über Sachen, die nie nennenswert waren. Dir fällt die Decke auf den Kopf, oder? Finde eine Erfüllung, Fang an zu malen, räum die Wohnung um, mach Sport, fahr Fahrrad, setzt dich an einen Fluss, hör schöne Musik und sieh dir den Sonnenuntergang an! Wichtig ist, dass DU DEINEN Mittelpunkt in dir findest, dass du mit dir selbst im Einklang bist. Natürlich hast du eine Familie, da ist Zeit für dich alleine auch begrenzt, aber versuch eben diese Zeit zu bekommen. Hab Freude und Spaß am Leben soweit es dein upus zulässt, gönne dir Erfolgserlebnisse! Das sind alles Dinge die mir bis jetzt wahnsinnig gut geholfen haben.
Ich würde gar nicht Anfangen, alles in Frage zu stellen, sondern mich Fragen, ob ich es tatsächlich in Frage stellen muss.
Selbstverständlich kenne ich euch nicht persönlich, wie "Räupchen" es auch schon sagte. Ich will mir nicht anmaßen über eure Beziehung zu reden, aber ich kann versuchen dir zu raten, wie es dir selbst besser geht und idealerweise kommt dann auch meistens das eine zum anderen...Dennoch ist es auch wichtig, mit deinem Mann die aktuelle Situation zu bereden, damit er dich zumindest mit den Kindern unterstützt und nichts in den falshen Hals bekommt.

Ich sehe gerade, du kommst aus Uelzen, wenn du magst können wir gerne mal einen Kaffee trinken gehen, in Hannover gibt es am Samstag auch ein Lupitreffen am Lister Turm soweit ich weiß, war bis jetzt leider noch nie da, aber soll wohl eine ganz lustige Runde sein. Komme morgen in die MHH auf Rheumatologiestation, denke nicht, dass ich es bis Samtag raus schaffe, sonst wäre ich glatt mal hingegangen, aber vielleicht gibt der Dr. Witte mir ja wenigstens für so ein Treffen mal nen Samstags-2 Stundenauslauf?!

Ih wünsche dir auf jeden Fall erstmal alles Glück der Erde, dass sich das alles klärt und fügt!

Busserl

Kathilein

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Erdbeere

42, Weiblich

Beiträge: 10

Re: Alles in Frage stellen ?

von Erdbeere am 17.04.2012 10:44

Hallo und erstmal danke für Eure Antworten

Natürlich habe ich schon versucht mit meinem Mann darüber zu reden. Er möchte es auch und kommt des öfteren von sich aus mit dem Thema an, er verlangt nicht von mir an meine Grenzen zu gehen oder ähnliches. Im Gegenteil, er ist schon sehr verständisvoll, sagt aber auch immer und immer wieder ich solle doch nicht alles so negativ sehen ( was leider stimmt ). Er möchte das ich ihm meine Gefühle etc. über den Lupus erzähle / erkläre, aber ich kann einfach nicht wirklich darüber reden .... fragt mich nicht warum. Ich bin was das Thema angeht total labil geworden und bekomme gleich Tränen in den Augen. Ich ärgere mich über mich selber, ein  selbst mitleidiges Weib .

Ich fand den Gedanken von LupineHannover nicht verkehrt. Vielleicht sollte ich mir mal wieder eine Aufgabe, ein Ziel suchen auf das ich hinarbeiten kann. Dann sitze ich nicht immer nur Grübelnd herum. Ich fühle mich auch - gerade Geistig - überhaupt nicht ausgelastet. Geradezu unterfordert und deswegen suche ich mir dann andere Gedanken spinnereien. Danke !!!
Ich war übrigens bis vor knapp einem Jahr in einem festen Arbeitsverhältnis. Da ich dann sehr lange krank geschrieben war habe ich mich mit meinem damaligen Arbeitgeber auf eine gegenseitige Auflösung des Vertrages geeinigt. Jetzt läuft gerade die Prüfung für eine Umschulung.

Zu der Zukunft meines Mannes und mir kann ich momentan nichts genaues sagen, aber auch hier erhoffe ich mir, das die Zeit es schon richten wird. Sicherlich hat jeder mal diese Gedanken ob das etzt alles war, ist es wirlklich das was man will usw. Ich denke aber schon das wenn man so eine Diagnose bekommt, das man dann schon nochmal anders über viele Dinge nachdenkt, oder ?

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desiderata
Gelöschter Benutzer

Re: Alles in Frage stellen ?

von desiderata am 17.04.2012 19:34

Zu der Zukunft meines Mannes und mir kann ich momentan nichts genaues sagen, aber auch hier erhoffe ich mir, das die Zeit es schon richten wird. Sicherlich hat jeder mal diese Gedanken ob das etzt alles war, ist es wirlklich das was man will usw. Ich denke aber schon das wenn man so eine Diagnose bekommt, das man dann schon nochmal anders über viele Dinge nachdenkt, oder ?

@Erdbeere
Ich würde schon sagen, dass das ziemlich normal ist. Was wäre ein Leben (oder auch eine Beziehung), an dessen bzw. deren Verlauf niemand zweifeln dürfte?
Vielleicht eines, das allzu glatt vor sich hin plätscherte....

Deine Empfindung, dass eine neu entdeckte Erkrankung einen "Einschnitt" und damit auch eine manchmal erheblich veränderte Wahrnehmung von scheinbar Altbewährtem bedeutet, teile ich voll und ganz.
Für manchen ist es vielleicht sogar so eine Art "Fingerzeig", dass etwas nicht stimmt - nicht nur gesundheitlich, sondern auch in der aktuellen Lebensgestaltung.

Ich kann dir nur empfehlen, dir ausreichend Zeit zu lassen, um all das zu verdauen und vielleicht auch zu akzeptieren.
Umso besser wirst du dann damit zurecht kommen können.

Dass du den für dich richtigen/passenden Weg findest, wünscht dir
desiderata

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Ursula

65, Weiblich

Beiträge: 239

Re: Alles in Frage stellen ?

von Ursula am 17.04.2012 19:45

Hallo Erdbeere,

als ich die Diagnose Lupus erfuhr, brach für mich eine Welt zusammen. Klar, ich war schon Jahre vorher erkrankt und eigentlich hatte das Ding endlich einen Namen. Dennoch. Vielleicht hing es damit zusammen, dass kurze Zeit vorher meine Mutter an einen unerkannten Lupus bzw. seinen Auswirkungen verstarb. Dass es Lupus war, stellte sich erst 1 Woche vor dem Tod heraus. Mir wurde sofort gesagt, dass ich gut dran bin, keine Organbeteiligung, alles im grünen Bereich und wenn man behandelt - kein Problem. Ich wollte nicht. Ich wollte kein Kortison, keine Therapie - ich wollte vor allem nicht krank sein. Ich hasste diese Einschränkungen, keine Sonne, kein Meer (plötzliche Jodallergie), keine langen Radtouren (weil immer kaput). Irgendwann ging es mir so schlecht, dass ich eine Reha machte. Auch dort wollten sie mir Kortison geben und ich wollte nicht. Die Oberärztin machte mit mir den Deal, die 3 Wochen, wo ich dort bin, nehme ich es, wenn es nicht gut ist, dann lasse ich es wieder. Nach Tag 3 ging für mich die Sonne auf. Die Schmerzen waren deutlich weniger, ich wurde etwas  unternehmungslustiger ect. Seit dem (14 Jahre) nehme ich Kortison, mittlerweile nur noch 2,5 bis 5 mg. Die Psyche blockte aber immer noch. Der Lupus war mein Feind. Ich wollte ihn nicht. Ich wurde neidisch auf alle, die gesund waren. Richtigen Rückhalt habe ich weder aus Familie noch von Freunden (die haben sich verkrümelt - und nach einem Umzug habe ich keine richtig guten mehr gefunden). Ich hasste es (und tue es immer noch) zu sagen: Das kann ich nicht, jenes nicht, immer auf körperliche Grenzen achten zu müssen, sich ständig mit irgendwelchen Krankheiten auseinanderzusetzen. Geholfen hat mir erst eine Studie, die damals an der Uni Düsseldorf lief "Krankheitsbewältigung". Seit dem hat derLupus seinen Schrecken verloren, die Todesangst, ich kann mehr darauf vertrauen, dass nach schlechten Tagen auch gute folgen. Mein Freund ist die Krankheit nicht geworden, aber auch nicht mein Todfeind. Ich kann auch schlecht über meine Gefühle bzgl. der Kankheit mit Nichterkrankten reden. Weil ich einfach vieles auch gar nicht in Worte fassen kann. Man ist zu schnell in der Psychoecke, wenn es einfach mal wieder zuviel ist. Und wenn es dann besser ist, dann ist man für die anderen immer noch in der Psychoecke. Das sind meine Erfahrungen. Mir hilft Sport, die Arbeit (wirklich!!, ich habe eine stressige Arbeit - Teilzeit, aber ich bewältige sie und das tut meinem Ego gut :). Dort sieht man nicht, was ich nicht kann (Sonne, körperliche Belastung usw.), sondern was ich kann.

Ach - für mich war mein Mann kein guter Berater. Irgendwann wurde das Thema Dauerthema - gewohnheitsmäßig (damals habe ich noch nicht wieder gearbeitet und hatte auch nicht viel mehr zu erzählen). Ich war ständig wütend auf ihn und er sah irgendwann nur noch die Mängel, die ich hatte und die ihn einschränkten. Irgendwann haben wir da den Dreh bekommen und "lösungsorientiert, wie mein Mann sagen würde" gearbeitet. Radtour mit Freunden, geht nicht zu starke Sonne, fahre alleine mit und ich komme dazu. Urlaub im Süden, Im Sommer fährt er mit Freunden (ist Lehrer und hat eh mehr Urlaub als ich), wir fahren im Herbst. Unserer Ehe hat das gut getan und mein Mann fühlt sich nicht mehr "auch krank" - nur manchmal :).

Hast du mal an eine Therapie gedacht. Fände ich hilfreich, wenn du z.B. nicht weißt, wie dein Leben so weiterlaufen soll mit Lupus. Mal Möglichkeiten durchzuspielen, zu schauen, was unter den veränderten Umständen auch Spaß macht.

Ich hoffe, mein Beitrag hilft dir in irgendeiner Weise :)

LG

Ulla

Der Mensch kann nicht tausend Tage ununterbrochen gute Zeit haben, so wie die Blume nicht hundert Tage blühen kann. Tseng-Kuang

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chrissi32

47, Weiblich

Beiträge: 270

Re: Alles in Frage stellen ?

von chrissi32 am 18.04.2012 18:57

Hallo,

ich kann Dich nur zu gut verstehen. Mir geht es momentan irgendwie ähnlich, dass ich alles in Frage stelle....
Ich bin momentan in Rente, gehe daher nicht arbeiten, was mich auch nicht gerade glücklich macht.
An Tagen, an denen es mir körperlich schlecht geht, denke ich nicht besonders viel nach, da bin ich mit meinen Gesundheitsproblemen genug beschäftigt.
Aber sobald es mal anfängt, mir besser zu gehen, fange ich an, zu grübeln, ob das mit der Rente wirlich so seine Berechtigung hat, wie lange das noch so gehen sollte, wann ich wieder arbeiten kann.
Ich fange dann in wilder Unternehmsenslust an, mir alle möglichen Dinge vorzunehmen, will mich ehrenamtlich engagieren, wieder mehr raus gehen, Sport machen. Versuche wieder, bei meinem Freund mitzuhalten, wenn wir spazieren oder wandern gehen.
Das geht natürlich meisten snicht lange gut, und dann kommt wieder der Einbruch und die Ernüchterung.

So geht das immer wieder hin und her. Und ich stelle auch schon alles in Frage, ob ich mich von meinem Freund trennen soll...dabei kennen wir uns bereits seit 17 Jahren und leben seit 10 Jahren zusammen.
Ich will dann alles hinschmeißen, einen völligen Neuanfang machen, in der Hoffnung (oder irren Annahme), dass sich dann alle Probleme von selbst lösen. Aber die Krankheit bleibt mir ja....
Und irgendwie merke ich auch, dass ich bei vielen gesunden Menschen gar nicht mehr mitreden kann oder will. Wenn die sich über ihre Arbeit aufregen, Probleme in der Firma, etc. etc. dann denke ich immer nur "was haben die für Probleme?" Seit ich mehrmals durch meine Krankheit ziemlich nah am Tod vorbei geschrammt bin, kommen mir diese Alltagsprobleme so banal vor....aber ich weiß, sie gehören eben auch zum Leben dazu und haben ihre Berechtigung als Probleme. Nur kann ich mich nicht auf diese Probleme einlassen und sie als solche ansehen, weil mir die ganze Arbeitswelt, das menschliche Leben, Beziehungen, etc. so konstruiert vorkommen.
Oder ich bin einfach neidisch, weil ich nicht mehr mithalten kann????
Klingt jetzt alles sehr durcheinander und abgedreht, ich weiß nicht, ob mich jemand versteht.....ist schwer in Worte zu fassen.

Irgendwie will ich etwas ändern an meinem Leben, weiß aber nicht genau was und wie.
Manchmal denke ich auch, ich bin mit meinem jetzigen Leben zufrieden, so wie es ist, manchmal möchte ich es aber auch komplett wegschmeißen.
Und dann verfalle ich doch wieder in den Alltagstrott, mache weiter wie bisher....
Ich war früher sehr leistungsorientiert, das hat sich seit meiner Krankheit ändern (müssen), aber tief im Inneren definiere ich mich immer noch sehr nach meiner Leistung!

Ich habe auch schon mehrere Psychotherapien durch, nehme auch schon Antidepressiva - aber geholfen hat mir bisher nichts.

So, jetzt habe ich Dich von meinen Problemen zugetextet. Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber ich kann Dich sehr gut verstehen!

Viele Grüße

Chrissi

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.04.2012 18:58.

NiNoa

47, Weiblich

Beiträge: 428

Re: Alles in Frage stellen ?

von NiNoa am 19.04.2012 14:19

Hallo Erdbeere und all ihr Anderen!

Ich kann aus den Worten von Ulla und Chrissi ganz viel Nachvollziehbares rauslesen und finde sie gut und verständlich gewählt. Die Irritation und Unsicherheit, ob man verstanden wird, erübrigt sich ja angenehmerweise, sobald wir "unter uns" sind .

Auch mir ging es viele Jahre sehr ähnlich, eigentlich habe ich meine gesamten 20er in dieser Verfassung aus Fassungslosigkeit, Zorn, verlorenem Halt und Trauer verbracht - zumindest im Inneren. Äußerlich habe ich (wenn ich gerade mal nicht im KH war) im Beruf Theater gespielt/Leistungsfähigkeit vorgegaukelt, es mir selbst nicht abgenommen und bin dadurch immer tiefer in den Strudel aus anfangs genannten Gefühlen geraten. Auch ich lebe seit 17 Jahren in einer Beziehung (inzwischen Ehe ) und es gab einige tote Punkte - eben weil ALLES ALLES ALLES "kontaminiert" wird von der Erkrankung. Auch habe ich mehrere Therapien gemacht, die zum jeweiligen Zeitpunkt nicht sinnlos, aber auch nicht wirklich sinnstiftend waren. Dennoch war es mir immer wichtig, auch Externe mal auf mich gucken zu lassen, weil man selbst sowie Freunde und Familie ja irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen .

Und heute? Nach 12 Jahren habe ich eine großartige Rheumatologin gefunden (Frau Prof. Jacobi von der Uniklinik Münster, vormals Charité Berlin) und nach 14 Jahren (heute!) geht es mir gut wie nie!!
Wirklich geholfen hat mir diese Frau mit der klaren Diagnose, einem handfesten Plan für Medikamente und der Ansage: "Daran wird sich jetzt gehalten und dann wird es aufwärts gehen, das verspreche ich." Und sie hat Wort gehalten!

Erst gab es noch eine Chemo (fies, aber SEHR wirksam) und ab da ging es wirklich peu a peu aus dem Dunkel raus. Und ich kann nur noch anfügen: mit zunehmender Gesundheit verändert sich die gesamte Welt und/oder Wahrnehmung (das ist ja subjektiv oft dasselbe ). Ob Familie, Job, Motivation, Sexualität/Intimität/Körperempfinden, Freizeitgestaltung (und Lust auf dieselbe), Finanzen oder halt das gesamte Innenleben (Glaube, Zuversicht/Mut etc.) - ALLES bekommt ein neues Gesicht!
Ich bin überzeugt davon, dass die (bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägte) Depression, die sich mit einem solchen Schicksalsschlag einhergeht, das komplette Leben dunkler (und manchmal halt rabenschwarz) färbt. Sich daraus "einfach so" zu erretten, ist unfassbar schwer!

Aber wenn es dann endlich aufwärts geht, passiert auf wundersame Weise die Heilung in sich drin praktisch gleich mit! Das ist ein schleichender Prozess und irgendwie gar nicht zu greifen, aber mir ist es echt passiert (und ich glaube, vielen anderen auch) !

Ich bin beileibe nicht gesund (wie so viele andere, die auch ich beneide - ist doch klar!!), werde aufgrund meines Glücks ob des Ist-Zustandes voraussichtlich auf Kinder verzichten, bin ebenfalls berentet und nur ein bissel in Teilzeit beschäftigt und kann SOOOOO vieles nicht mehr tun, was früher "normal" war, aber ich bin happy ! Jetzt kann man sagen:"Ja klar, im Vergleich zu vorher geht es dir besser, aber...!" Aber was?? Das ist das Einzige, was mich interessiert! Die einzige Vergleichsmöglichkeit, die ich angemessen finde und damit lebe ich bestens und das lasse ich mir NIE wieder nehmen!

Daher wünsche ich jedem von Euch in erster Linie Stabilisierung eurer Erkrankung!! Gute Ärzte, die euch Vertrauen geben, Medis, die wirken (und möglichst wenig nebenwirken) und danach jede Menge Licht nach all dem ätzenden Dunkel!!!

LG NiNoa

"Ich habe unter denen, die sich einer unerschütterlichen Gesundheit erfreuen, noch keinen getroffen, der nicht nach irgendeiner Seite hin ein bißchen beschränkt gewesen wäre; wie solche, die nie gereist sind." André Gide (1869-1951)

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Erdbeere

42, Weiblich

Beiträge: 10

Re: Alles in Frage stellen ?

von Erdbeere am 19.04.2012 16:03

Na da kamen ja noch ein paar Antworten

In vielem was Ulla und chrissi geschrieben haben kann ich mich wieder erkennen und ich kann es sehr gut verstehen.

Seit Anfang des Jahres befinde ich mich bereits in Psychologischer Behandlung. Diese schadet mir natürlich nicht, allerdings sehe ich auch keine grosse Veränderung, obwohl ich da villeicht auch zu viel, zu schnell erwarte.

Und irgendwie merke ich auch, dass ich bei vielen gesunden Menschen gar nicht mehr mitreden kann oder will. Wenn die sich über ihre Arbeit aufregen, Probleme in der Firma, etc. etc. dann denke ich immer nur "was haben die für Probleme?" Seit ich mehrmals durch meine Krankheit ziemlich nah am Tod vorbei geschrammt bin, kommen mir diese Alltagsprobleme so banal vor....aber ich weiß, sie gehören eben auch zum Leben dazu und haben ihre Berechtigung als Probleme

Auch da gebe ich chrissi recht. Wie oft habe ich schon gedacht " Die Probleme hätte ich auch gerne, wenn das mein einziges Problem wäre ", aber natürlich haben auch ihre Probleme ihre Berechtigung.

Auf einem Geburtstag eines Freundes vor einigen Wochen konnte ich leider nicht gehen, da es mir schlecht ging und ich lieber zu hause geblieben bin. Heute habe ich von einer Freundin mitbekommen das der Bruder meines Mannes auf dem Geburtstag vor so vielen Leuten meinte
" Ach die spinnt doch, man kann sich eine Krankheit auch einbilden um beachtung zu bekommen "
Das tut so weh !!! Ich könnte heulen vor Wut, Enttäuschung und auch etwas Selbstmitleid. Wie sollen sie es auch verstehen, ich sehe ja äusserlich auch aus wie das blühende Leben .

Mir hilft Sport, die Arbeit (wirklich!!, ich habe eine stressige Arbeit - Teilzeit, aber ich bewältige sie und das tut meinem Ego gut :). Dort sieht man nicht, was ich nicht kann (Sonne, körperliche Belastung usw.), sondern was ich kann.

Auch das kann ich absolut unterschreiben !!! Ich glaube mir wird es schon helfen wenn sich bei der Prüfung der Umschulung was ergibt und ich endlich auch mal wieder etwas anderes machen kann und zeigen kann was noch alles in mir steckt.

Ich finde es wirklich schön dieses Forum gefunden zu haben. Niemand denkt so wie mein Schwager und man braucht keinem erklären wie man sich fühlt weil es jeder hier WEIß.

Danke und Liebe Grüsse

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chrissi32

47, Weiblich

Beiträge: 270

Re: Alles in Frage stellen ?

von chrissi32 am 19.04.2012 16:13

Hallo Erdbeere

ja diese Äußerungen von Bekannten oder Verwandten tun sehr weh, davon kann ich ein Lied singen.

Ich musste mir schon von meiner Schwester, auf die Aussage hin, dass ich müde sei, anhören: "Wovon denn? Vom nichts tun??"
Oder:"Gehst Du schon wieder ins Krankenhaus? Wie lange denn? Kein Wunder, dass wir so hohe Krankenkassenbeiträge zahlen müssen."
Sie hat zwar hinterher gemerkt, dass sie mich verletzt hat, hat gesagt, es wäre nicht so gemeint gewesen, aber ich weiß, dass sie es genau so gemeint hat!

Viele Grüße

Chrissi

Antworten
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