Lupus und Lebensqualität
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Re: Lupus und Lebensqualität
von Sarahli am 10.11.2009 15:00Ich möcht auch mal meinen Senf dazu geben! ;)
Ich finde ihr habt Recht, wenn ihr sagt Dauerjammern bringt nix und man solle "das Beste aus der Situation machen".
Für mich gibts da allerdings auch das Problem mit den Ärzten.
Es ist mir auch wie vielen hier jetzt schon des öfteren so ergangen, dass Ärzte mir gesagt haben, es könnte mir garnicht schlecht gehen, da meine Blutwerte ja schonmal schlechter waren...! Und diese Sache mit der Benotung von 1-10 wie man sich gerade fühlt hab ich auch schon öfter mitgemacht. Das finde ich aber allerdings total unsinnig. Als Beispiel: Lag mal mit einer Frau auf einem Zimmer im Krankenhaus, sie hatte ein paar Stunden zu vor eine Bauchspiegelung gehabt, ich einen Bauchschnitt. Sie hat ihr Empfinden mit sehr schlecht bewertet, ich mit "im unteren viertel aber eher so mittel". Aber das nur weil ich wahrscheinlich schon viel schlimmere Schmerzen erlebt habe als diese Frau...! Also wie will ein Arzt daran etwas messen?
Ich tue alles dafür dass mein Leben qualitativ hochwertig bleibt und versuche mir meine Zeit "einzuteilen", so gut es eben geht (und so gut es "die Gesunden" - die bestimmen ja meistens einfach meine Freizeit, ist jetzt nicht böse gemeint - zulassen)
Mir gehts es allerdings sehr oft sehr schlecht nachdem ich beim Arzt war, so dass ich denke mein Leben ist irgendwie nicht mehr so richtig viel wert...! Egal ob einem der Arzt sagt: Man, wir müssen schnell was tun. oder: Ihnen kann es garnicht schlecht gehen.
Ich mache da keinem Arzt einen Vorwurf, es ist ja nunmal so, dass sie nur das anwenden was sie lernen, weil irgendjemand es zur "bestmöglichen" Methode bestimmt hat...
Aber ich würde mir manchmal weniger Probleme mit ihnen wünschen, ich glaube dann würd es mir auch besser gehen...!
Re: Lupus und Lebensqualität
von sungmanitu-wakan am 11.11.2009 13:48Hallo Marsy, und andere die Lust haben einen halben Roman zu lesen,
ich glaube ich habe da nicht weit genug ausgeholt, das ich von allen so verstanden werde wie ich es gemeint habe. Das ist halt einer der Nachteile eines Forums, in dem frau manchmal aus Faulheit oder um nicht mit ganz so ellenlangem Geschreibsel zu nerven etwas nicht ausführlich genug darstellt. Im Gegensatz zum persönlichen Gespräch in dem man Mißverständnisse oft gleich ausräumen kann.
Wir können gerne meinen Thread als Anlass nehmen um ausführlich über Lebensqualität zu reden.
Für mich gehört allerdings die Gesundheit untrennbar zur Lebensqualität dazu und beeinflußt diese in meinem! Fall ganz immens. Ich bin sehr gerne draußen unterwegs in der Natur, ich bin sehr gerne mit meiner Familie zusammen, ich koche und backe sehr gerne mit und für Freunde und Verwandte. Alle diese Bereiche werden allerdings durch einen schlechteren Gesundheitszustand negativ beeinflußt, deshalb versuche ich das was irgendmöglich ist rauszuholen aus der Restgesundheit.
Oft bin ich dabei, resultierend aus meinem Krankheitslebenslauf anderer Meinung als meine Ärzte in eben diesem Moment. Leider habe ich bis jetzt immer, also in wirklich jedem Fall, am Ende recht behalten mit meiner Einschätzung der Lage.
Das ist mir mehrfach passiert. Und immer, siehe oben, hatte im Nachhinein der Arzt unrecht.
Ich weiß wirklich nicht woran das liegt, kann nur Vermutungen anstellen.
Eine dieser Vermutungen ist das ich mit meinem Overlap-Syndrom, diese Diagnose steht so noch nicht allzulange, nämlich seit März, halt nicht labor- und symptommäßig in die Schublade passe die der Arzt gerade geöffnet hat.
Viele Ärzte mit denen ich zutun hatte, beileibe nicht alle dem Multiversum sei Dank, sind meiner Ansicht nach nur in der Lage eine Schublade auf einmal zu öffnen. Und was da nicht reinpasst gibt es nicht und basta.
Schon garnicht wenn man so aussieht wie ich, wie aus nem Nazipropagandaplakat gehüpft. Groß, hellblond, breitschultrig, freundliches rundes Gesicht, bemüht um ruhige sachliche Kommunikation. Aber das ist schon die zweite dieser Vermutungen und führt hier nicht weiter.
Wieder ein konkretes Beispiel:
Im März werden Hände und Füße geröngt und mit den Aufnahmen von 2004 verglichen.
Der Doc ist sichtlich erschrocken und erzählt mir das da ja deutliche Erosionen zu sehen wären, die Gelenke dabei wären kaputt zu gehen, es sich offensichtlich um ein Overlap handelt und ihm unverständlich wäre warum das vorher keiner bemerkt hätte, aus der Akte würde doch hervorgehen das ich bei jedem der halbjährlichen Besuche in der Ambulanz
über schmerzende Hände und Füße geklagt hätte und das man es da wohl mit einem anderen Medikament versuchen müßte um diesen Prozess aufzuhalten.
Jetzt in der Klinik, in die ich mich in Absprache mit eben diesem Arzt einweisen ließ, der selber war ausgerechnet in dieser Woche im Urlaub, worüber ich mich auch sehr gefreut habe, um alles gründlich abzuklären war das aufeinmal nicht
mehr so schlimm und man muß jetzt nochmal überlegen ob oder ob nicht.
Finde ich gelinde gesagt zum kotzen, sind nämlich meine Hände und meine Füße.
Und diese, wenn sie entzündet sind, hindern mich daran so lange draußen zu sein wie ich möchte, jetzt im Herbst wo es so schön bedeckt ist und ich keine Angst vor der Sonne haben brauche. Hindern mich daran mich in den Zug zu setzen und meine 250 und 900 km weit weg wohnenden Kinder zu besuchen. Hindern mich daran zwei halbe Tage in der Küche zu stehen und ein gutes Essen für die Freunde vorzubereiten.
Und hier schließt sich für mich der Kreis zur Lebensqualität.
Deshalb bin ich momentan so unzufrieden.
Andere Dinge die ich gerne tue - telefonieren und Treffen mit anderen Lupis, vor dem Forum hocken, lesen und Musik hören werden nicht so sehr beeinflußt zum Glück.
Es mag sein das ich zuviel erwarte, das es wirklich daran liegt das eben nicht mehr geht, schon garnicht soviel wie ich mir erträume. Das mag ich aber noch nicht glauben.
(Mit
Behandlungsempfehlungen nicht befolgen soll. Ich bin allerdings der Meinung, das manche Ärzte der Meinung sind, das man die Klappe zu halten hat wenn man nicht gerade lebensbedrohlich erkrankt ist, das man seine Erkrankung zu relativieren hat und sich gefälligst mit denen zu vergleichen hat denen es schlechter geht. Und da möchte ich mich bitte nicht anschließen.)
Was ist für Euch den Lebensqualität, wie eng ist bei euch diese mit dem momentanen Krankheits/ Gesundheitszustand verknüpft?
Interessiert mich jetzt wirklich mal.
Vielleicht mag sich ja jemand dazu äußern.
Liebe Grüsse
Susanne
Erst habe ich gemerkt, daß es so ist -
und dann habe ich begriffen warum es nicht anders sein kann.
Und doch will ich das es anders wird!
Tucholsky
Vamapirsy
Gelöschter Benutzer
Re: Lupus und Lebensqualität
von Vamapirsy am 11.11.2009 16:04Hallo Susanne,
ich habe deinen Beitrag gerade sehr interessiert gelesen - soo lange ist er auch wieder nicht.
Du hast recht, dass die Darstellung im Forum manchmal etwas knapp ist und auch schnell Mißverständnisse entstehen.
Danke! Du hast mich ja auch verstanden - mir geht es gar nicht um die persönliche (auch wenn das natürlicherweise für jeden wichtig ist) sondern um den ganzen Komplex Lebensqualität. Deshalb finde ich es auch nicht gut, wenn dieses Thema auseinander gerissen wird. Die LQ liegt eben außer in der Gesundheit auch im persönlichen Umfeld aber auch in der Umwelt und allgemeinen Bedingungen - die viele betreffen.
Du schreibst:
Ich versuche diesen Einfluß der schlechten Gesundheit auf die (gefühlte) Lebensqualität zu kompensieren. Dabei ist auch die innere Einstellung wichtig. Beispiel: mir ist es früher im Gebirge immer sehr gut gegangen, z.B. auch der Blick vom Gipfel über ganze Bergketten. Jetzt: Nicht mal Bergwandern mehr möglich. Aber das Freudegefühl ist trotzdem noch möglich: wir fahren mit der Seilbahn auf einen hohen Berg - da kann man dann auch etwas herumstapfen wenn eine einigermaßen flache Fläche vorhanden ist - und das Glückgefühl beim Anblick der Berge stellt sich wieder ein! Es ist einfach schön. Ich hab auch keine Lust mir von meiner Krankheit meine positive Lebenseinstellung kaputt zu machen, auch wenn es manchmal sehr schwierig ist...
Das ist mir mehrfach passiert. Und immer, siehe oben, hatte im Nachhinein der Arzt unrecht.
Das ist natürlich furchtbar, wenn du nur solche Erfahrungen gemacht hast! Aber andererseits, vorausgesetzt du bist immer noch bei dem Arzt - dann müßte er dich doch jetzt kennen und wissen, dass bei dir einiges anders ist als man vermutet. Deshalb auch weiter oben schon mein Einwand man sollte nicht immer gleich wechseln. Wir Lupis sind für die Ärzte mit Sicherheit nicht gerade die am besten einschätzbaren Leute ;) vor allem nicht wenn man in keine Schublade reinpasst. Aber es gibt sicher welche, die uns noch Schubladen basteln - ich meine jetzt damit, dass es schon Ärzte gibt die wissen, dass die Laborwerte nicht immer so typisch sein müssen.
Wegen dem Vorfall mit deinen Händen und Füßen: ich würde noch einmal zu dem Arzt in die Klinik gehen - wenn er da ist. Nach deiner Schilderung verstehe ich auch deine Unzufriedenheit. Irgend etwas Ärgerliches passiert bestimmt jedem ich hatte auch schon einige Schockerlebnisse - aber diese Ärzte haben mich nur einmal gesehen. Was aber wichtig war - ich hab es mit dem Hausarzt besprochen und wollte auch seine Meinung hören, ob ich das so richtig sehe...
An die Meinung ihrer Ärzte angepasst haben
meine ich ganz bestimmt nicht das man/frau
Behandlungsempfehlungen nicht befolgen soll. Ich bin allerdings der Meinung, das manche Ärzte der Meinung sind, das man die Klappe zu halten hat wenn man nicht gerade lebensbedrohlich erkrankt ist, das man seine Erkrankung zu relativieren hat und sich gefälligst mit denen zu vergleichen hat denen es schlechter geht.
Hat das jetzt jemand direkt gesagt oder wird das so interpretiert? Ganz ehrlich ;) - Klappe halten müssen ist nicht gut, da kann ich nicht bleiben :) . Aber der Arzt kann es wirklich nur von sich aus sehen und sieht einfach nur: Laborwerte o.k. keine weiteren Veränderungen - somit für diesen Tag gutes Untersuchungsergebnis. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass er damit meint, dass du keine Beschwerden mehr hast.
Interessiert mich jetzt wirklich mal.
ich versuche der Krankheit nicht zu viel Raum einzuräumen. Natürlich fällt man dann sehr oft auf den nackigen Boden der Tatsachen. Beispiel: letztes Jahr habe ich zwei Konzertkarten in den Sand setzen müssen, mit Flug etc. weil der doofe Lupus gemeint hat, er möchte jetzt diesen Sänger aber wirklich nicht hören ;) . Aber schon die Zeit vom Konzertkarten kaufen bis zum gemeinsamen Rumspinnen mit anderen Fans und Planen war einfach schön. Natürlich hab ich an den Konzertabenden dann nicht gerade die beste Stimmung gehabt aber jetzt freue ich mich schon wieder auf nächstes Jahr - Karte hab ich schon ;)
Für mich (individuell) hängt Lebensqualität auch sehr stark mit Lebenseinstellung und mit meinem persönlichen Umfeld zusammen. Dies ist aber mit Sicherheit nur Subjektiv.
Deutschland soll nach welt.de nur auf Platz 22 im 'Vergleich der internationalen Lebensqualität sein Quelle: welt.de - das sind dann die messbaren LQ-Merkmale.
So jetzt war es wohl von mir ein Roman...
Liebe Grüße
marsy
marsy
Gelöschter Benutzer
Re: Lupus und Lebensqualität
von marsy am 11.11.2009 22:19Susanne, erschreck jetzt nicht, weil ich als vamapirsy abgemeldet bin.
Re: Lupus und Lebensqualität
von sungmanitu-wakan am 17.11.2009 14:38Hallo Marsy,
war zum TitanplattenausdemArmwiederrausnehmen. Lese mal in Ruhe und schreib dir dann noch was dazu. Gib mir bitte etwas Zeit ich bin momentan nicht soviel am PC.
Liebe grüsse Susanne
Erst habe ich gemerkt, daß es so ist -
und dann habe ich begriffen warum es nicht anders sein kann.
Und doch will ich das es anders wird!
Tucholsky
Re: Lupus und Lebensqualität
von Grasshoppermouse am 17.11.2009 14:58Hallo,
ich antworte ein wenig spät, musste aber erst einmal in mich gehen, befinde mich krankheitsbedingt in einer großen Krise. Das Thema "Lebensqualität" treibt mich daher auch eine Weile um, besonders nach einer Episode aus der Rubrik" Desletzt im meiner Klinik":
Arzt (nicht mein Rheumadoc): Wie geht es Ihnen den so mit der Kollagenose?
Ich: Nicht gut. ....... an Lebensqualität ist praktisch nichts übrig geblieben.
Arzt: Was erwarten Sie eigentlich? Seien Sie doch froh, dass Sie überhaupt noch laufen können.
Letztendlich habe ich mich dann auch gefragt: Was darf/kann unsereins/ich noch erwarten mit knapp 40 an Lebensqualität, die sich für mich an verschiedenen Lebensbereichen festmacht (wahrscheinlich noch was vergessen):
- Gesundheit/Krankheitsverlauf
- Umgang mit der Krankheit durch Ärzte/Umfeld
- Aussehen
- Freizeitgestaltung/Mobilität
- Arbeit
- Partnerschaft
Alles nur noch nada? Alles gut, solange man nicht tot ist? So kommt es mir vor, wenn ich höre, was mir da so gesagt wird und mir widerfährt. Mir persönlich ist das zu wenig, weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie ich das ändern kann. Positive Einstellung ist sicherlich ein Anfang, bringt mich aber auch nicht wirklich weiter, da ich auf grundlegende Faktore keinen Einfluss habe. Ich bin i. M. aber sicherlich auch zu empflindlich.
@Susanne: Danke für die Fragestellung. Es tut gut zu wissen, dass mich dieses Thema nicht alleine umtreibt.
Gruß
grasshoppermouse
Re: Lupus und Lebensqualität
von Sunflower am 17.11.2009 15:20hallo grashoppermouse,
ich sehe das geanuso wie du. Ich könnte jedes Mal ausflippen wenn ich sage, ich bin müde und mir jeder sagt: ach, das bin ich auch!
Re: Lupus und Lebensqualität
von anniidol am 17.11.2009 18:08solche Antworten sind aber auch sehr kompetent. Krankheit fängt bei manchen erst beim Rollstuhl an oder wie ?
@Sunflower: oh ja, das hasse ich auch, besonders vom Facharzt. Oder: jaja, wir werden alle vergesslich.
"Die Wesen mögen alle glücklich leben, und keinen möge ein Übel treffen. Möge unser ganzes Leben Hilfe sein an anderen! Ein jedes Wesen scheuet Qual, und jedem ist sein Leben lieb. Erkenne dich selbst in jedem Sein und quäle nicht und töte nicht."
(Gautama Buddha, 560-480)
Re: Lupus und Lebensqualität
von annette am 17.11.2009 18:30aber nein!!
es liegt doch immer nur am Wetter!
leider habe ich auch oft das Gefühl, dass Nicht-tot-sein als großer Erfolg gewertet wird, mir aber verständlicherweise nicht reicht!
Re: Lupus und Lebensqualität
von Grasshoppermouse am 18.11.2009 13:36Eben! Mir reicht das auch nicht. Es ist mir schon klar, dass das mit der "Wanderung über die Alpen" nichts mehr wird. Aber zwischen dem und gar nichts muss es doch noch was geben, oder etwa nicht? Wie komme ich da hin?
- Wie kann ich der Entmenschlichung im Klinikaltag entgegenwirken. (Ich kann mir nicht helfen, aber ich komme mir manchmal vor wie eine Schweinehälfte bei der Fleischbeschau: mehrere werfen einen Blick drauf, drücken dran rum, dann Stempel auf die Backe und weitergeschoben); die Komentare sind dabei eine Seite der Medaille
- Wie komme ich zu Lebensqualität, wenn kein Medikament greift und ich mich gerade nur noch so durchschleppe?
- Wie komme ich von dem totalen Abstellgleis runter, auf das mich mein Arbeitgeber geschoben hat, seit mit bekommen hat, dass ich chronisch krank bin? (Hat nichts mit meiner Leistung zu tun)
- Wie bekomme ich mein Umfeld dazu, meine Erkrankung zu akzeptieren oder zumindest, dass ich mich mit meinem Leben darauf entsprechend einstellen muss. Es braucht mir wirklich keiner das Händchen zu halten, aber die Sprüche "Pausen sind für Weicheier" u. ä. würde ich wirklich gerne abstellen.
Das sind nur einige Punkte. Es steht und fällt halt alles mit gesundheitlichen Verfassung. Klar hilft jammern nicht weiter und positive Einstellung ist immer gut. Kann nur gerade beim besten Willen keine mehr aufbringen. Wie gesagt, ich trete Lösungstechnisch auf der Stelle?
Viele Grüße
Grasshoppermouse