Eingriffe/Untersuchungen unter Sedierung mit Propofol - Achtung!

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Leya

-, Weiblich

Beiträge: 4773

Eingriffe/Untersuchungen unter Sedierung mit Propofol - Achtung!

von Leya am 20.08.2011 00:57

Hallo,

wir haben bereits häufiger über Propofol bei Magen- und Darmspiegelungen diskutiert.

Narkose bei Magenspiegelung keine Kassenleistung mehr!

Überaktiver Darm bei Lupus?

Mir ist jetzt ein Artikel des Focus in die Hände gefallen:

....Bei wem auch immer FOCUS nachfragt – Ärzte halten Propofol für unverzichtbar. Aber es sollte bei seinem Einsatz ein Spezialist dabei sein. Dass diese Anforderung nicht immer befolgt wird, kostet möglicherweise auch in Deutschland den einen oder anderen Patienten das Leben.

Das Narkosemittel zählt zu den Standardpräparaten bei Operationen. Dann steht ein Facharzt dabei, ein Anästhesist. Dieser registriert Anzeichen von Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Muskelkrämpfe, zu langsame und aussetzende Atmung und steuert rechtzeitig dagegen. Denn jede dieser Nebenwirkungen kann mit dem Tod enden.

Und das passiert auch hierzulande mit trauriger Regelmäßigkeit, sagt Uwe Schulte-Sasse, medizinischer Gutachter und Chef-Anästhesiologe einer Heilbronner Klinik. „Der Missbrauch“, so Schulte-Sasse, geschehe tagtäglich in den Praxen niedergelassener Gastroenterologen. „Sie führen Magen-Darm-Spiegelungen durch und bieten dem Patienten an, ihn ein wenig zu sedieren.“ Doch die versprochene Dämpfung verwandele sich manches Mal in eine Bewusstlosigkeit, bei der eigentlich die Anwesenheit eines zweiten Arztes erforderlich wäre.

Drei von 10 000 Menschen, die sich einer Darmspiegelung unterziehen, sterben an Propofol, ergab eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover. Das wären 180 Opfer pro Jahr in Deutschland. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten schreibt in einer „Leitlinie“ vor: „Alle Endoskopie-Teams, die mit Propofol sedieren, müssen in der Lage sein, einen Atemstillstand angemessen zu beherrschen.“ Ein Arzt allein sei damit schon zeitlich überfordert, meint Schulte-Sasse.......

Quelle: Focus


Hier Zitate aus der im Focus-Artikel erwähnten "Leitlinie":

Allerdings ist die therapeutische Breite von Propofol geringer, der Einsatz dieser Substanz erfordert einen erhöhten Personal- und Überwachungsaufwand, dem nicht alle Endoskopieeinheiten entsprechen. Das Nebenwirkungsspektrum zeigt Atemdepression wie bei Benzodiazepinen auch, zusätzlich arterielle Hypotension und Bradykardie. Ein Antagonist existiert im Unterschied zu den Benzodiazepinen und Opiaten (Tab. 4) nicht. Umstritten ist, ob nur ein Anästhesist dieses Präparat anwenden sollte . In Deutschland ist eine anästhesiologische Präsenz nicht zwingend erforderlich. Allerdings muss ein Arzt mit intensivmedizinscher Erfahrung zugegen sein und das Medikament sicher anwenden
.......
Vorausetzung für eine intravenöse Sedierung ist der sichere und permanente intravenöse Zugang. Der applizierende Arzt hat über profunde Kenntnisse der angewanden Medikamente zu verfügen. Die Voraussetzungen zur kardiopulmonalen Reanimation müssen unmittelbar zur Verfügung stehen
........
Anders als bei Benzodiazepinen erfordert die Anwendung von Propofol die Anwesenheit eines zweiten Arztes mit notfallmedizinischer Erfahrung. Er hat die Überwachung des Patienten vorzunehmen
........
Eine Sauerstoffgabe nach individuellen Bedürfnissen des Patienten ist zu empfehlen. Vor jeder Untersuchung sollte eine Bestimmung der Vitalwerte vorgenommen werden. Wird Propofol in der Endoskopie eingesetzt, ist neben der Pulsoxymetrie auch eine Blutdrucküberwachung essentiell .

.......
In der endoskopischen Abteilung müssen ein Notfallkoffer mit der Möglichkeit zur Maskenbeatmung und Intubation und die Basismedikamente zur Reanimation vorhanden sein. Ein Sauerstoffanschluss und eine Absaugvorichtung sind selbstverständliche Voraussetzungen.
..... nach Abschluss des Eingriffs an. Eine Überwachung der Patienten, idealerweise in einem speziellen Überwachungsraum, ist daher erforderlich. Ambulant untersuchte Patienten sollten die Einheit nur mit einer Begleitperson verlassen, die den Patienten für einige Stunden beobachtet. .
.....

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) - Richtlinien und Empfehlungen
oder gleich direkt
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) - Patientenvorbereitung - Sedierung und Überwachung


Ich denke, es wäre gut, wenn wir Propofol nur dann einsetzen lassen, wenn die Bestimmungen der Richtlinie befolgt werden.

Gruß

Leya

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.08.2011 01:00.

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