Schmerzen bei SLE "objektivierbar"?
Erste Seite | « | 1 | 2 | 3
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Ela
Gelöschter Benutzer
Re: Schmerzen bei SLE "objektivierbar"?
von Ela am 29.01.2010 12:52@topo
"Inwieweit standst du und dein Mann dem Gespräch objektiv gegenüber? Meist sind die Betroffenen eher subjektiv."
In einem Arzt-Patienten-Gespräch geht es doch nicht um Objektivität/Subjektivität (mal ganz davon abgesehen, dass Wahrnehmung immer ein Prozess ist, in dem subjektive Interpretationen eine Rolle spielen! Im erkenntnistheoretischen Sinne gíbt es doch gar keine "Objektivität". Das führt hier jetzt aber nicht weiter...).
Es geht doch darum, dass ein i.d.R. medizinischer Laie (der Patient) dem Arzt (als Experte) gegenübersitzt und diesem und seiner Diagnosefähigkeit vertraut und von ihm Hilfe erhofft.
Da scheint eben in meinem Fall einiges schief gegangen zu sein. "Der Mensch ist eben kein Auto", meinte mein Orthopäde vorhin bei der Befundbesprechung...
"Gleichzeitig unterstellst du indirekt mit deiner Aussage, dass Ärzte außerhalb dieser Zentren keine qualitative Leistung erbringen... "
Das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen. Die Spezialisierung der Ärzte bringt es aber mit sich, dass es ihnen schwerfällt, über den Tellerrand ihrer Disziplin zu blicken. In einem interdisziplinären Zentrum wäre es - so zumindest meine Vorstellung - eben selbstverständlich, den eigenen Blickwinkel auf ein Krankheitsgeschehen auszuweiten auf mögliche andere Ursachen, die halt nicht im eigenen Fachgebiet liegen. Ob das dann tatsächlich auch der Fall ist, kann ich nicht beurteilen, wäre aber wünschenswert...
"Diese Aussage halte ich für sehr bedenklich."
Diese Einschätzung diente eher der "Entschuldigung" der Ärzte für ihr Nicht-Handeln - aufgrund ihres Eingebundenseins in ein System, das ihrem Handeln gewisse Grenzen setzt.
Es ist überdies ein Fakt, dass an Privatpatienten mehr (auch manchmal unnötige!) Untersuchungen vorgenommen werden als an Kassenpatienten (das Budget lässt grüßen!!) und dass sie schneller einen Termin bei Fachärzten bekommen...
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Ela
topo
Gelöschter Benutzer
Re: Schmerzen bei SLE "objektivierbar"?
von topo am 29.01.2010 14:41@ Ela
Ich stimme dir insofern zu, als das der Patient seinem Arzt vertrauen sollte. Er (der Patient) sollte deshalb aber nicht "erblinden". Mir fällt immer mehr auf, dass Patienten sich häufig als unwissend dem Arzt gegenüber präsentieren um dann, nach erfolgter Behandlung, hinter vorgehaltener Hand den Arzt als unfähig darzustellen. Dies meist nur, weil der behandelnde Arzt nicht der Wunschvorstellung des Patienten entsprochen hat.
Diese Aussage möchte ich sogar noch wie folgt erweitern: ....und der Arzt kein programmierter Roboter.
Mir ist es nach wie vor unverständlich, weshalb dies deiner Meinung nach nur in den Zentren möglich sein soll. Ist hier nicht auch der mündige Patient gefragt? Sollte dieser nicht automatisch und vor allem vollständig seine bisherige Anamnese offenlegen? Bei dieser Vorgehensweise wird der behandelnde Arzt durchaus auch andere mögliche Ursachen mit einbeziehen.
Es mag Arztpraxen geben, die diese Schiene fahren. Dies ist aber keinesfalls die Normalität. Das unser Gesundheitssystem mehr als marode ist, ist unbestritten. Diese ewige Diskussion wer nun besser oder schlechter behandelt wird lässt sich so jedenfalls nicht beantworten. Leider wird diese Diskussion häufig dann ins Spiel gebracht, wenn Wunschvorstellungen nicht zum Ziel geführt haben.
Schönes und vor allem schmerzfreies Wochenende.
Ela
Gelöschter Benutzer
Re: Schmerzen bei SLE "objektivierbar"?
von Ela am 29.01.2010 15:55@topo
Interessant, wie Du die "Beweislast" quasi umkehrst....
Zuallererst schuldet doch der Arzt dem Patienten die richtige Diagnose und nicht der Patient die "richtigen" (typischen) Krankheitssymptome...
Hinzu kommt die Sorgfaltspflicht des Arztes:
"Pfilcht des Arztes gegenüber dem Patienten zu einer zum Behandlungszeitpunkt dem anerkannten und gesicherten Stand der Wissenschaft (lege artis!) entsprechenden, kunstgerechten und für die Erreichung des Heilungserfolgs optimalen Behandlung..."
"Der Arzt begeht einen Behandlungsfehler mit Gesundheitsschädigung in der Folge, wenn er bei Diagnose, Therapie oder einer sonstigen medizinischen Maßnahme (z.B. Einsatz medizinisch-technischer Geräte) die nach den Erkenntnissen der Wissenschaft unter den jeweiligen Umständen objektiv erforderliche Sorgfalt außer acht lässt. ..."
(Zitate stammen aus dem Pschyrembel)
Obwohl alle meine behandelnden Ärzte stets sehr freundlich zu mir waren (ich fand/finde sie alle nett!), und ich mich wahrlich gut informiert habe und den Ärzten keinerlei anamnestisch relevante Informationen vorenthalten habe, kam doch keiner auf die Idee, weitere Diagnostik zu betreiben, als meine Schmerzen einfach nicht nachließen, stattdessen wurde die Medikation und die Dosis der Medikamente andauernd geändert...
Zum Glück bin ich nicht nachtragend.... (Und ich sehe ja ein, dass der Mensch ein komplexes Wesen ist und dass in meinem Fall wohl tatsächlich "erschwerende Umstände" vorlagen... Denn die Art des Bandscheibenvorfalls wie ich ihn habe, ist wohl sehr selten) Dennoch werden sich die Ärzte mit mir noch ein wenig unterhalten müssen angesichts der neuen diagnostischen Erkenntnisse - gerade weil ich eine mündige Patientin bin.
Schönes Wochenende!
Ela
topo
Gelöschter Benutzer
Re: Schmerzen bei SLE "objektivierbar"?
von topo am 29.01.2010 18:21@ Ela
Ich habe zu keinem Zeitpunkt von Beweislast gesprochen. Also bitte nichts in meine Äußerungen neu hinein interpretieren.
Grundsätzlich schuldet der Arzt dem Patienten schon mal gar nichts. Der Arzt ist in erster Linie auf die selbst gemachten Beobachtungen und damit festgestellten Symptome des Patienten angewiesen. Erst dann beginnt die Aufgabe des Arztes. Es wäre zu schön, würde ein Symptom grundsätzlich für eine Erkrankung stehen. So ist es aber leider nicht und somit sind häufig viele Puzzlesteine zum Erfolg nötig...
Schönen Abend