Ist es nur eine Depression?
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Ist es nur eine Depression?
von Robin am 04.01.2012 15:28
Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier und möchte euch gerne meine Geschichte erzählen. Ich habe keine Diagnose und weiß auch nicht ob ich Lupus habe, aber irgendwas stimmt schon länger nicht mit mir.
Die ersten unklaren Beschwerden kamen als ich 19 war. Da war es nur ein Kribbeln in Händen und Füßen und ein paar Monate davor hatte ich bräunlich verfärbte Hautstellen am Oberkörper. Beides habe ich ausgesessen und es ging wieder weg. Das Kribbeln kam danach noch zweimal vor, wurde auf den Rücken geschoben und ging nach ein paar Monaten wieder weg.
Letztes Jahr fing dann ein richtiger Spuk bei mir an. Im Sommer haben die Gefühlsstörungen in Händen und Füßen wieder begonnen, dazu war mir schwindelig und ich hatte wieder extreme Verspannungen. An einem Wochenende im Oktober konnte ich plötzlich nicht mehr Gitarre spielen, weil meine Finger mir nicht mehr gehorchten. Dazu kam eine Sehstörung: Ich sah verschwommen, was danach von Zeit zu Zeit wieder (gepaart mit schmerzenden Augäpfeln) auftrat. Am Tag darauf saß ich 5 Stunden bei praller Herbstsonne im Auto. Dabei fühlte ich mich total schlapp und müde und habe mit Sonnenbrille und zugekniffenen Augen dagesessen. Ich weiß noch, dass ich mich zwei Tage davor erkältet hatte und dachte, dass es mich jetzt wohl vollständig umhaut (grippaler Infekt). Der Infekt blieb aber aus. Von diesem Tag an fühlte ich mich wochenlang als hätte ich eine schlimme Grippe: Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schwäche, Schwindel, Müdigkeit, lag wann immer ich konnte im Bett und fühlte mich nie erholt. Dazu kam eine Schwäche in den Muskeln, vor Allem in den Händen, sodass ich einfache Dinge nicht tun konnte (z.B. eine Saftpackung öffnen) und meine Finger schmerzten sogar beim Zähneputzen und Kartoffeln schälen. Ich hatte außerdem das Gefühl, völlig neben mir zu stehen, konnte mich nicht mehr konzentrieren und war emotional unberechenbar. Dazu kam, dass ich entweder fror (besonders an Händen und Füßen)oder Schweißausbrüche und Hitze hatte. Raus ging ich nur noch selten, wenn mit Sonnenbrille, weil das Licht meinen Augen weh tat.
Mein HA veranlasste, dass ich stationär auf die Neuro kam, Verdacht auf MS. Der Verdacht konnte zerschlagen werden. Neurologisch war ich völlig unauffällig. Mein Arzt ließ sämtliche Blutwerte bestimmen und schloss so Mangelerscheinungen, Schilddrüsenerkrankung und Borreliose aus. Auch die Rheumafaktoren wurden bestimmt. Die einzigen auffälligen Werte waren schwach positive ANA, ANA-Titer 1:800+ und HEP2 schwach positiv, außerdem etwas erhöhte Harnsäure und Leberwerte. Mir wurde sowohl im KKH als auch vom HA gesagt, das seien normale Werte. Ein Rheumatologe schaute sich diese Werte an und sagte, dass er für den Moment Entwarnung geben könnte, es aber sein könnte, dass eine entzündliche rheumatische Erkrankung noch im Kommen ist und in 3 Jahren nachweisbar ist. Er verschrieb mir Diclofenac und sagte, dass ich es bei Bedarf nehmen solle. Wenn es helfe, spreche das für eine rheumatische Erkrankung. Ich habe es bis jetzt nicht ausprobiert...
In der Zwischenzeit hatte mich mein HA davon überzeugt, zur Psychiaterin zu gehen, weil er glaubt, dass meine Beschwerden psychosomatisch seien. Er verschrieb mir auch ein niedrig dosiertes Antidepressivum, das oft in der Schmerztherapie verwendet wird. Ich war bereit, alles zu nehmen, wenn ich diese Dinge nur losbekäme. Weil ich meinen Haushalt und mein Kind nicht mehr schaffen konnte, fuhr ich dann zu meinen Eltern, die mich pflegten und mir halfen. Dort schlief ich extrem viel und lag oft auf der Couch. Nach 2 Wochen dort verschwanden meine Schmerzen. Wieder zu Hause wurde mir ein anderes Antidepressivum gegeben, weil Amitriptylin mich noch zusätzlich müde machte. Außerdem wurde bei mir eine versteckte Depression diagnostiziert, die für die Schmerzen, den Schwindel, etc verantwortlich sein soll. Ich war erleichtert: „Nur" eine Depression, damit konnte ich leben.
Vor ca. 3 Wochen kamen die altbekannten Schmerzen in den Gelenken und die Kopfschmerzen (Ibu etc. wirkungslos) aber wieder. Auch fühle ich mich wieder schlapp und schlafe sehr viel. Morgens quäle ich mich aus dem Bett und ab 20 Uhr bin ich furchtbar müde. Meine Finger fühlen sich steif an. Ich fühle mich bei kleinster körperlicher Anstrengung verausgabt, bekomme gleich Muskelkater. Außerdem habe ich seit Wochen öfter Übelkeit, Sodbrennen (auch bei leerem Magen) und es kommt teilweise Mageninhalt wieder hoch. Der Apotheker gab mir Maaloxan, das wirkt aber kaum. Ich habe außerdem extrem trockene Augen und Mund und Brennen beim Zähneputzen, weil die Schleimhaut dauernd verletzt ist. Die schuppigen bräunlichen Hautstellen am Oberkörper habe ich seit ein paar Monaten auch wieder. Meine Schwiegermutter sagte mir kürzlich, dass sie nicht glaubt, dass die Depression die Ursache ist. Die arbeitet im med. Bereich und kennt sich mit Schmerzen gut aus. Sie sagt ich soll mal zu einem guten Schmerztherapeuten gehen.
Mich beunruhigt das alles sehr und ich denke ständig darüber nach. Leider merke ich, dass mein Umfeld inzwischen eher genervt reagiert. Ich bin als psychisch krank abgestempelt. Habe auch schon den Satz gehört „Nimm deine Tablette, dann hast du keine Angst mehr". Könnt ihr was damit anfangen? Vertraue meinem Urteil zeitweise schon selber nicht mehr.
Danke fürs Lesen meines Romans. Bin gespannt auf Antworten.
Viele Grüße
Robin
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Ist es nur eine Depression?
von Renate am 04.01.2012 15:39Hallo Robin,
Das könnte so sein und ich finde die Aussage von diesem Rheumatologen gut und meine, dass du mit ihm in Kontakt bleiben solltest. Es muss nicht Lupus sein, gibt auch noch andere ähnliche Kollagenosen , aber manchmal kristallisiert sich das erst nach Jahren raus. Ich habe den Eindruck, dieser Rheumatologe nimmt dich ernst.
LG Renate
Re: Ist es nur eine Depression?
von Robin am 04.01.2012 15:42
Danke für die schnelle Antwort, Renate. :)
Re: Ist es nur eine Depression?
von Robin am 04.01.2012 15:44
@Renate: Es ist nur leider sehr schwierig einfach abzuwarten. :(
Viele Grüße
Robin
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Ist es nur eine Depression?
von Renate am 04.01.2012 15:52Ja das weiss ich und ich kann dich da verstehen, aber diese Erkrankungen sind leider "heimtückisch" und oft jahrelang nicht genau zu diagnostizieren.
Re: Ist es nur eine Depression?
von Robin am 04.01.2012 17:20
Das habe ich mich noch nicht getraut, weil ich gelesen habe, dass es eventuell Schübe auslöst. Ich wollte aber mal den Doc danach fragen.
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Ist es nur eine Depression?
von Renate am 04.01.2012 17:26Was für Schübe und wo hast du das gelesen ? Du weisst doch noch gar nicht, welche Erkrankung du hast, ich würde es mit den Tabletten versuchen und dann dem Arzt berichten und dann wird weiteres vorgehen besprochen und entschieden.
Re: Ist es nur eine Depression?
von Howlingwolf am 04.01.2012 20:02Liebe Robin,
ich weiß, Du bist verzweifelt, das war ich auch und wie: ALLE sagten, ich bin psychisch krank und ignorierten, daß ich immer mehr abnahm und verkümmerte. Ich hatte ständig Hals-und Kopfschmerzen, meine Leberwerte waren u.a. auch verändert, ich hatte oft starke Schmerzen wegen der Ergüsse rund um die Gelenke und der Innenhäute. Die Erklärung der Mediziner war absurd, sie behaupteten ich war mit Jungs intim und trug Entzündungen davon, deshalb waren auch meine Lymphdrüsen geschwollen!
Dabei war ich gar nicht in der Lage überhaupt zur Schule zu gehen.... ich dachte oft an die nächste Stunde, den nächsten Tag, überlegte, wie ich weiter funktionieren konnte, weil ich mußte. Kontakte zu anderen konnte ich gar nicht wirklich etablieren, da ich viel schlafen mußte und seit Auftreten der ersten Symptome in meiner Kindheit sehr schnell überfordert war, ich war schnell erschlagen und mußte mich ausklinken, bevor ich im schlimmsten Falle einfach abklappte.
Ärzte, Familie, Freunde, Sozialarbeiter, Psychiater, Psychologen- niemand glaubte mir, ich war bei zig "Hausärzten", Internisten, Psychologen, Psychiater- alle gaben mir scheinbar passende Diagnosen, wollten mich ohne Blutabnahme! behandeln. Ich verweigerte mich, da ich instinktiv wußte, das ist nicht richtig, das ist nicht gut für mich. Ich wußte stets, ich bin sehr krank, aber das machte alle nur noch rasender. Wie konnte ich nur so etwas behaupten? Ich wußte es einfach, meine Realität, mein Gefühl sagte mir immer und immer wieder: Du bist nicht gesund.
Ich konnte nur nicht genau ermitteln, was ich denn haben könnte, lange dachte ich, ich habe Krebs, aber auch das war nicht stimmig. Ich erzählte alles meinem ältesten Bruder Maxim und er kam zu Besuch aus den USA und brachte Doc Wallaces Lupus"bibel" mit. Ich las und das Gelesene war gleich stimmig für mich, das war 2002 glaub ich. Verrückt, dachte ich, Pops, unser Dad, starb höchstwahrscheinlich an den Folgen einer nicht erkannten Gerinnungsproblematik mit vorzeitiger Arteriosklerose und du erhälst dieses Buch und dir wird eine Wahrheit offenbahrt, die bis dahin in deinem Leben fehlte.
Leider dauerte es nochmal 6 Jahre, bis ich endlich alles schwarz auf weiß auf Papier hatte und ohne Probleme Medikamente bekam, mein letzter Psychologe war endlich einmal ein kompetenter, der bescheinigte mir eine Posttraumatischebelastungsstörung auf Grund der vielen Jahre ohne Unterstützung und Menschen, die mir Glauben schenkten und mich drangsalierten und in Krankheiten reinredeten, die ich partout nicht hatte. Ihre Vorgehensweise war verwerflich und kostete mich wertvolle Lebenszeit. Das sagte er auch dem Jugendamt, die damals in MEINEM Falle meine Tochter in Obhut gaben, weil sie der Meinung waren, ich wäre auf Grund von angeblich bestehenden irrationalen Wünschen nach Krankheit schwer psychisch krank/gestört, meine "Isolationswünsche" wären krankhaft, meine Müdigkeit anderer Natur und nicht Symptom einer Kollagenose....etc.blabla whatever....
Ich erzähle so offen wie möglich, da ich mittlerweile in der Charite angekommen bin und weiß, daß ich schwer krank bin, nach Aussage des Stationarztes... glauben wollen das aber nur eine handvoll Personen. Ich bin älter geworden, reifer und denk einfach nur noch: Fuck you ! Ich muß niemanden etwas beweisen, ich bin krank und muß tagtäglich die Herausforderung leben, ich habe jeden Tag ein Abenteuer zu bewältigen, muß meinen Wolf bei Laune halten, killekille hier, Leckerli da, so daß er mir nicht den Kopf abreißt und ich genug Kraft habe, den Tag mit Kind(Sohn) zu stemmen. Das ist eine ordentliche Leistung, ich muß mich nicht beleidigen werden, ich bin stark und habe fast immer an mich geglaubt,nur einmal war ich sehr schwach geworden und habe gedacht: Sie haben Recht, alle sagen, you are crazy, it´s all in your head, du bildest Dir alles nur ein, aber siehe da, ich bin leider wirklich krank, nur ich hatte Recht, leider Gottes in diesem Fall! But shit happens!
Mein Rat für Dich: Gib bitte nicht auf, Du hast wenigstens einen Rheumatologen, der Dir glaubt, mich hat man nicht einmal dort hin überwiesen, man hat bei mir erst 2001 glaub ich von Rheuma, und dann auch nur andeutungsweise, gesprochen.
2.) Höre auf Dein Körpergefühl, das wird Dir recht gut sagen, was los ist.
3.) Beobachte Deinen Körper: Geht es Dir schlechter vor Deinem Eisprung? Vor Deiner Menstruation/Monatsblutung?
4.) Wie verträgst Du die Sonne, Infekte, Medikamente, Operationen?
5.)Wie reagierst Du auf Stress jeglicher Art?
6.) Wie ist es mit Lebensmitteln? Verträgst Du alles? Fett? Gluten? Laktose? Histamine? Fruktose?
7.) Hast Du Durchfälle, Gewichtsverlust, Gewichtszunahme(beides ungewollt)?
8.) Fühlst du Dich grippig, schubig, schlecht, sprich ausgelaugt, immer müde, abgeschlagen, gestresst, kannst nicht stundenlang mit anderen zusammen sitzen und quatschen, arbeiten, sport machen über viele Stunden weil Dich das emotional traumatisiert?(ist eine Frage von Doc Wallace)
Dann klingt es verdammt nach einer Autoimmunerkrankung/"Rheuma"
Melde Dich jederzeit bei Fragen und Sorgen Robin!
:) Natasha
Auf Regen folgt immer Sonnenschein!
Re: Ist es nur eine Depression?
von Robin am 04.01.2012 20:42
Danke für deine Antwort, Natasha.
Es ist traurig, was Menschen dir da alles zugemutet haben und es ist bewunderswert, dass du dich da durch gekämpft hast.
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Ist es nur eine Depression?
von Renate am 04.01.2012 21:15Muss aber nicht unbedingt eine Autoimmunerkrankung sein, das gibt es bei anderen Erkrankungen halt auch.
Selbst wenn jemand eine Depression oder psychische Erkrankung hat und nicht autoimmunbedingt, dann bildet er sich das nicht ein, das ist nämlich auch eine echte und richtige Krankheit mit echten Symptomen und nichts eingebildetes.