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surfhippie

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Wie Medikamente im Ausland bezahlen?

von surfhippie am 01.11.2014 21:03

Hallo liebe lupis,

ich habe ein vielversprechendes Jobangebot in Portugal bekommen und würde über den AG dort auch kv-versichert sein, doch wie jeder weiß, ist die Versorgung niemals so umfangreich wie in DE. Mir machen die Medis am meisten Sorgen, ich muss tgl. 1000mg Cellcept einnehmen und jeder hier weiß sicherlich wie unbezahlbar das ist ohne KV! Nun stellt sich mir die Frage, ob ich die Medis quasi "bezahlt" bekommen muss, da mir sonst eine Lebensgefahr droht, wenngleich ich "nur" eine portug. Grundversorgung habe. Am liebsten würde ich natürlich in DE gesundheitlich versorgt werden und überlege daher eine AuslandsreiseKV abzuschließen. Mich belastet die Krankheit so sehr und nun, wo ich endlich die Chance habe in meinem Lieblingsland glücklich zu werden, macht sie mir einen Strich durch die Rechung.

Ich hoffe, dass mir jemand hier weiterhelfen kann, der evtl. auch Lupus hat und im Ausland arbeitet und dort Soz.labgaben leisten muss.

Danke vorab und ein schönes WE!!

LG

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Re: Aufputsch Mittelchen

von surfhippie am 13.08.2014 17:29

Das tut mir so leid für dich. Ich habe auch eine schwierige Zeit hinter mir und kann dir vielleicht ein paar Tipps geben, wie du wieder auf die Beine kommst.

Mir haben Yoga, Meditation, gesunde vegetarische Ernährung, relaxte trance/progressive Musik, künstlerische Betätigung, das Auseinandersetzen mit spirituellen Praktiken und das Bewusstein, dass die Seele der Spiegel der Krankheit ist, geholfen ohne Medis auszukommen.

Ich wünsche dir viel Kraft, positive vibes, peace n love!

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Re: Einsatz von Canabis in der Lupus Therapie

von surfhippie am 13.08.2014 16:50

Das ist ja spitze. Ich überlege auch seit einiger Zeit mit meinen Arzt darüber zu sprechen, nachdem ich nun zum xten Mal alle Medis abgesetzt habe, weil sie mir einfach nur schaden. Aza, wa ich anstatt Cellcept einnehmen sollte, hat mir nichts als Erkältungen und Hautprobleme eingehandelt. Seitdem ich damit aufgehört habe, ist alles wieder super.

Wie kann ich das Thema anschneiden, wenn ich das nächste Mal zur Kontrolle gehe? Du kochst die Pflanze auf? Ist Öl nicht die bessere Wahl?

Danke für deinen Rat.

Endlich jemand, der der Pharmalobby nicht den kleinen Finger streckt. Green is good! :)

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 24.01.2014 12:36

Die ganze Wahrheit könnt ihr hier lesen.

Die beiden Kapitel Vom Wolf gebissen und Ich wünscht ich wär unsichtbar sind lupusbezogen!

Ich freue mich auf euer Feedback.

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 24.01.2014 12:06

Hallo,

ich möchte mich hier noch einmal zu Wort melden, um das "Missverständnis" aus dem Weg zu räumen, das auch aus meinem Blickfeld durchaus berechtigt erscheint.
Das ist NICHT! das Original, deshalb sind darin auch nicht die "Kapitel" enthalten, die den Lupus thematisieren in aller Eindeutigkeit. Ich habe diese HIER in diesem Thread offengelegt.

Ich bin Autorin und ein Roman lebt nicht ausschließlich von der Krankheit, sondern bedarf einer Rahmenhandlung und eines Plots, sowie Charakteren, die sich in das Gesamtkonstrukt einfügen.

Mein Roman mit Fokus SLE behandelt einerseits die Krankheit von Eve, als eine Möglichkeit eines Schicksalsschlags, doch wer sich die Mühe gemacht hat und über das 1. Kapitel hinausgekommen ist, bemerkt schnell, dass das Geschehen nicht nur auf Eve beschränkt ist, sondern 2 weitere Charaktere präsentiert, deren Probleme skizziert werden.

Da ich dieses "Urteil" nicht auf mir sitzen lassen will und kann, habe ich die fehlenden Kapitel, die ich absichltich ausgelassen habe, um eben meine virtuellen Spuren zum Zwecke des Datenschutzes bzgl. Verlagsrichtlinien nicht aufs Spiel zu setzen, da ich SEHR lange an diesem Roman gearbeitet habe und ich mich in Eve widerspiegle und somit einen Alter ego erschaffen habe, der persönliche Züge aufweist.

Ich habe den Lupus nur durch den Krebs ersetzt, um bei der Suche in Suchmaschinen nicht sofort gelistet zu werden, da es Verlagsinteresse gibt und es bei Auffinden einen kleinen Debakel geben kann.

Ich hoffe, meine Kritker haben meine Sicht auf die Dinge etwas besseer verstanden.

Es fehlen die letzten 5 Kapitel, die den Lupus noch einmal, eben nur aus Eves Blickwinkel, in einen kritischen Augenschein nehmen. Aber genauso dürfen die beiden anderen Figuren nicht aus dem Gesamtbild herausgenommen werden!

Danke!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 24.01.2014 12:12.

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 23.01.2014 15:52

Hallo an alle Interessierten in diesem Thread,

ich habe meine Geschichte ins Netz gestellt, jedoch ein paar Modifikationen bzw. Morphings vorgenommen, um meine Spuren etwas zu verwischen. Bspw. habe ich den Lupus durch Krebs ersetzt usw.

Hier könnt ihr sie lesen.

Ich freue mich über Feedback und wünsche allen ein spektakuläres 2014!!
Weniger Wehwechen, mehr Power und durchgehende Remission!

Viele Grüße

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Re: Azathioprin oder Quensyl?

von surfhippie am 10.01.2014 21:54

Danke für eure Erfahrungsberichte.

Ich habe beschlossen beides erst einmal wegzulassen (nehme nur noch Cellcept 1000mg) und dann zu schauen, wie ich damit zurechtkomme. Die letzten beiden Monate waren wunderbar und es fühlt sich gut an, dem Körper nicht noch mehr Gift zuzuführen, als er ohnehin schon (6-fache Endoxantherapie) intus hat.

Ich kompensiere die passive Pilleneinschmeißerei durch Sport, gesunde Ernährung, Lapacho- und Grüntee sowie Rücksichtnahme bzgl. eines stressfreien Lebens, vollkommene Harmonie zwischen Körper und Geist. :)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.01.2014 21:58.

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 20.12.2013 15:22

Das war das 1. Kapitel Wolfsklaue.

Wer Interesse an der ganzen Geschichte hat, kann mir eine PN schreiben.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.12.2013 15:23.

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 20.12.2013 15:21

Eve wusste, dass es keine gute Idee gewesen war hierherzukommen. Völlig übermüdet, nur noch ein Schatten ihrer selbst stand sie im Aufzug, der sie in den zweiten Stock zu ihrem Hiwi-Büro befördern sollte. Die letzte Nacht konnten die anderen Mitarbeiter ihren tiefen Augenringen entnehmen. Nur Eve selbst wusste, dass jene Einkerbungen das Produkt einer, sich bisher im Hintergrund bedeckt gehaltenen Gefahr waren. Sie sah fürchterlich aus. Das Schlimme jedoch war, dass es sie nicht im Geringsten störte. Früher wäre sie nie auf die Idee gekommen, sich in einem derart grenzwertigen Zustand unter die Leute zu begeben. Heute war es ihr gleichgültig.
Ob sie, wie aus dem Ei gepellt durch den langen unbeleuchteten Flur schritt, oder sich der vorherrschenden Dunkelheit anpasste, würde auch nicht über ihr Los entscheiden können. Sie lief an dem Lichtschalter vorbei, ohne ihn zu betätigen. Nur durch die geöffneten Bürotüren fiel etwas Licht. Sie brauchte es nicht. Sie kannte den Weg. War ihn schon so oft gegangen. Ohne einen Blick in die angrenzenden Zimmer zu werfen, ging sie. Zog vorbei, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Niemand sah sie. Nahm Notiz von ihr. Sie wollte von niemandem gesehen werden. Sie sah nicht einmal sich selbst. Wie ein Geist verschwand sie in ihrem eigenen kleinen Kämmerchen. Der Lichtschalter blieb auch dort weiterhin unberührt.

Irgendetwas hatte ihre kleine Welt aus den Grundfesten gehoben. Der Bösewicht verfolgte sie, wie ein emsiger Auftragskiller. Er arbeitete wie ein Phantom. Präzise. Unauffällig. Hinterließ keine Spuren. Noch nie hatte sie sein wahres Gesicht gesehen. Manchmal wusste sie nicht einmal, vor wem sie eigentlich floh. Alles was sie zu der Annahme verleitete, dass sie auf der Flucht war, waren die Botschaften seiner Verbündeten. Sie waren überall. Lauerten ihr auf, wenn sie zur Ruhe kommen wollte. Sie waren beharrlich und ließen sich nicht vertreiben. Mittlerweile standen sie ihr näher, als sie sich selbst. Unermüdlich, mit einer ungebrochenen Siegesgewissheit riefen sie, die in Kürze eintretende Katastrophe aus. Wie schwarze Krähen.

Eve hielt sich die Ohren zu, doch ihr Schall war omnipräsent. Zu jeder gottverdammten Tages- und Nachtzeit. Die Verbündeten kannten keine Zeiten und schon gar nicht die Bedeutung der Nachtruhe. Sie wollten gehört werden. Um jeden Preis. Und nicht nur das. Sie wollten auch verstanden werden. Ignoranz straften sie mit ihrem diabolischen Stimmapparat. Das fortwährende, fast schon unkontrollierte Krächzen machte sie nicht heiser. Ganz im Gegenteil, es ölte ihre Stimmbänder, damit ihre Botschaften bei denjenigen, an die sie gerichtet waren, ankamen. Sie gaben erst Ruhe, wenn sie sich absolut sicher waren, dass sie verstanden wurden. Dann zogen sie weiter. Der Nächste wartete schon auf ihr Urteil, ohne überhaupt von ihrer Existenz zu wissen.

Ole und Sven waren schon da. Der Raum war nicht gelüftet worden. Der Chef hatte die Aufgaben, die er für sie am späten Abend, lange nach ihrem Feierabend zusammengestellt hatte, auf ihren Schreibtisch gelegt. Dort lagen sie nun. Erwartungsvoll schauten sie zu Eve herauf. Sie wollten wahrgenommen werden. In die Hand genommen werden. Ausgenommen werden. Bis ins kleinste Detail, denn sie hielten sich für wichtig. Wichtiger, als Eves Angst. Wichtiger, als die Botschaft der Krähen. Es war alles beim Alten. Dieser Tag war nicht viel anders, als jeder andere auch. Nichts schien auf Merkwürdigkeiten hinzuweisen. Schon gar nicht auf eine sich abzeichnende Katastrophe, die alles verändern würde. Was jetzt noch war, würde morgen nicht mehr sein.

Obwohl sie es zu diesem Zeitpunkt noch nicht hätte wissen können, half Eve ihr sechster Sinn dabei den Zerfall ihrer Welt rückblickend zu dokumentieren, so als wäre sie mit der Geschichte ihres Lebens betraut worden, ohne dieses dunkle Kapitel überhaupt erst aufgeschlagen zu haben. Die Kapitel zuvor wurden einfach weggelassen, so als ob sie keine Bedeutung hatten. Sie waren verschwendete Zeit. Es lohnte sich nicht, sich an ihren Belanglosigkeiten aufzuhalten. Menschen brauchten Action. Die Befriedigung ihrer dunklen verborgenen Seite. Solange es sie nicht selbst betraf, war es legitim sich von den Geschichten der Anderen berieseln zu lassen. Der Betroffene wollte ja auch gehört werden. So wie die Krähen in ihrem schwarzen Federkleid. Eve legte ihren neuen Füllfederhalter auf den Dokumentenstapel. Sie würde ihre Rufe ignorieren. Einfach so, weil sie es beschlossen hatte. Sie brauchte niemanden mehr, um Erlaubnis zu fragen. Sie setzte sich auf den Drehstuhl, wie ihn jeder in diesem Gebäude hatte.

Anstatt den Rechner zu starten, blickte sie auf den matten Bildschirm. Das gelbe Lämpchen flackerte. Es wollte, genauso wie der Papierstapel gehört werden. Ein einziger Knopfdruck hätte ausgereicht, um ihn zufriedenzustellen, doch Eve dachte nicht eine Sekunde lang daran. Stattdessen starrte sie ihn an. Ihr Gesicht reflektierte sich in dem Monitor und warf etwas zurück, das Eve fremd war. Sie war sich selbst eine Fremde, dachte sie. Die letzten Tage war es ihr nie in den Sinn gekommen, sich im Spiegel zu betrachten. So wie üblich. Wenn sie frühmorgens aufstand, hatte sie nicht das Gefühl, dass ein neuer Tag in den Startlöchern steckte, den es nun anzugehen galt.

Für sie passierte einfach nichts. Ob heute oder gestern. Beides war einerlei. Tage gingen an ihr vorbei, so wie sie an dem Lichtschalter vorbeiging. Keiner berührte den Anderen. Jeder machte sein eigenes Ding. Licht hatte schon lange keinen Platz mehr in ihrem Leben. Es war zu überladen. Jede noch so kleine Nische war verstellt mit Dingen, die die Dunkelheit nur weiter ausdehnten. Irgendwann verlor sie sogar den Glauben an Licht. Sie ging zur Arbeit, wenn es draußen dunkel war und ging bei denselben Verhältnissen wieder nach Hause. Nichts änderte sich. Die Sonne hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Vor dem Fenster ihres Kämmerchens versperrte ein Baugerüst, das irgendwie schon immer dastand, die Sicht auf etwas anderes, als Stahl. Stahl so weit das Auge reichte. Dahinter wand sich das Leben unter den Sorgen und Ängsten seiner gesichtslosen Gestalter.

Während sie ihr Spiegelbild zum ersten Mal seit Langem betrachtete und trotzdem nicht wirklich wahrnahm, weil sie es verlernt hatte, schweifte ihr Blick in die Ferne. Ihr ging es seit Wochen nicht gut, stellte sie fest. Tagsüber quälte sie sich bei der Arbeit, wo sie als Werksstudentin in einem Projekt eingebunden war.

Sie brauchte das Geld, um ihr Master-Studium an einer privaten Hochschule zu finanzieren. Die Doppelbelastung machte ihr ziemlich schwer zu schaffen, obgleich sie es sich nie eingestehen würde. Sie hatte immerhin hart dafür gekämpft, nach ihrem Erstabschluss direkt an ein aufbauendes, chancenreicheres Studium anschließen zu können. Das beinhaltete jedoch auch einen Umzug von ihrem Dorf, wo sie zusammen mit Oma Holli lebte, in eine Großstadt. Trotz der ersten holprigen Gehversuche verlor sie nicht den Mut und schaffte es, sich in einer fremden Umgebung einzurichten, auch wenn ihr Herz lebenslänglich für das Sechshundert-Seelen-Dorf, von der nächst größeren Stadt nur mit eigenem fahrenden Untersatz erreichbar, schlagen würde. Zu sehr hing sie an den Erinnerungen an eine Zeit, als ihre Eltern noch am Leben waren. Sie waren fortgegangen. Einfach so. Ohne ein Wort. Hier hatten die Krähen keine ordentliche Arbeit geleistet. Da, wo man sie wirklich mal gebraucht hätte, hatten sie auf der ganzen Linie versagt. Nicht ein einziger Flügelschlag war zu hören gewesen, als das Auto in das, ihrer Eltern krachte. Oma Holli und sie blieben alleine zurück in dem alten Haus.

Früher hatten sie alle gemeinsam in dem alten Haus von Oma Holli, wie auf einem Ameisenhaufen aufeinander gelebt. Es gab kein „Mein Stockwerk", „Dein Stockwerk" und auch keine „Eltern-, Oma- oder Eve-freie Zonen". Sie konnten nicht ohne einander, obwohl die räumliche Distanz manchmal den ein oder anderen Krawall verhindert hätte. Doch man setzte mehr auf verbales Verhandlungsgeschick, als auf primitive Flucht. Eve hatte aus diesen improvisierten Familiensitzungen, die für gewöhnlich beim Sonntagsbrunch abgehalten wurden, nicht nur hilfreiche Verhaltenstechniken für ihr späteres Leben in der Rolle des eigenen Familienoberhaupts aufgeschnappt, sondern darüber hinaus nach dem tragischen Tod ihrer Eltern, das gesamte Konstrukt auf ihr außerfamiliäres Leben übertragen. Zwischen Oma Holli und ihr gab es sowieso nie Differenzen. Sie waren, nach dem Verlust ihrer geliebten Eltern, Kinder und Schwiegerkinder ein eingespieltes Team.

So langsam verblassten auch die Erinnerungen an diese selbst inszenierten Familiengerichtsepisoden mit jeder Kerze, die Jahr für Jahr am Todestag verbrannt wurde. Sie erinnerte sich noch ganz genau an das Gefühl, als Oma Holli eines Abends später als gewöhnlich nach Hause kam, ihre Eltern selbst hatten sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Du musst jetzt stark sein, leitete Oma Holli den Grund für deren rätselhaftes Fortbleiben ein. Als sie geendet hatte, wusste Eve nicht so recht ob sie das alles nur geträumt hatte. Dieses ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte, etwas Schlimmes passieren würde, war wieder da.

Auf der Arbeit, wenn es um geschäftlichen Dissens ging, schwor sie auf die traditionelle Michaelski-Schlichtungs-Checkliste, wonach gute Argumente als die besten Waffen galten. Dabei spielten die Hierarchieverhältnisse zwischen den Parteien keine erhebliche Rolle. Was jedoch in familieninternen Kreisen durchaus seine Berechtigung fand, galt nicht immer zwangsläufig für die anderen Bereiche des täglichen Lebens. Mitnichten nicht für den Arbeitsplatz. Nichtsdestotrotz konnte Eve ihren starken Gerechtigkeitssinn, zugunsten des Arbeitsklimas immer ignorieren. So fiel es ihr sichtlich schwer, den Raum ihres Chefs schweigend zu verlassen, wenn diesem die Argumente ausgingen. In hochsensiblen Bereichen und dazu gehörte der Arbeitsplatz eindeutig dazu, war es manchmal besser den Kürzeren zu ziehen, vor allem, wenn man gerade erst vom Kopier- und Kaffeekocher-Untertanen befördert worden war, wusste sie nur zu genau.

Die Sache, die letztlich zu der angekündigten Katastrophe führte, hatte sich klammheimlich in ihren Tagesrhythmus geschlichen, wie eine Motte, die durch ein offenes Fenster herein geflogen kam und sich unbemerkt in der Gardine versteckt hielt, bis man sie beim nächsten Frühjahresputz entdeckte. Bis dahin verhielt sich die Motte, wie nicht-existent, genauso wie eben diese Sache. Solange die Motte in eine Starre verfiel und nicht gerade dem Lampenschirm entgegen schwirrte, würde sie überleben.

Die Katastrophe, von der die Rede war, verhielt sich in etwa kongruent zu der Motte´schen Überlebensstrategie.

Wenn Eve sich nachts unruhig in ihren Laken wälzte, weil ihre Schläfen schmerzhaft pochten, so als ob sie ihren Kopf sprengen wollten, verdrängte sie den Gedanken an eine Zeit, in der sie ähnliche Leiden durchmachen musste. Sie versuchte sich einzureden, dass diese migräneartigen Anfälle einer anderen Ursache entsprangen. Es durfte einfach nicht sein, dass man sie zurückwarf, wo sie doch so lange gebraucht hatte, um sich wieder aufzurichten, den Staub von ihren Kleidern abzuklopfen und ihren Weg fortzusetzen.

Das war nicht fair. Sie war nie aufmüpfig gewesen. Nie hatte sie mehr verlangt, als dass was ihr zustand. Womit hatte sie diesen Tritt in die harte Realität sonst also verdient? Es blieb bei ihrer Devise, die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschließen. Das war immer noch besser, als sich mit etwas zu beschäftigen, das sie mit viel Disziplin und Geduld einst in eine Schublade abgelegt hatte. Das war nun schon sieben Jahre her. Als man ihr den Wolf zum ersten Mal vorstellte, war sie schon genug mit den Problemen, die einen Teenager halt so bewegten, überfordert, als dass sie ihren neuen Begleiter mit dem nötigen Respekt würdigen konnte. Zudem hatte man sie nicht einmal gefragt, ob sie daran interessiert war, fortan mit einem Schatten durch das Leben zu gehen. Wieso sollte sie das dann einfach so hinnehmen? Es blieb auch heute dabei. Sie hatte nicht vor, die Schublade jemals wieder zu öffnen. Es durfte nicht einmal der geringste Luftstoß an diese lange zurückliegenden Erinnerungen kommen, denn sie fürchtete sich panisch davor, dass man sie dann wieder zum Leben erwecken könnte.

Statt die Wahrheit zu akzeptieren und versuchen sie irgendwie durchzustehen, wählte Eve eine andere Variante. Es konnte sich nur um Vorboten einer Grippe handeln, belog sie sich selbst. Nichts Außergewöhnliches in dieser kalten Jahreszeit, redete sie sich permanent ein, sodass sie es irgendwann selbst glaubte.

Sie hatte sich nicht dick genug eingepackt, wenn sie an den Wochenenden im knappen Kleidchen durch die winterliche Landschaft geschritten war. In den Clubs hatte sie sich außer Rage getanzt und beim Gang nach Hause ihre, ohnehin viel zu dünne Jacke ausgeführt statt sich in diese einzuhüllen.

Sie parierte gerne mit ihrer Gesundheit, weil sie sich in Sicherheit wähnte. Jeder Morgen, der nicht mit infernalen Gelenkschmerzen begann, fühlte sich an wie ein Zugeständnis an eine Zukunft, ohne den unliebsamen Schalk im Nacken. In solchen Momenten fühlte sie sich frei. Nichts und niemand würde sie aufhalten können, dachte sie siegestrunken. Mit einem Master-Abschluss in der Tasche und der soliden Berufserfahrung würde sie einen Bomben-Job an Land ziehen, um den sie jeder beneidete. Es gab für sie nur diesen einen Plan und er ließ keine Abweichungen oder Umwege zu. Sie hatte sozusagen die Katze im Sack gekauft, doch nicht anders hatte sie es beabsichtigt. Deshalb erschien es ihr, wie Ironie des Schicksals, wenn sie, unter den gegebenen Umständen, gezwungen wurde den Sack gegen ihren Willen zu öffnen, um festzustellen, dass die Katze bereits erstickt war.

Als sie die Augen öffnete, konnte sie nicht genau sagen wie viel Zeit vergangen war, geschweige denn, was sie in den letzten Stunden bei klarem Verstand gemacht hatte. Es war wie eine Filmklappe, die mitten in einer laufenden Szene einrastete, ohne Vorwarnung. Sie war plötzlich nicht mehr der Regisseur ihres eigenen Lebens. Deutlicher hätte man ihr den Anbruch eines neuen Lebensabschnitts nicht vor Augen führen können.

Oma Holli saß an ihrem Bett, das Gesicht in Eves Decke vergraben. Obgleich Oma Holli ein Leichtgewicht war und ihr Kopf auf der Brust ihrer kranken Enkelin keinerlei Belastung darstellen dürfte, fühlte sich Eve hingegen in ihrer Atmung beeinträchtigt. Vorsichtig schob sie deshalb den, mit grauen Büscheln durchzogenen Kopf beiseite, sodass er neben ihr auf dem Bett ruhte. Sie wollte etwas sagen, doch brachte keinen Laut hervor. Ihre Kehle hatte sich in eine staubtrockene Wüstenlandschaft verwandelt.

Oma Holli bemerkte ihre mühevoll wiederkehrenden Ansätze Worte über ihre Lippen zu bringen und reichte ihr mitleidig ein Glas Wasser. Ein Schluck reichte und der gesamte Inhalt rauschte die Speiseröhre entlang, wie ein tosender Wasserfall. Einen größeren Durst hatte sie noch nie gehabt.

„Du musst viel trinken, mein Kind", sprachen Oma Hollis Augen, die sich tief in ihre Enkelin bohrten. Sie setzte diesen Röntgenblick nur auf, wenn sie eine Bedrohung für ihr Gegenüber witterte. Etwas, das ihr noch viele schlaflose Nächte bescheren würde. Wenn es Eve schlecht ging, projizierte sich dies auch auf Oma Holli. Am liebsten hätte sie die Qualen auf sich genommen. Sie konnte es nicht fassen, wenn junge Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, durch unerwartete Schicksalsschläge in ihrem Selbstfindungsprozess um Längen zurückgeworfen wurden.

Ein flüchtiger Blick auf die gegenüberliegenden kahlen kühlen Wände, die sich wie Mauern um das Krankenbett aufgetürmt hatten, reichte, um Eve klarzumachen, dass ihr Studium in eine andere Zeit hineingehörte. Jene Zeit, in der sie noch Überstunden wie am Fließband produzierte, hatte seit diesem Vorfall aufgehört zu existieren. Als sich die Tür öffnete und ein Krankenpfleger, mit einem Konsortium von Weißkitteln und solchen, die es werden wollten hereintraten, begann eine neue Zeit. Die Uhr wurde neu aufgezogen. Sie würde von nun an gegen sie laufen, dachte sie zynisch.

Der Wolf war zurückgekehrt. Nach sieben Jahren Winterschlaf, ohne die leiseste Unterbrechung. Er trug nach wie vor den bizarren Namen „Lupus Erythematodes" und gehörte einer seltenen Rasse an, deren Stärke darin lag, sich dem Menschen derart pedantisch unauffällig anzunähern, sodass man die Gefahr erst roch, wenn es bereits zu spät war. Wenn einem der böse Wolf einen Besuch abstattete, war es das Vernünftigste die Flucht zu ergreifen, so wird in einem Märchen geraten. Da in jedem Märchen ein Funke Wahrheit steckte, sonst würde man sie Kindern nicht als lehrreiche Parabel zum Abendsnack auftischen, wusste Eve ganz genau was zu tun war.

Sie würde Rotkäppchen zeigen, wer von ihnen beiden der eigentliche Held war. Im Gegensatz zu dem Wolf, der Rotkäppchen auf dem Weg zu ihrer Großmutter aufgelauert war, wütete ihr Wolf in den intimsten Winkeln ihres Körpers.

Er war in ihr und sie gewissermaßen auch in ihm. Wenn er die spitzen Zähne blecken konnte, dann konnte sie es erst recht.

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Re: Mein Roman mit Fokus SLE - Was haltet ihr davon?

von surfhippie am 20.12.2013 15:19

Danke Leya für deinen regen Zuspruch!

Das Manuskript ist fertig und noch im Umlauf auf der Suche nach einem Verlag, doch ich mache mir keine allzu großen Hoffnungen, denn Lupus ist eben nicht Krebs oder MS oder Aids oder Endlosschleife...

Ich kann anbieten hier Leseproben einzustellen aus Passagen, die den Lupus thematisieren, so wie die 3 vorangehenden.
Tom ist eine Fiktion, die ich als Gegenpart von Gregori, den es wirklich gibt, entworfen habe, um zu zeigen, dass es durchaus verständnisvolle Partner geben kann.

Wie mein Nickname suggeriert bin ich leidenschaftliche Surferin. Durch meine Reisen habe ich es geschafft die Krankheit zu verarbeiten und zu akzeptieren.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.12.2013 15:22.
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