Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
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Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von mondbein am 05.02.2011 14:5204.02.2011 - Medizin
Kampf an zwei Fronten
TNF-alpha-Blocker dämpfen bei Rheuma die Entzündungen und normalisieren zusätzlich die Hirnaktivität
Forscher aus Erlangen haben entdeckt, warum Rheumatiker so häufig unter starker Müdigkeit und Erschöpfung leiden: Einer der Botenstoffe, die die Entzündungsreaktion in den Gelenken steuern, wirkt auch auf das Gehirn ein und verändert dort die Reaktionen der Schmerz- und Gefühlszentren. Die gute Nachricht dabei: Genau dieser Botenstoff ist bereits seit einigen Jahren eines der Hauptangriffsziele moderner Anti-Rheuma-Medikamente. Mit der aktuellen Entdeckung schließe sich ein Kreis, sagen die Forscher - man könne jetzt endlich verstehen, warum diese Mittel so schnell eine so starke Besserung hervorrufen: Schon bevor sie die eigentliche Entzündungsreaktion messbar verringern, dämpfen sie die Schmerzwahrnehmung im Gehirn und stoppen die ungewöhnliche Aktivität im Gefühlszentrum. Die Folge sei ein deutlich verbessertes Wohlbefinden, erläutert Studienleiter Georg Schett.
Die häufig schlicht als Rheuma bezeichnete rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper fälschlicherweise seine eigenen Gelenkhäute, die Knorpel und die Sehnenscheiden angreift. Dadurch entstehen erst in einigen wenigen, später in praktisch allen Gelenken starke Entzündungen, die mit der Zeit zu schweren Schäden an Knochen und Knorpel führen können. Neben den dadurch ausgelösten Schmerzen leiden die Betroffenen häufig zusätzlich unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und nicht selten auch Depressionen.
Seit einigen Jahren wird die rheumatoide Arthritis behandelt, indem gezielt die Botenstoffe abgefangen oder blockiert werden, mit denen das Immunsystem die Entzündungsreaktion steuert. Besonders bewährt haben sich unter diesen sogenannten Biologicals Mittel, die dem Signalstoff Tumornekrosefaktor-alpha, kurz TNF-alpha genannt, entgegenwirken. Da ihre Wirkung in vielen Fällen extrem schnell einsetzt - schneller, als es durch einen entzündungshemmenden Effekt allein erklärbar wäre -, argwöhnten Forscher bereits seit längerem, dass die Medikamente möglicherweise zusätzlich krankheitsrelevante Prozesse im Gehirn beeinflussen.
Genau diesen Verdacht konnten die Erlanger jetzt bestätigen: Sie beobachteten, dass sich schon 24 Stunden nach der Gabe eines TNF-alpha-Blockers die Gehirnaktivität von Rheumatikern deutlich veränderte. Tests mit gentechnisch veränderten Mäusen halfen schließlich, diesen Effekt zu verstehen. Demnach bewirken erhöhte TNF-alpha-Spiegel im Blut, dass das Schmerzzentrum im Gehirn seinen Schwellenwert senkt und die Schmerzwahrnehmung verstärkt wird. Zudem verändern sie die Aktivität im Limbischen System, das für die Steuerung von Gefühlen zuständig ist und damit auch für psychische Effekte wie eben Müdigkeit und depressive Verstimmungen verantwortlich zeichnet. Wird der Überschuss an TNF-alpha eliminiert, beispielsweise durch ein Medikament, normalisieren sich die Reaktionen wieder.
TNF-alpha-Blocker bekämpfen die rheumatoide Arthritis demnach an zwei Fronten gleichzeitig: Zuerst regulieren sie die Schmerzwahrnehmung im Gehirn und fördern das Wohlbefinden und anschließend dämpfen sie die Entzündungen. Schett glaubt, dass dieser Mechanismus auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen und bei Infektionen eine Rolle spielt. Die veränderte Hirnaktivität sei zudem möglicherweise ein wertvolles Werkzeug für die Behandlung von Rheumatikern: Es sei denkbar, dass sich mit ihrer Hilfe sich schnell und zuverlässig vorhersagen lasse, ob ein Patient auf ein bestimmtes Medikament anspreche oder nicht.
Georg Schett (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) et al: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1011774108
dapd/wissenschaft.de - Ilka Lehnen-Beyel
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/312868.html
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Ewig währt am längsten!
Stella
Gelöschter Benutzer
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Stella am 05.02.2011 15:37Hallo Mondbein,
dieser Artikel ist sehr interessant. Leider sind TNF-alpha-Blocker bei Kollagenosen wohl nicht angebracht.
http://www.tiz-info.de/tnf-blocker/fua/antwort/frage/124.html
Schade, denn genau die Problematik der Müdigkeit, Depression vielleicht sogar Vergesslichkeit ist oftmals belastender als der Schmerz selbst.
LG Stella
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Leya am 05.02.2011 23:13@ Mondbein @ Stella : Danke
Quelle: Der von Stella schon angegebene Link
http://www.tiz-info.de/tnf-blocker/fua/antwort/frage/124.html
Vor dem Hintergund der neuen Erkenntnisse - weniger Schmerzen, weniger Müdigkeit durch TNF-alpha-Blocker (siehe obige Ausführungen in dem Beitrag von Mondbein)- wäre es vielleicht doch interessant, wenn die Wissenschaftler den Einsatz dieser Medikamente bei Lupus in Betracht ziehen würden. Vielleicht in Kombination mit anderen Medikamenten, die den Lupus dämpfen.
Müdigkeit und Erschöpfung sind einige meiner Hauptsymptome - und wir wissen aus Umfragen, dass es bei vielen Lupus-Betroffenen auch so ist - und ich würde viel d'rum geben, wenn ich Müdigkeit und Erschöpfung für immer los wäre. Die seltene Nebenwirkung lupusartiger Symptome würde ich gern in Kauf nehmen zumal sie sich nach dem Absetzen des TNF- alpha-Blockers wieder zurückbilden.
Ich bin gespannt, ob die Forschung sich vielleicht doch denTNF-alpha-Blockern auch bei Lupus zuwendet.
Bekommt einer von Euch TNF-alpha-Blocker?
Gruß
Leya
Patina
Gelöschter Benutzer
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Patina am 05.02.2011 23:37Ich mach mir da so meine Gedanken:
1.)Vielleicht lassen sich aber gerade aus dieser Unverträglichkeit für Lupuspatienten Rückschlüsse ziehen, was bei uns diese Müdigkeit und schnelle Erschöpfung verursacht.
2.)Ich habe ein MCTD, was fast dasselbe wie SLE ist. Ich reagiere rasend schnell auf Medikamente, die man bei SLE nicht nehmen soll. Mir geht es dann schon nach wenigen Tagen saudreckig. Meine Leberwerte zeigen das deutlich. Ich frage mich, weshalb man den Antikörpern zeigen soll, wo die Organe liegen, wenn man bisher "nur" (nicht abfällig gemeint) mit Müdigkeit und schneller Erschöpfung zu tun hatte.
3.)Immerhin haben wir Kollagenose. Die AKs sind da, werden weiter produziert und sind nur durch Predni usw. einzugrenzen. Das heißt, unser Körper reagiert aus sich heraus verkehrt. Das ist meiner Meinung nach etwas anderes, als wenn ein ansonsten "gesunder Körper" ohne Kollagenose durch einen Wirkstoff im Medikament für Kollagenose typische Symptome zeigt. Klar, wenn der Wirkstoff weg ist, der Körper wieder normal reagiert, sind auch die Symptome weg.
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Leya am 06.02.2011 00:27@ Patina
Ich glaube, ich stehe heute auf dem Schlauch.
Aber lass mich zunächst sagen, dass ich "NUR Müdigkeit und Erschöpfung" als äußerst abwertend empfinde, egal ob Du es abwertend meinst oder nicht. Aber wer diese Symptome nicht oder nur in geringerem Ausmaß aufweist, kann möglicherweise nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn diese das Leben zur Hölle machen.
Mich würden Deine Schlussfolgerungen Deiner Gedanken interessieren und, da Du vielleicht eingehendere medizinische Kenntnisse hast, einer Erläuterung hierzu: "Ich frage mich, weshalb man den Antikörpern zeigen soll, wo die Organe liegen".
Danke.
Gruß
Leya
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von wolfskind am 06.02.2011 00:39ich glaube das nur bezog sich auf die sicht der ärzte. denn sie verordnen das ganze ja. und wenn es gegen müdigkeit eingesetzte wird konnte sich patina nicht vorstellen dass die ärzte das tun würden.
wenn die docs ja meistens behaupten man wäre faul und müsste sich mehr bewegen.
zeigen wo die orange liegen.. evtl weil es verschiedene aks gibt?
Wovon das Herz voll ist, läuft der Mund über.
Stella
Gelöschter Benutzer
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Stella am 06.02.2011 06:50Ich fürchte auch das Thema Müdigkeit, Erschöpfung usw. (ich nenne das immer gerne Hinrnnebel, weil es einen oft so vorkommt, als wenn zeitgleich das Hirn auch nicht mehr richtig funktioniert. Meine Familie erlebt das fast täglich mit mir mit und können das gar nicht nachvollziehen.), ist zwar für die Ärzte auf der einen Seite klar, aber was das für wirkliche Auswirkungen hat eigentlich nicht wirklich. Ich hatte/habe immer das Problem es anderen klar zu machen. Dachte immer ich wäre tatsächlich zu faul etwas zu verstehen. Aber mit den Jahren wurde mir in den Schüben bewußt, das ist doch gar nicht so, da muß ein Zusammenhang zu der Erkrankung sein, die durch das Nichtwissen aber nicht klar war. Ich habe erst die letzten Jahre ganz klar den Ärzten versucht zu erklären welchen Einfluss das ganze auf mein Arbeitsleben/Privatleben hat. Ein paar waren ganz überrascht, was das für Konsequenzen hat. Ich konnte damit zumindest keine Leistung im Job mehr bringen. Ist ja immer toll, wenn die Mediziner davon reden, trotz Kollagenose weiter im Job zu bestehen, welch ein Kampf innerlich aber stattfindet, können sie nicht sehen. Und für mich ist es fast das größte Problem überhaupt, weil ich mich nicht damit abfinden kann immer zu Hause zu sein. Habe sogar Zukunftspläne, aber weiß noch nicht wie das gehen soll mit diesem Quark im Kopf. Prednisolon ist da natürlich der "Retter in der Not", wird aber nicht gerne gesehen.
LG Stella
ANNEundLISA
Gelöschter Benutzer
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von ANNEundLISA am 06.02.2011 10:05Hallo Mondbein !
Danke für diesen Artikel.
Bin ja auch eine von diesen dessen Hauptsymptom sehr oft müdigkeit,kraftlosigkeit,depressionen etc ist.Es klingt für mich so toll dass es so eine Möglichkeit evtl. gäbe wieder weitgehend normales leben zu führen (wenn das so gut gegen diese symptome helfen würde) und dann kommt wieder die "enttäsuchung" ... nicht für lupus zugelassen und das sowieso vorhandene unverständnis für diese "erschöpfung"Ich glaube ich würde alles schlucken um halbwegs diese "erschöpfung" loss zu werden... die phasen an denen ich fitter bin sind mir zuwenig zu kurz...
LG Anne
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von wolvesse am 06.02.2011 10:46Liebe Stella,
du sprichst mir aus der Seele - ich kenne das so gut. Auf der einen Seite sagen die Docs, ist doch tolll, dass sie trotz SLE arbeiten etc und ich will ja auch arbeiten, aber wie opft stoße ich dann wieder auf meine Grenzen, die dann von meiner Umwelt ( inklusive fast alle D0cs) nicht nachvollzogen werden kann.
wolvesse
Stella
Gelöschter Benutzer
Re: Aktueller Bericht zu TNF-alpha-Blockern
von Stella am 06.02.2011 12:28Hallo Wolvesse,
hast Du dein Doc. denn schon auf diese Schwierigkeiten angesprochen? Ich finde es auch ziemlich heftig und komme mir manchmal schon leicht dement vor. Nur wenn es mir richtig gut geht, merke ich, wie sich der Nebel löst und es ist schon fast wie eine Art Befreiungsgefühl. Mich wundert es, wie Du es schaffst zu unterrichten? Ich schätze Du quälst dich ganz schön und ich fühle richtig mit dir. Ich konnte es immer noch durch liebevolle Kollegen die mir geholfen haben, wett machen. Aber nur mit ach und krach. Aber es fiel natürlich auf und ich habe mich so oft geschämt, weil ich es ja noch nicht einmal ansatzweise erklären konnte. Irgendwann habe ich dann beschlossen zu kündigen, weil nur die kleinste Angelegenheit zur Riesenhürde wurde. Tja, was nun in Zukunft kommt weiß ich nicht. Mein Mann verdient für uns als Familie genug, nur das Selbstbewußtsein lässt zu wünschen übrig. Aber so möchte ich auf jeden Fall nicht arbeiten, der Druck ist einfach zu hoch. Ich hoffe immer wieder, daß es hierfür einen Weg gibt. Ich glaube man muß nur an den richtigen rankommen, für den das auch interessant ist und nicht "nur" die körperlichen Beschwerden.
LG Stella