Gedichte
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Re: Gedichte
von Fiete_Appelschnut am 16.10.2011 20:50Sag mal Renate, dir ist nicht zufällig beim Bücherregal aufräumen ein Lyrikband vor die Füße gefallen?
Re: Gedichte
von teufi am 16.10.2011 21:08Habe auch noch ein Gedicht geschrieben, soooooo schön, habe dann aber festgestellt, dass es urheberrechtlich geschützt ist, ich habe es garnicht erst fertiggepostet, so seid ihr alle von mir verschont worden. Renate hat aber sehr schöne Gedichte geschrieben.
Übrigens mir ist tatsächlich beim Abstauben ein Lyrikband in die Hände gefallen. LG teufi
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 17.10.2011 07:04Frühe
Im Osten graut's, der Nebel fällt,
Wer weiß, wie bald sich's rühret!
Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt,
Von allem nichts verspüret.
Nur eine frühe Lerche steigt,
Es hat ihr was geträumet
Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,
Das kaum die Höhen säumet.
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Conny
Gelöschter Benutzer
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 30.12.2011 16:03Silvesternacht
Und nun, wenn alle Uhren schlagen,
So haben wir uns was zu sagen,
Was feierlich und hoffnungsvoll
Die ernste Stunde weihen soll.
Zuerst ein Prosit in der Runde!
Ein helles, und aus frohem Munde!
Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,
Wir leben doch, und das ist viel.
Noch einen Blick dem alten Jahre,
Dann legt es auf die Totenbahre!
Ein neues grünt im vollen Saft!
Ihm gelte unsre ganze Kraft!
Wir fragen nicht: Was wird es bringen?
Viel lieber wollen wir es zwingen,
Daß es mit uns nach vorne treibt,
Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.
Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,
Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!
Dann hat es weiter nicht Gefahr.
In diesem Sinne: Prost Neujahr!
(Ludwig Thoma, 1867-1921)
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 31.12.2011 18:29Ein neues Buch, ein neues Jahr
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glüh'n
Rückläßt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.
Theodor Fontane
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 11.02.2012 20:25Zur Fastnachtszeit
Und beut der Winter auch manche Leiden,
So will er doch nicht traurig scheiden:
Er bringt uns erst noch die Fastnachtszeit
Mit aller ihrer Lustigkeit.
Da gibt es Kurzweil mancherlei,
Musik und Tanz und Mummerei,
Pfannkuchen, Brezel, Kuchen und Weck',
Und Eier und Würste, Schinken und Speck.
Wir Kinder singen von Haus zu Haus
Und bitten uns eine Gabe aus,
Und machen's hinterdrein wie die Alten
Und wollen heuer auch Fastnacht halten.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 16.02.2012 12:31Karneval
Auch uns, in Ehren sei's gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über Nacht
Das Glas gefüllt und leer gemacht,
Und gingen wir im Schnee nach Haus,
War grad die frühe Messe aus,
Dann können gleich die frömmsten Frau'n
Sich negativ an uns erbau'n.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach' uns an, doch nur von fern
(Ein Auge zu, Mundwinkel schief)
Durchs umgekehrte Perspektiv.
( Wilhelm Busch )
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Gedichte
von Renate am 31.05.2012 22:45Der Nachtvogel
Blickt so schlau auf
Lust und Trauer:
Kann ich mich kaum selbst verstehen.
Laß die
Lauscher schlafen gehen!
Nur ein Stündchen unbewacht
Laß in
der verschwiegnen Nacht
Mich in deine Augen sehen
Wie in
stillen Mondenschein.
In dem Park an der Rotunde,
Wenn es
dunkelt, harr ich dein.
Still und fromm will ich ja sein.
Sieh mir nicht so böse drein!
Ewig stumm wie Blumen sein:
Pflücken dir vom stillen Munde:
In dem Park an der Rotunde,
Mit dir
zu zwein,
So will ich, allein,
Der Schwermut mich weihn!
Re: Gedichte
von We-No-Nah am 09.04.2013 14:10April
Und wenn du jetzt aufwachst morgens ...
ganz leis und fein
spielt um die Dächer
der Sonnenschein,
und du bist nicht mehr müde,
wie sonst, und verzagt:
was soll nun wieder
voll Mühsal und Plag
der ganze lange endlose Tag!?
Froh und munter
geht’s ihm entgegen,
und alles ist so wunderbar
frisch und stark und hell und klar,
das ganze Leben so frei, so leicht,
daß du dich selber drüber wunderst:
von was für töricht dummen Dingen
du das Herz dir ließest zwingen
und kaum begreifst:
mit welch erbärmlichen Kleinigkeiten
die Menschen sich das Leben verleiden ...
Kleinigkeiten, ob denen es kaum
der Mühe wert, ein Wort zu verlieren,
geschweige denn tage- und wochenlang
zu quälen sich und zu schikanieren ...
und vollends jetzt, da’s Frühling wird
und, wenn du aufwachst morgens,
ganz leis und fein
um die Dächer spielt
der Sonnenschein
und alles rings so wunderbar
frisch und stark und hell und klar ...
wozu sich da grämen und betrüben!
nein, weg mit all den Schererei’n!
es lohnt sich da wahrlich nur: zu lieben!
es lohnt sich da wahrlich nur: froh zu sein!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen