Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
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Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
von Heidi am 29.07.2010 01:02Hallo, bin allen , die hier zum Widerspruch raten, insbesondere Dani sehr dankbar. Mein erster Antrag hat schnell- ohne Anforderung von irgendwelchen Stellungnahmen oder Gutachten von meinen Ärzten - nur aufgrund von zwei kurzen Entlassungsberichten zu 30 % geführt. Hatte zwischenzeitlich dann schon Ärger mit Arbeitgeber, bin seit über 30 Jahren Beamtin, weil ich erstmals über 3 Monate krank war in 2009.
Habe mich dann entschieden Widerspruch einzulegen und auch zusätzlich meine Depressionen und die behandelnde Ärztin anzugeben, was ich vorher nicht wollte, weil man wird gerade in Zeiten mit Stress und Streit schnell als "nicht zurechnungsfähig" in die Ecke gestellt und wie geistig behindert behandelt.
Aber in der Situation war es egal, weil die wollten meine Stelle, denn da wartet schon eine Nachfolgerin, die nur einen Zeitvertrag hat.Soviel zum Thema, Beamten geht es so gut. Und ich war bis vor 5 Jahren weniger krank, als der Durchschnitt, weil mir hat es immer geholfen, auf Normalität zu spielen und viele Bewschwerden, die andere erstmal arbeitsunfähig machen, an die haben wir uns gewöhnt und als Mutter von 2 kleineren Kindern hatte ich zuhause auch keine Erholung.
Als ich den Ausweis dann jetzt vorgelegt habe, hatten sie mir aber bereits während meines Urlaubs einen Brief geschrieben,intern, nicht an die Heimatadresse, dass sie den Antrag zurückziehen, weil ich seit April nur einen Tag krank war, d,h. Routinetermine beim Arzt 50 KM weg mache ich über Überstunden alle 14 Tage + alle sonstigen Behandlungstermine, zB wöchentlich Massage etc.Der Brief enthielt aber auch den Satz, "..kann jederzeit wieder aufleben der Antrag", also, werde nicht krank oder besser, mach deinen Job oder wir schicken dich wieder zu endlosen Terminen zum Amtsarrzt.
Mittlerweile denke ich, bei einem solventen, anständigen Arbeitgeber außerhalb des öffentlichen Dienstes geht es einem inzwischen besser, wenn man dort 30 Jahre mit wenig Ausfallzeiten und besten Beurteilungen gearbeitet hat.Das kommt dabei raus, wenn der öffentliche Dienst sich ein Beispiel an der freien Wirtschaft nimmt, brave Beamte sind dann noch viel "gründlicher" auch in der Menschenverachtung und der Termintreue, bei uns gilt jetzt die Anweisung, wer über 3 Monate krank ist, wird zum Amtsarzt geschickt. Gerade ist ein lieber und immer sehr engagierter Kollege, der plötzlich sehr krank wurde, nach schon 4 Monaten frühzeitig pensioniert worden und er wollte nicht, er hatte gehofft bald wieder arbeiten zu können.Sie haben ihm damit sehr viel "Kampfgeist" genommen und seine Pension ist nicht üppig.Aber so läuft das seit die Dienststellen voll budgetiert sind, sie "Entsorgen" sofort an die Pensionskasse und können dann Neue einstellen, weil für sie das Geld "frei" wird. Was mit den Menschen wird ist ihnen egal und in so einem Laden bin ich Verantwortliche für Personalentwicklung, der Stress und Streit ist vorprogrammiert, weil eine brave Beamtin war ich nie und will es so erst recht nicht sein. Dabei schützt mich jetzt etwas die Anerkennung der Schwerbehinderung und wenn ich da nicht mehr klarkomme und nicht mehr vernünftige Personalentwicklung machen kann, dazu gehören für mich insbesondere auch die Kranken und Älteren, denn wir sind völlig überaltert mit rund 50 % über 50 bei über 400 Bediensteten, dann würde ich es mir zur Not auch leisten können früher zu gehen.Vorher werde ich aberim Rahmen meiner Möglichkeiten weiter kämpfen für die chronisch Kranken, die eigentlich arbeiten wollen. Biete schon seit 10 Jahren betriebliche Gesundheitsförderung an und jetzt werde ich etwas für die vielen "heimlichen"Depressiven machen, die sich nicht mal trauen zu sagen, dass sie Depressionen haben. Vielleicht trauen sie sich ja, wenn ich vorher anonyme Selbsthilfegruppenanbiete und sie dann solidarisch sich outen. Depressionen werden inzwischen ja scheinbar sehr viel einfacher als Schwerbehinderung anerkannt. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass es Hilfe gibt, man muss nur erstmal dazu stehen. Also, wenn ihr unter Depressionen leidet, werft es in die Waage, nehmt Behandlungsmöglichkeiten wahr und sucht vor allem andere Betroffrene. Gemeinsam geht alles, auch das Outen besser und es ist eine sehr belastende Krankheit, die kein Makel ist. Eigentlich eine Krankheit, an die man kommen kann, wie an jede andere, aber sie ist häufig viel schwerer auszuhalten als viele andere, weil, wenns richtig schlimm wird,geht nichts mehr und selbst, ohne Hilfe, kann man vor allem nichts mehr dagegensetzen, nur leiden wie ein krankes Tier oder... Deshalb ist es so wichtig rechtzeitig gegenzusteuern!!!!!! Behandlungsmöglichkeiten gibt es heutzutage für die meisten.Beantworte gerne eure Fragen, zZt sind die D. bei mir friedlich, wenn auch mit AD.
LG Heidi
"Umwege erhöhen die Ortskenntnis!"
Re: Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
von Fiete_Appelschnut am 31.07.2010 12:32Was wurde denn im Abhilfebescheid festgestellt?
Bei mir waren es zuerst 30 Prozent, dann jetzt nach Widerspruch 50 Prozent unbefristet. Die Merkzeichen "G" und "RF" wurden mir nicht zuerkannt.
Re: Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
von Dani am 02.08.2010 00:55Hallo Heidi,
das freut mich, dass Du mit dem Widerspruch Erfolg hattest.
Bezüglich der Depression und des Outings etc.. stimme ich Dir zu. Finde ich klasse, dass Du Dich da in Deiner Firma so engagieren willst.
Ich persönlich gehe sehr offen damit um, auch damals schon auf der Arbeit. Hatte aber auch das Glück, dass meine Chefin ebenfalls schon Erfahrung damit sammeln "dufte" und somit das Verständnis da war bzw. ist, da wir immer wieder Kontakt haben und sie mir dann auch Tipps gibt oder einfach versucht, mich aufzubauen.
Liebe Grüße
Dani
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Re: Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
von Heidi am 12.08.2010 23:32Hallo Fiete, im Abhilfebescheid wurde nur festgestellt, 3 x 30 %, aber das war klar, es wird nicht addiert, sondern ein Gesamtwert festgestellt. Ich habe auch keine sonstigen Merkmale beantragt, froh bin ich über die rückwirkende Anerkennung, denn sonst wäre ich jetzt evtl. Frühpensionierte, aber ich brauch meine Arbeit, und wenn ich mich trenne sowieso, ist schon wichtig für mich selbst sorgen zu können!Ist auch klar, dass keiner weiß, wie lange, aber den Kampf hab ich erstmal gewonnen.
Da ich auch schon mal auf Krücken und kurz im Rollstuhl war, würde ich solange ich noch humpeln kann, niemals einem echt gehbehinderten Menschen den Parkplatz wegnehmen.
LG Heidi
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Re: Widerspruch gegen nur 30 % war erfolgreich, sogar 1 Jahr rückwirkend und unbefristet
von Katerlieschen am 23.08.2010 20:10Hallo Heidi..
..ich finde deinen Beitrag richtig prima und kann nur zustimmen.
Ich bin auch Beamtin und arbeite im Finanzamt. Engagiere mich auch im Steuerungskreis Gesundheitsmanagement und bin Suchtbeauftragte.
Ich sehe die Lage unseres Beamtenstatus auch als sehr prikär an, wenn man chronisch krank ist. Ich musste jetzt auch zu einem Wiedereinliederungsgespräch, da ich zusammen 4 Wochen und insgesamt innerhalb eines Jahres 53 Tage krank war. Aufgrund meines derzeitigen Gesundheitszustands sehe ich mich selbst nicht in der Lage 8 und mehr Stunden täglich zu arbeiten und möchte gern verkürzt arbeiten gehen. Tja und da hörts dann auch schon fast auf. Teilzeit gibts in dem Fall nicht und wenn dann nur für immer (total bescheuert!).Ich möchte ja nur für einen befristeten Zeitraum von maximal einem Jahr auf bis zu 6 Stunden täglich arbeiten gehen, so dass ich meine, für mich wichtigen abendlichen Veranstaltungen, wie Yoga, Sport und Sauna, Reiki und Psychotherapie in Ruhe angehen kann. Habe einen täglichen Arbeitsweg von etwa 1 1/2 Stunden und keine Lust völlig abgehetzt und gestresst anzukommen. Die Arbeit ist schon echt stressig, Statistikdruck, Controlling etc, chronischer Personalmangel. Ich habe seit 5 Jahren Hautlupus und gerade diesen Sommer wars besonders schlimm und bei Stress häufen sich die Schübe und die Dosen der Cortis werden höher und ich bin dann oft neben der Spur.
Nach dem neuen Beamtenstatusgesetz kann man unter Beibehaltung der vollen Bezüge zeitweise die Arbeitszeit verkürzen, sogenannte begrenzte Dienstfähigkeit. Chefin prüft grad, ob das so einfach geht. Beim Amtsarzt habe ich auch schon vorgesprochen und nun ist auch noch ein Gutachter bestellt worden.
Naja..hab irgendwie das Gefühl in der Falle zu sitzen. Hast du vielleicht einen Tip für mich? Nicht, dass ich nachher dastehe wie PIK-Sieben und in Vorruhestand geschickt werde, obwohl ich ja arbeitsfähig bin. GdB muss ich auch noch unbedingt beantragen.. auf Anraten der Vorsteherin.
Mir gehts wirklich nur darum, die nächsten Monate soft zu arbeiten und meine Energie in meine Genesung zu stecken, da ich Psychisch labil bin und grad in so einer Phase der Selbstfindung. Im Oktober fahre ich erstmal zur Reha.
Rein kräftemäßig schaffe ich meine Arbeit in 8 Stunden und auch mehr, aber wie gesagt fehlt mir dann die Zeit für Freizeit.
Ich hab echt keine Lust drauf als krank und unbrauchbar abgestempelt zu werden, was ich ja nicht bin.
So wie es momentan aussieht, will die Chefin mich in eine Teilpension schicken. Geht das so einfach? Also momentan sehe ich da auch nicht mehr durch.
Katerlieschen