Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
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Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von PinkeMary am 17.02.2009 17:56Hallo zusammen,
ich hab von meinem ehemaligen Chef, der mittlerweile bei einer anderen Firma arbeitet, ein Jobangebot bekommen. Mein Büro ist in der Nachbarschaft, ich laufe nur zwei Minuten, ich arbeite anstatt 30 nur noch 24 Stunden (fürs gleiche Geld) und meine neue Aufgabe wird sehr interessant werden.
Als ich damals das Angebot von ihm bekam, wollte ich meine alte Arbeitsstelle eigentlich nicht verlassen, jedoch überwiegten die Vorteile, weshalb ich mich für die neue Aufgabe entschied. Ich habe meinen zukünftigen Chef mehrmals gesagt, dass ich mich in meiner neuen Stelle nicht schlechter stellen darf als bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Konkret heißt das u. a. unbefristeter Arbeitsvertrag. Dies sicherte er mir zu. Auch mehrmalige Nachfragen, ob meine Schwerbehinderung (GdB 60) ein Problem darstellt, verneinte er. Er sagte sogar wortwörtlich: ....wir können Sie ja wegen Ihrer Behinderung nicht benachteiligen und diskriminieren...
Dann habe ich einen Vertragsentwurf bekommen. Alles war wie besprochen: Unbefristung, etc. Außerdem war eine Klausel enthalten, dass ich mit meiner Unterschrift bestätige, dass ich weder Schwerbehindert bin noch einem Schwerbehinderten gleichgestellt bin. Das konnte ich ja nicht unterschreiben und bat meinen Chef den Vertrag zu ändern. Da bekam ich nach einigen Tagen von ihm die Info, dass der Vorstand der Firma vor einiger Zeit entschieden hat, keine Schwerbehinderten einzustellen und ich auf meinen besonderen Kündigungsschutz verzichten soll. Ich machte meinem Chef klar, dass es dazu ein Gesetz gibt und dass das Gesetz immer Vorrang vor einem Vertrag hat. Das Ende vom Lied ist jetzt folgendes: Ich bekomme nur einen befristeten Vertrag für zwei Jahre! Ich bin so stinkig, weil mein Chef es wohl verbaselt hat, dem Vorstand von meiner Behinderung zu erzählen (Und er sicherte mir ja mehrmals zu, dass meine Behinderung kein Problem darstelle!!!!!!) Das doofe ist, dass ich bei meiner alten Firma schon gekündigt habe, nachdem ich im übrigen mich bei meinem Chef nochmal vergewissert hatte, ob alles bei unseren Absprachen bleibt, was er zusagte. Naja, wieder was fürs Leben gelernt: Kündige niemals, bevor du nicht den neuen Arbeitsvertrag hast.
Trotzdem bin ich echt super stinkig und ärgere mich, dass ich auf meine Behinderung reduziert werde und der Vorstand, der mich im übrigen persönlich kennt, nicht meine Qualifikation in den Vordergrund stellt. Tja, das ist das erste mal, dass mir meine Schwerbehinderung "Schaden" bringt, obwohl das Problem nicht an mir liegt, sondern an der Firma. Wenn ich damit an die Öffentlichkeit gehen würde, dann könnten die ganz schnell einpacken. Aber dann wäre ich meinen Job los, bevor ich ihn angefangen hätte.
So, jetzt hab ich mich mal schön ausgekotzt! Danke!
LG Pinke Mary
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von Melanie80 am 17.02.2009 19:58Hi Pinke Mary!
Das ist ja mal echt blöd gelaufen für Dich! Tut mir Leid
Das ist wirklich ärgerlich! Da hat man ja gar keine Lust dort anzufangen zu arbeiten.
Liebe Grüsse
Melli
http://www.cosgan.de/images/smilie/musik/k015.gif
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von Leya am 18.02.2009 01:01Hallo,
das ist ja wirklich dumm gelaufen. Das tut mir leid für Dich.
Rechtlich ist das Verhalten Deiner neuen Firma meines Erachtens nicht in Ordnung.
Fraglich ob Du den Du den Vertrag nicht einfach hättest unterschreiben können, da ja Fragen nach der Behinderung nicht zulässig sind. Hätte, könnte, wollte ....hilft ja aber hier nicht weiter.
Vielleicht könntest Du Dich von einem Rechtsanwalt beraten lassen (ggf. von der Gewerkschaft, falls Du Mitglied bist) und mit seiner Hilfe doch noch einen unbefristeten Vertrag erhalten, denn ich denke, das Vorgehen Deines Arbeitgebers dürfte rechtlich nicht korrekt sein.
Gruß
Leya
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von NiNoa am 18.02.2009 11:12Hallo Pinke Mary,
also das ist ja echt ein Obermist! Ich stimme Leya zu bzgl. des Versuches, einen RA wenigstens einmal auf den Fall gucken zu lassen.
Besonders ätzend ist in solchen Situationen ja immer der Vertrauensverlust und das, bevor es überhaupt richtig los geht. Offen gestanden wäre es mir aber, glaube ich, genauso gegangen. Du hast dich ja im Vorfeld auch so gut und intensiv als möglich abgesichert - bloß das Kündigen im alten Job hätte vielleicht noch etwas warten dürfen...
Andererseits: jetzt hast du eine Tätigkeit mit weniger Stunden fürs gleiche Geld - also mehr Geld und einen Mini-Arbeitsweg. Das ist doch erstmal klasse! Und ggf. ist nach den 2 Jahren entweder für dich ohnehin etwas Neues dran oder es läuft wegen deiner guten Leistung so weiter.
Ich drücke dir die Daumen! LG, NiNoa
"Ich habe unter denen, die sich einer unerschütterlichen Gesundheit erfreuen, noch keinen getroffen, der nicht nach irgendeiner Seite hin ein bißchen beschränkt gewesen wäre; wie solche, die nie gereist sind." André Gide (1869-1951)
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von sungmanitu-wakan am 19.02.2009 09:37Guck mal bitte hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeines_Gleichbehandlungsgesetz
Eigentlich darf dein Chef das nicht was er mit dir gemacht hat. Die Frage ist nur wie das Verhältnis dann ist für die nächsten zwei Jahre wenn du klagst und auf einem unbefristeten Vertrag bestehst. Letzlich sitzt der Arbeitgeber ja immer am längeren Hebel. Und kann auf andere Art versuchen dich zu ärgern.
Du kannst natürlich auch versuchen das positiv zu sehen mit der Befristung. Vielleicht findest du ja noch was besseres oder kannst in den zwei Jahren beweisen wie gut du bist und bekommst ne Verlängerung des Vertrages bzw. dann nen unbefristeten.
Gruß Susanne
Erst habe ich gemerkt, daß es so ist -
und dann habe ich begriffen warum es nicht anders sein kann.
Und doch will ich das es anders wird!
Tucholsky
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von Leya am 19.02.2009 09:45Eigentlich darf dein Chef das nicht was er mit dir gemacht hat. Die Frage ist nur wie das Verhältnis dann ist für die nächsten zwei Jahre wenn du klagst und auf einem unbefristeten Vertrag bestehst. Letzlich sitzt der Arbeitgeber ja immer am längeren Hebel. Und kann auf andere Art versuchen dich zu ärgern
Fraglich bei der jetzigen Situation mit dem befristeten Arbeitsvertrag ist aber auch, ob der Vertrag verlängert werden würde, wenn ein Ausfall wegen Krankheit während der zwei Jahre stattfände. Und ob es daher nicht besser wäre, jetzt einen unbefristeten Vertrag einzufordern.
Da ist die Entscheidung / Empfehlung wie vorzugehen ist, wirklich schwierig.
Gruß
Leya
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von Micky am 19.02.2009 09:48Also, ich bin so stinkig, dass ich die Beiträge gar nicht alle gelesen habe. Ich platze gleich!
Vielleicht hat dir schon jemand das gleiche geschrieben, wie ich.
Das ist meines Erachtens ganz klar ein Verstoß gegen das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) und ich rate dir, dich an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu wenden.
Gruß Micky
theo1956
Gelöschter Benutzer
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von theo1956 am 19.02.2009 11:36Hallo PinkeMary,
in Deiner Sache wendest Du Dich am Besten an das zustaändige Intregationsamt und schilderst diesen Vorfall. In den meisten Fällen können die helfen. Die hilfen sind meist finazieller Art gegenüber dem Unternehmen.
Es ist leider so, das Unternehmen lieber ein paar Euro zahlen und damit die Einstellung von Behinderten umgehen. Du hast gegenüber dem Gesetzt die Pflicht anzugeben das Du eine Behinderung hast. Ansonsten wird es als Betrug ausgelegt z.B. wenn Du öfter krank wirst und ausfällst.
Dein Chef hat auf jeden Fall richtig gehandelt, denn Fakt ist ja, er weis von Deiner Behinderung, hätte er dieses verschwiegen, würde der Arbeitgeber Deinen ehemaligen Chef in die Verantwortung nehmen.
Aber wie Du in den letzten Zeilen schreibst hast Du ja schließlich doch einen Vertrag bekommen. Du hättest da vielleicht geschickter verhandeln sollen, so z.B. das Du Dich verpflichtest, die zusätzlichen Urlaubstage welche Dir zustehen, einzusetzen wenn eine AU vom Arzt fällig wäre um die Lohnnebenkosten niederig zu halten. Oder aber auf die Zusatzurlaubstage ganz verzichten.
Du hast schon Recht, dieses an die Öffendlichkeit zu tragen wäre mehr als eine Dummheit.
Wie Du schreibst hast Du das Gefühl, das das " Problem an der Firma liegt". Klar, das ist der erste Gedanke, aber da liegst Du falsch, in einem Unternehmen dreht sich alles nur um das Geld. Dein Arbeitsplatz erscheint als Kostenstelle in dem BAB. Wenn diese Kostenstelle jetzt auffällig wird durch Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall, wird es zu unpopulären Entscheidungen und Maßnahmen im Personalwesen kommen. Die Unternehmen unterliegen den Gesetzen der Marktwirtschaft stehen im sehr hartem Wettbewerb. Daher sind diese Entscheidungen aus wirtschaftlicher Sicht durchaus angebraucht, aus sozialer Sicht völlig daneben.
Sei froh das Du einen unbefristeten Vertrag bekommen hast, mache das Beste daraus. Wie ich das angeschnitten habe, Offerten gegenüber dem Arbeitgeber wirken sehr oft Wunder.
Schöne Grüße Theo
Doris
Gelöschter Benutzer
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von Doris am 23.02.2009 17:01O ja, völlig daneben! Ich halte es für sehr beschämend, dass die Wirtschaft nicht für den Menschen da ist, sondern der Mensch für die Wirtschaft (und zur Steigerung des unermesslichen Reichtums einiger) ausgebeutet wird. Das ist in meinen Augen Sklaverei Eine Schande!
L.G.
Doris
theo1956
Gelöschter Benutzer
Re: Kein unbefristeter Arbeitsvertrag wegen Schwerbehinderung!!!!
von theo1956 am 24.02.2009 12:48Hallo Doris,
ich kann durchaus Deine Entrüstung verstehen, es ändert aber nichts daran, das sich unsere Wirtschaft und Gesellschaft in einem Wandel befindet den es so in unserem Land noch nicht gegeben hat. Die Wirtschaft ist nicht für den einzelnen Menschen da, sondern für den Staat und unterliegt so nun mal den Gesetzen der sozialen Marktwirtschaft auf globaler Ebene. Es ist sicherlich keine Sklaverei, da habe ich schon anderes erlebt, es ist lediglich eine Art der sozialen Verantwortung des Arbeitgebers gegenüber dem Arbeitnehmer. Wenn der Arbeitgeber sich nicht 100 % sicher ist das er den Arbeitnehmer langfristig beschäftigen kann, wählt er den befristeten Vertrag, so hat der Arbeitnehmer auf Zeit einigermaßen Sicherheit und kann planen.
Du kannst mir glauben, ich hatte seinerzeit, als ich noch als Angestellter tätig war, sehr oft schlaflose Nächte wenn es um Vertragsgestaltung, Einstellung und Freistellungen ging. Kein Arbeitgeber macht so etwas aus freien Stücken. Das ist der Wandel der Zeit. Und diesem Wandel unterliegen wir alle. Schau Dir doch Opel an, da kann es sein das ein ganzes Werk in ein paar Monaten nicht mehr präsent ist. Auch diese Personalmanager werden Entscheidungen treffen müssen die in den Augen der Betroffenen und außenstehenden nicht zu verstehen sind.
Auch die Löhne und Gehälter werden mit Sicherheit sich den Gegebenheiten anpassen müssen, das ist in meinen Augen keine Sklaverei, es ist Notwendig um den standort zu retten. Wie ich sagte aus sozialer Sicht völlig daneben, wirtschaftlich zwingend notwendig.
Jeder muß sich darüber im klarem sein, die Person die in einem Betrieb gelernt hat und dann bis zur Verrentung dort tätig war, das alles ist Vergangenheit und gibt es niemals wieder. Auch das ein Mensch in seinem Berufsleben durchgehend tätig war, (Beamte ausgeschlossen) wird es nicht mehr geben.
Schöne Grüße Theo