Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


RedCow

38, Weiblich

Beiträge: 2165

Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von RedCow am 09.11.2010 14:09

Hallihallo!

Ich bin mir leider nicht sicher, ob es so einen Thread schon gibt, also möcht ich mal nachfragen wer schon aller (gern auch per Mail) in stationärer Psychotherapie war & wie eure Erfahrungen damit sind.
Heute war nämlich mein Termin auf der psychosomatischen Ambulanz & da wurde mir eben wieder mal eine stationäre Aufnahme 'angeboten'; ich schreck aber halt vor Spitalsaufenthalten zurück, bin ja fast jede Woche auf einer Ambulanz; andrerseits hätt ich so die Möglichkeit von daheim eine Pause zu machen (ihr wissts ja, Depri-Dad und Co.) und würde vielleicht mit einer Sozialarbeiterin an meinem Auszug von daheim arbeiten können.
Der Doc hat mich jetzt mal auf die Aufnahmeliste gesetzt, wir telefonieren dann noch vor Weihnachten, wie's mir geht & ob ich die stationäre Behandlung brauche.

Lupis in Österreich auf Facebook
oder bei Interesse an Treffen etc. Mail an: lupizentrale (a) gmail.com

Antworten

Patina
Gelöschter Benutzer

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Patina am 09.11.2010 14:54

Hallo Red Cow!
Gut, du lebst in Östereich. In Deutschland geht der Trend seit Jahren zur ambulanten bzw. tagesklinischen Psychotherapie. Die Probleme tauchen im Alltag auf und müssen auch da gelöst werden. Es macht nicht viel Sinn, die Patienten da rauszureißen. Sie fühlen sich dann im Krankenhaus gut. Nach Entlassung geht alles wieder von vorne los.
In psychiatrischen bzw. psychosomatischen Kliniken liegt der Fokus auf Psyche. Also du denkst und fühlst so, dass du dir damit Probleme im Alltag machst. Du kannst nicht erwarten, dass dort irgendjemand etwas von Kollagenosen versteht oder sich darüber informiert. Die Zeit ist bei den Mitarbeitern oft gar nicht vorhanden. - Also sicher dich ab, dass da ein Arzt mit Kenntnis von Kollagenosen ist!
Grundsätzlich kann man neben oder wegen der Kollagenose auch noch seelische Störungen haben. Das ist schon sinnvoll diese zu behandeln. Ich finde, man muss erstmal für sich selber klarkriegen, was von der Kollagenose und was von der Psycho kommt. Es ist ungeheuer schwer einen Therapeuten zu finden, der das kann bzw. fähig und bereit ist, das zu akzeptieren.
Meine Erfahrung mit einer Psychotherapeutin: Ich wollte ihr klar machen, wie schwer schon simple Hausarbeit wie Saugen für mich ist. Die hat sich kaputtgelacht, meinte, ich würde das wohl recht gründlich machen. Dass ich mit schweren Muskelentzündungen kraftlos im Bett gelegen habe, Angst hatte zu sterben, hat die garnicht registriert. Auch meine Ängste vor Arztbesuchen, nächtliche Albträume usw. sind spurlos an ihr vorbeigegangen. Das lag alles außerhalb ihres Vorstellungsvermögens.
Meine Erfahrung '07 mit psychosomatischer Reha wegen Rentenantrag in Berggießhübel/Sachsen. Die Klinik war mit einer Orthopädieklinik gekoppelt. Also organisch war bei mir angeblich nichts vorhanden. Muskelfaserriss hatte keinerlei Bedeutung. Verbogene, schmerzende Füße wurden mit Fußgymnastik behandelt. Muskelaufbautraining fand dreimal die Woche leider an völlig maroden, schiefen Geräten statt. EKG war angeblich bestens (?). EEG gab's erst gar nicht. Blutdruck (eigentlich 150 zu 100) fanden die in Ordnung. Therapie von 7:30 bis 17:00, samstags weniger. Die anderen sind dann noch ausgegangen und ich erschöpft ins Bett gefallen. Habe trotzdem Albträume gehabt, die aber psychotherapeutisch wieder nicht interessierten. Angst vor Ärzten und die real vorausgegangenen Erfahrungen waren die reine Paranoia. Ich sollte lernen, weniger oder keine Schmerzen zu empfinden. Dass Schmerzen wichtige Warnsignale sind, hat keiner verstanden.- Für mich wurden dadurch nur die ganzen miesen Erfahrungen von vorher bestätigt. - Das gute an der Klinik ist die Umgebung, das reichliche, fantasievolle Essen und der Mangel ;-) an Ärzten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2010 15:02.

Daisydoo
Gelöschter Benutzer

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Daisydoo am 09.11.2010 18:49

Hallo Red Cow,

ich habe eine stationäre Therapie in der Psychosomatischen Klinik an der Medizinischen Hochschule Hannover gemacht. Das war eine Gruppentherapie, alle kamen zum gleichen Zeitpunkt, Dauer war 8 Wochen. Erholung war das nicht, die brauchte ich hinterher....;-)
Es gab ein festes Tagesprogramm mit Gruppengesprächen, Sport, Bewegungstherapie (nicht krankengymnastik, sondern Psycho-selbtserfahrungs-Spielchen in der Gruppe) noch mal Gruppengespräch, Gestaltherapie....... Da war so ein bischen Big Brother ohne Kamera ;-). 8 Wochen zusammengepfercht, da zeigen sich alle Marotten und Schwierigkeiten, was dann in den Gruppengesprächen aufgearbeitet wurde. Das war teilweise schon hart! Weil du alles mit demjenigen klären musstest mit dem du die Schwierigkeiten hattest.... Aber halt, Kindheit, Eltern, Ängste und so waren natürlich auch Thema.
Das ganze war sehr intensiv! Auch wenn ich im nachhinein glaube das die Symptome wegen denen mein damaliger Arzt mir das Empfohlen hat gar nicht Psychosomatisch waren, so habe ich für mich dort viele Erkenntnisse gehabt, und habe danach mein Leben besser in den Griff bekommen. Ich habe danach auch noch ambulante Therapie gemacht, aber das war nur zum Auffangen von Krisen, die natürlich nach sowas auch nicht ausbleiben. (Im Gunde habe ich danach meine ganze Familie therapiert, weil ich sie mit meinen Erkenntnissen konfrontiert habe, da ist so manche Luftblase geplatzt ;-)) und zur Festigung.

So über den Daumen würde ich sagen, hat mir das 2-3 Jahre ambulante Therapie (also einmal wöchentlich) erspart.

Das war also eine gute Erfahrung. Mein Neffe aber, war in stationärer Psychotherapie im Psychiatirischen Landeskrankenhaus in Königslutter, und da gab es neben Medikamenten, vielleicht alle drei Tage ein Gespräch mit dem Arzt, zwischendurch langeweile und ab und zu töpfern oder so. Also ich denke das ist mehr was wenn man gar keine Kraft mehr hat und eben auch einfach Ruhe braucht. Für meinen Neffen war das nix.

Ich würde dir den Rat geben, dich zu erkundigen was denn da gemacht wird. Und wie schon gesagt, ob die Ärzte dir zumindest deine Kollagnose abkaufen.

Liebe Grüße,
Daisydoo

Antworten

RedCow

38, Weiblich

Beiträge: 2165

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von RedCow am 18.11.2010 13:23

Hallo nochmals;
danke für eure Antworten!


Die Psychatrie gehört zu der Uniklinik, an der ich in Behandlung bin, also haben sie bis zu einem gewissen Grad schon auch Erfahrung mit dem Lupus; ich wurde ja wegen Depressionen an die Psychatrie überwiesen und im Zuge des Lupus haben sie mich auf die psychsomatische Ambulanz überwiesen.

Wart ihr die ganzen 6 oder 8 Wochen ohne Besuch oder sonst was? -ich stell mir die Wochenenden so langweilig vor:-/

Lupis in Österreich auf Facebook
oder bei Interesse an Treffen etc. Mail an: lupizentrale (a) gmail.com

Antworten

Billa

60, Weiblich

Beiträge: 1699

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Billa am 18.11.2010 13:57

Hallo,

komme da auf Patina zurück: Dort gibt es bestimmt auch die Möglichkeit einer Tagesklinik, wo du abends dann wieder nach Hause fahren kannst, oder ist die Uniklinik weit weg?

L.G. Billa
"Glaube versetzt Berge und Wissen rückt es wieder an seinen Platz."
(Wolfgang Möcker)

Antworten

Dani
Administrator

49, Weiblich

Beiträge: 8639

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Dani am 18.11.2010 23:51

Habe mich an diesen Thread eben erst wieder erinnert..

Wie Du ja weisst, war ich letztes Jahr 2 Monate stationär.
Das war mit das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe viel über mich gelernt, mein Denken verändert, den Umgang mit der Krankheit etc..

Es macht nicht viel Sinn, die Patienten da rauszureißen. Sie fühlen sich dann im Krankenhaus gut. Nach Entlassung geht alles wieder von vorne los.

Dem kann ich aus meiner Erfahrung nicht zustimmen. Manchmal - wenn nicht sogar oft - ist es sinnvoll, den Patienten erst mal aus seinem Umfeld zu nehmen, damit dieser die Situation auch mal aus der "Ferne" betrachten kann.
Bei mir war es so, dass ich 6,5 Wochen stationär war und dann nochmal 1,5 Wochen Tagesklinik. In den 1,5 Wochen konnte ich dann das gelernte anwenden und bei Problemen am nächsten Tag gleich berichten. Allerdings empfand ich die Tagesklinik als superanstrengend (also körperlich). Ich musste 8.30 Uhr da sein und war dann nicht vor 18.30 Uhr zu Hause (Fahrtzeit 30 Min einfache Fahrt). Ich hatte in der Tagesklinik keinen Rückzugsort (=Zimmer) mehr. Es gab zwar einen Ruheraum mit Betten, aber der wurde halt von allen Tagesklinik-Patienten genutzt. Ich musste diesen Ruheraum aber ständig zwischen den Therapien nutzen, da ich einfach nur fix und alle war. Dadurch fehlten mir dann leider auch die sher wertvollen Gespräche mit den Mitpatienten in unserem Aufenthaltsraum. Diese konnte ich während des vollstationären Aufenthaltes halt nutzen..

So über den Daumen würde ich sagen, hat mir das 2-3 Jahre ambulante Therapie (also einmal wöchentlich) erspart.

Sehe ich auch so. Das i-Tüpfelchen war dann bei mir dieses Jahr auch noch die psychosomatische Reha. Seitdem geht es psychisch echt gut. Naja, zwischendurch habe ich immer mal ein paar Löcher, in die ich falle, aber die sind bei weitem nicht mehr so tief wie damals und ich komme auch alleine wieder raus :-)

Wart ihr die ganzen 6 oder 8 Wochen ohne Besuch oder sonst was? -ich stell mir die Wochenenden so langweilig vor:-/

Bei uns war es gewünscht, dass man die ersten 2 Wochen möglichst keinen Kontakt zur Außenwelt hat. Das war aber kein Zwang. Ich hatte mich auch von meinem Sohn besuchen lassen. Allles andere wäre kontraproduktiv gewesen.
Ab dem 3. Wochenende bestand die Möglichkeit, alle 2 Wochenenden zu Hause zu verbringen. Das nannte sich dann "externe Belastungsprobe", gehörte also quasi mit zur Therapie.

Gut fand ich auch, dass es bei uns Paargespräche gab. Also Gespräche zwischen Therapeut, Arzt und Partner/Eltern/Geschwister... Also mit denen man Probleme hatte. Das hat vielen geholfen.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass meine Erfahrungen mit denen von Daysidoo übereinstimmen.
Ich würde es jederzeit wieder machen!

Es war (bei mir) übrigens auch nicht nötig, dass die Ärzte und Therapeuten Spezialisten in Sachen Lupus sind. Es ging bei mir ja um die Krankheitsbewältigung (und da ist es ja eigentlich egal, welchen Namen die chronische Krankheit hat), ich musste lernen, auf die Signale meines Körpers zu hören, Hilfe anzunehmen und noch so einiges.. ;-) Es war aber von Vorteil, dass dort viele Internisten mit psychologischer Zusatzausbildung waren.

Sarah, ich kann Dich nur dazu ermutigen, es auszuprobieren.

Liebe Grüße
Dani

Das ganze Leben ist ein Irrenhaus und das Forum ist die Zentrale! :D

Antworten

meerfrau

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von meerfrau am 19.11.2010 06:14

Mein Termin ist im März - durfte es mir wegen meiner Jungs so legen, da ich sie auf das Alleine sein vorbereiten will (kann man das?).
@ Dani - danke für Deinen Bericht, so wird es bei mir in der Uni Ffm wohl auch laufen.

Ich habe die Hoffnung das hinterher einiges leichter läuft.

Antworten

Dani
Administrator

49, Weiblich

Beiträge: 8639

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Dani am 19.11.2010 08:07

@meerfrau:
Ich war in Schlangenbad.

da ich sie auf das Alleine sein vorbereiten will (kann man das?).

Hmmm....schwierige Frage. Bei mir hat sie sich nicht gestellt. Ich hatte das Vorgespräch, eine Woche später erhielt ich einen Anruf, dass ich 1 Woche später anreisen kann. Ich wurde als "Notfall" eingestuft (wie ich hinterher erfahren habe) und nicht auf die Warteliste (4-8 Wochen) gesetzt, sondern vorgezogen.
Somit hatte ich nicht wirklich Zeit, meinen Sohn (damals 8) darauf vorzubereiten.

Liebe Grüße
Dani

Das ganze Leben ist ein Irrenhaus und das Forum ist die Zentrale! :D

Antworten

Daisydoo
Gelöschter Benutzer

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von Daisydoo am 19.11.2010 13:36

Hallo,

bei mir war es damals ähnlich mit den Besuchen. Ich glaube nach 4 Wochen gab es ein freies WE, das die miesten dann auch sehr produktiv genutz haben z. B. die Eltern was zu fragen, "Sag mal wie war das damals.....warum hast du, hast du nicht..." irgendwas in der Therapie aufgedecktes zu klären, oder so.

Ansonsten durfte man nicht Abends nach Hause, das wäre eventuell auch Kontraproduktiv gewesen.

Besuch war auch erst nach ein paar Wochen erlaubt (weiß nicht mehr genau wie lange..).

Bei Bedarf wurden auch Gespräche mit Partner, Kind oder wem auch immer geführt. Aber natürlich nur mit Zustimmung vom Patienten.

Rür Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung ;-)

LG
Daisydoo

Antworten

meerfrau

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Stationäre Psychotherapie -eure Erfahrungen

von meerfrau am 19.11.2010 14:01

@ Dani - habe leider niemanden, der sich um die Jungs kümmern könnte und die Ärzte sind dich einig, das es keinen Sinn macht wenn cih nur an die Beiden denke :-) Eigentlich wäre ich dann so in nerhalb der nächsten 2 Wochen aufgenommen worden und dann evtl. über Weihnachten - das kann ich meinen Monstern, auch wenn sie noch so alt, cool und überlegen :-) sind, nicht an tun.

LG, C

Antworten
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum