Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
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Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von mira am 20.01.2009 11:14Hallo,
wenn ich könnte, würde ich meinen Unterkiefer ausbauen und zum Sperrmüll bringen. Seit drei Tagen möchte mein linker unterer Weisheitszahn auch das Licht der Welt erblicken und quetscht sich an den anderen Zähnen vorbei an die Oberfläche. Mein gesamter unterer Mundraum tut weh.
Nun ist ja theoretisch das Ziehenlassen kein Problem, nur:
- Ich habe APS, sodass ich Gerinnungshemmer nehme und bei so einer Behandlung wohl reichlich Blut verlieren würde.
- und ich habe SLE und nehme Imurek, bin also sehr infektionsanfällig - gerade bei so einer offenen Wunde und der Keimzahl im Mund.
Nun werde ich noch mit Zahn- und Rheumaarzt sprechen, aber mein Plan ist erstmal: in Absprache mit Hausarzt Reduzierung des INR auf 1,5 o.ä. und drei Tage niedrige Antibiotikagabe vor und während Zahnziehen. Das ist wohl halbwegs gängig. Ansonsten nehme ich wirklich jede Infektion mit. Haltet Ihr das für übertrieben? Untertrieben? Hattet Ihr so einen Fall schonmal?
Ich werde sowieso noch mit den Ärzten reden (und nebenbei ein bisschen darauf hoffen, dass es sich der Weisheitszahn anders überlegt), aber für Eure Tipps/Erfahrungen wäre ich dankbar.
Danke,
Mira
Renate
Gelöschter Benutzer
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von Renate am 20.01.2009 11:54Hallo Mira,
mir wurden während der Immunsuppression mit Sandimmun(Ciclosporin A) zwei Weisheitszähne gezogen. Ich bekam vorsorglich ein Antibiotikum. Es verlief alles gut und ich bekam auch keine Infektion.
Zu APS und Gerinnungshemmer und Zahnziehen habe ich keine eigenen Erfahrungen.
LG Renate
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von hala am 20.01.2009 14:41Hallo Mira,
ich habe erst Ende Oktober 3 Zähne entfernt bekommen, weil ich schon lange starke Kieferprobleme habe.
Ich habe auch u.a. APS zum SLE. Nehme Myfortic, Quensyl und Kortison als Immunsuppression und hatte im vergangenen Sommer 2 x Mabthera-Infusionen. Zur Gerinnungshemmung wg. APS nehme ich Aspirin100protect und Arixtra7,5mg-Spritzen tgl..
So, nun zu Deiner Frage:
Bei mir wurde die Zahnentfernung so vorbereitet, dass eine Schiene vom Gebiss abgeformt wurde. Diese wurde dann nach der Zahnentfernung als Art "Druckpflaster" zur Blutstillung eingesetzt und musste über einen Tag drin bleiben! Einen Tag vorher musste ich mit Antibiotika beginnen und solange nehmen bis es noch geblutet hat - wg. Endokarditisprophylaxe, weil ich vor Jahren eine hatte. Aktuelle Blutwerte müssen dem Zahnarzt/ Zahnchirurg auch vorher vorliegen (Gerinnung, Blutbild).
Mir wurde gesagt, dass ich NICHTS von den Medikamenten absetzen oder gar reduzieren soll! Daher wurde vorher diese Schiene abgeformt!
Da mein Arzt paat Tage nach der Zahnentfernung krank war, ich aber leichte Nachblutungen hatte, wurde ich von einem anderen Arzt betreut. Der hat mir dann dummerweise nach einer Woche, wie bei den anderen Patienten, die Nähte gezogen. 2 Tage später hat die eine Wunde so stark angefangen zu bluten, dass sie sehr stark wieder vernäht werden musste und wieder lange Antibiotika nehmen durfte . Die Nähte wurden dann nicht mehr gezogen und sollten wohl auch vorher nicht gezogen werden... Die sind dann bis zu 4 Wochen nach und nach von selbst abgefallen.
Ich habe auch mal gehört, dass, wenn ein Zahn-Patient die Gerinnungsmedikamente absetzt, es einfach zu gefährlich ist, als wenn er sie weiternimmt (dazu gab es mal eine Studie in der Zahnmedizin...).
Ich war bzw. bin übrigens in einer Zahnklinik.
Alles Gute und liebe Grüße
Hala
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***Der Neid kann sich nicht verbergen. Er klagt an und verurteilt, ohne Beweise zu haben; er übertreibt die Fehler; er hat maßlose Namen für die geringsten Irrtümer, und seine Sprache ist voll Bitterkeit, Übertreibung und Mißgunst. Mit unerbittlichem Haß und rasender Wut stürzt er sich auf jedes wirkliche Verdienst; er ist blind, jähzornig, gefühllos, brutal.***
Luc de Clapier Vauvenargues
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von Leya am 20.01.2009 14:52Hallo Mira,
gut, dass Du Dich noch mit Deinem Rheumatologen und Zahnarzt beraten wirst.
Stand der Wissenschaft ist heute, dass die Gerinnungshemmung nicht unterbrochen werden muss.
Siehe dazu auch
http://www.die-herzklappe.de/index.php?id=301
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich die Zahnärzte damit schwer tun.
(Wobei sich ohnehin die Frage stellt, ob ein "normaler" Zahnarzt oder nicht doch lieber ein Kieferchirurg für uns Lupis beim Zähneziehen die bessere Wahl sein könnte, auch und gerade im Hinblick auf eventuelle Komplikationen) Und wenn sie sich eine Erhöhung der Gerinnung wünschen, nun ja, es wird sich ein Wert finden lassen, auf den man sich "einigen" kann, denke ich.
Auch ich persönlich würde mich dann wohler fühlen.
Auf welchen INR Du eingestellt werden sollst, musst Du selbstverständlich mit den Ärzten besprechen.
Aber damit ist es nicht getan. Ich würde während dieser Zeit der Verminderung der Gerinnungshemmung durch Marcumar o.ä. auf jeden Fall Heparin spritzen. Auch hierbei gilt, welches Produkt und wie häufig, entscheidet der Arzt.
An dem Tag, an dem der Zahn gezogen wird, wird dann vorher kein Heparin gespritzt.
Ein Antibiotikum zur Vorbeugung von Infektionen erhalte ich bereits bei kleineren zahnärztlichen Eingriffen, grob gesagt, immer dann, wenn "Blut fließt". Dabei gilt bei mir zur Endokarditisprophylaxe: Eine Tablette eine Stunde vor dem Eingriff und eine Tablette sechs Stunden danach. Ich könnte mir vorstellen, dass Du vielleicht etwas länger ein AB nehmen müsstest. Auch hierzu werden Dich Deine Ärzte sicher beraten. (Nur der Vollständigkeit halber: Ich bekomme das AB Ampicillin 1000 mg)
Die Patientenzeitschrift, "die Gerinnung", hatte vor nicht allzu langer Zeit dieses Thema aufgegriffen. Der Inhalts war wie oben beschrieben. Dumm ist bloß, dass ich die Ausgabe nicht finde. Ich werde heute Abend suchen.
Bestimmst Du die Gerinnung eigentlich mittlerweile selbst per Coaguchek Testgerät?
Gute Besserung.
Gruß
Leya
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von Leya am 20.01.2009 17:24Hallo,
so, jetzt hab ich es gefunden.
Die Zeitschrift "die Gerinnung" befasst sich in dieser Ausgabe auch mit
"Antikoagulation und Zahnmedizin"
http://www.coaguchek.com/de/index.php?target=/de/patients/kundenzeitschrift/aktuelle_ausgabe
Gruß
Leya
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von geli am 20.01.2009 18:32Hallo Mira,
ich habe letzte Woche eine Zahnfleisch-OP gemacht bekommen, wo auch geschnitten wurde. Da ich auch Imurek nehme gab mir meine Zahnärtzin ein Antibiotikum das ich auch gut vertragen habe. Einen Infekt habe ich zum Glück nicht bekommen.
Was das Weisheitszahnziehen und die Gerinnungshemmer angehen, da kenn ich mich nicht aus.
Ich hab das vor der OP mit meiner Rheumatologin und meiner Zahnärtzin abgeklärt.
LG,
geli
GEMEINSAM STARK PRO FORUM
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von mira am 22.01.2009 17:30Vielen Dank, Ihr Lieben,
es ist sehr schön, dass man hier immer wieder qualifizierte Tipps bekommt
Also, ich habe es natürlich nicht ausgehalten und bin gleich gestern zum Zahnarzt. (Übrigens der einzige Arzt, bei dem ich weniger als eine Stunde warten muss - wieso schaffen die anderen das nicht? Meine Theorie ist, dass man sich als Patient beim Zahnarzt nicht 'ausheult', sondern schnell wieder weg will. Und alle Hausärzte etc. müssen sich immer alle Klagen anhören ... nicht ganz ernst gemeint. Exkurs beendet.)
Jedenfalls muss der Zahn erstmal nicht gezogen werden. Er macht jetzt drei Tage lang so ein antiseptisch-zahnärztlich riechendes Textil in die Weisheitszahnecke und dann soll das langsam besser werden. So habe ich zumindest Zeit genug, mir eine Meinung zu bilden, wie aus meiner Sicht mit meinen Weisheitszähnen umgegangen werden soll, falls es so weit ist. Dank Eurer Links und Tipps. Das mit dem Antibiotikum - darauf werde ich auf jeden Fall bestehen. Nach meiner Herzbeutel- und Muskelentzündung vor vier Jahren lege ich auf eine weitere gleichartige Erfahrung keinerlei Wert.
Nach einem ersten Rumsurfen auf den Coagu-Seiten bin ich ja hellauf begeistert, dass alle Ausgaben als PDF online sind. Danke, Leya. Den Link kann ich jedem Antikoagulierten auch ans Herz legen.
Viele Grüße!
Mira
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von Sternchen63 am 22.01.2009 17:38Hallo Mira,
ich habe noch alle vier Weisheitszähne. Aber ich musste bei allen diese getränkten Streifen in die Zahntaschen bekommen. Und besonders die oberen waren manchmal so entzündet, dass ich den Eiter aus den Zahntaschen ausspülen musste. Mein Gesicht hatte dann sehr hübsche Ausbuchtungen, mal links, mal rechts. Einmal bin ich mit der entzündeten Zahntasche per Fahrrad zum Zahnarzt gefahren (über Kopfsteinpflaster), da bin ich vor der Anmeldung nur noch wortlos zu Boden gegangen. Du kannst also quasi wählen zwischen Pest und Cholera.
Aber später hatte ich dann nie wieder Probleme mit den Vieren.
LG Gabi
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von mira am 23.01.2009 13:54Hallo Sternchen,
oje, ich kann das halbwegs nachfühlen.
Ich hoffe, dass ich nach diesem Weisheitszahn erstmal ebenfalls Ruhe habe. Blöde Dinger. Wer die wohl erfunden hat ...
Liebe Grüße
Mira
Re: Weisheitszahn und Gerinnungshemmer
von Sternchen63 am 23.01.2009 15:05Hallo Mira,
meine Kinder haben gar keine Weisheitszähne. Sie sind gar nicht angelegt bei ihnen. Wir scheinen langsam auszusterben, wir Weisheitszahnbesitzer.
Seien wir also stolz auf die Rudimente der Evolution, die wir noch tragen dürfen
Ich hoffe, es geht Dir bald besser!
Liebe Grüße
Gabi