Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Micky am 06.03.2010 15:21

Im OT-Thread schrieb Leya:

Und ich antwortete:

Und hier ist er nun.
Ich selbst denke immer noch darüber nach. Worauf würde ich verzichten wollen/können? Kann ich mir überhaupt noch ein "normales" Leben vorstellen? Will ich das überhaupt? Würde ich da weiter machen, wo ich vor Lupus aufgehört habe? Was hat Lupus mir genommen? Will ich das zurück? Hab ich mich nicht ganz gut arrangiert? Werde ich nicht andere Probleme haben, wenn ich stattdessen z.Bsp. einen Arm opfere? Heißt das nicht, sich zwischen Pest und Cholera zu entscheiden?
Ihr seht, es geht noch drunter und drüber in meinem Kopf!

Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Gruß Micky

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von wolvesse am 06.03.2010 18:11

Halllo Micky,
Klar, manchmal gehen einem vielleicht solche Gedanken mal durch den Kopf, aber...

ehrlich gesagt: ich weiß nicht, ob es was bringt, sich darüber Gedanken zu machen, wir können es eh nicht ändern, dass wir unser Haustier haben...
Vielleicht verzwickt man sich dadurch doch immer nur in weitere Verzweiflung etc. ?

Viele Grüße,

wolvesse

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Lupiene am 06.03.2010 18:29

hallo micky,

mhh, also ich habe mich das auch schon öfters gefragt.
durch die krankheit habe ich viele zwischenmenschliche begegnungen erlebt, die ich ohne diese situation so nicht erleben hätte dürfen. die besonders beeindruckenden erlebnisse hatte ich mit leuten, von denen ich soviel hilfsbereitschaft und unterstützung nicht erwartet hättet. so waren hierarisch hochgestellte personen im beruflichen kontext plötzlich sehr verständnisvoll und hilfsbereit. vor allem die leute, die ich vielleicht vorher gar nicht so sehr geschätzt habe. menschen die hingegen meine größte achtung hatten, haben sich unglaublich unbeholfen, zum teil unfreundlich, unfair und abweisend verhalten. ganz zu schweigen davon, dass man diese erfahrungen bei so einer erkrankung auch im privaten umfeld macht. aber das private meine ich gar nicht, mir geht es um die reaktionen und die menschen die ich im öffentlichen und beruflichen kontext völlig neu und tief kennenlernen durfte. ich habe schon oft dankbar über diese wunderbaren erfahrungen nachgedacht. ohne diese erkrankung hätte ich nicht derart hinter die fassaden schauen dürfen. wahrscheinlich würde ich meine hochachtung immer noch fachlich versierten menschen entgegen bringen, ohne deren menschlichen qualitäten zu kennen....heute ist das anders, da reicht mir eine fachliche qualifikation nicht mehr aus, um jemanden "anzuhimmeln". ich habe mir oft gedanken gemacht, ob ich auf diese erfahrungen verzichten möchte. ich komme eigentlich zu dem schluss, dass ich obwohl ich dieses kennenlernen auf anderer ebene sehr genieße, doch zugunsten der gesundheit darauf verzichtet hätte! wahrscheinlich wäre ich dann persönlich viel härter und oberflächlicher- aber das wäre dann der preis dafür.

lg lupiene

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von tunixe am 06.03.2010 19:26

Hallo,

für mich war es immer ein Bein.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke müssten es wohl meine Erfahrungen, Wissen, Gefühle etc sein, die ich als kranker Mensch gemacht habe . Welcher Gesunde ist sich seiner Gesundheit wirklich bewußt?
Meine Krankheit macht mich grundsätzlich traurig, wäre ich gesund würde ich ein völlig anderes Leben führen.
Aber sie hat mir auch viele neue Wege und Möglichkeiten gegeben, die ich als gesunder Mensch nicht gehabt hätte.
Ich bin jetzt 30 Jahre krank, mal mehr, mal weniger. Ich habe gelernt mich seelisch nicht zu reduzieren und suche immer noch nach Nischen und Möglichkeiten, die mein Leben bereichern.


Meine Mischkollagenose habe ich oft mit einem Job verglichen, in dem ich unterschiedlich viel arbeiten muss.
Es ist ein Sch...job den ich da am Bein habe, aber was soll´s, ich kann machen was ich will die Firma Kollagenose GmbH
schmeißt mich nicht raus.

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von anniidol am 06.03.2010 19:36

Ich muß sagen solche Gedanken wie einen Arm opfern oder lieber Krebs haben sind mir sowas von fremd wie nichts auf der Welt sonst. Zum einen nähere ich mich solchen unnötigen Gedanken schon automatisch gar nicht und zum anderen, mal davon abgesehen das ich glaube anKrebs sehr viel wahrscheinlicher zu sterben, geht es mir entweder zu gut oder ich habe den Lupus einfach zu lange. Ich kenn es nicht anders, ohne Schmerzen, ohne Krankheit. Die Krankheit hatte ich schon bevor ich erwachsen war, auch zu Zeiten wo ich sie nicht spürte wußte ich das sie da war. Auch der Verzicht auf Kinder ist mir daher bestimmt leichter (aber auch nicht zuuu leicht) gefallen weil ich mit dem Wissen praktisch erwachsen geworden bin, das ich das lieber nicht soll, Kinder bekommen meine ich. Immerhin war das schon in den 80ern. Aber auch wenn ich ganz allgemein mal versuchen würde mich zu entscheiden was ich opfern würde, würde mir außerm materiellen Dingen und Geld nichts einfallen. Ich kann sagen: ich komme ganz gut klar obwohl die Schmerzen im Alter oder durch das Alter zunehmen.
Ich bin sicher ich komme besser damit klar als jemand mit einer neu-Diagnose sagen wir mit 25.
Außerdem mein Spruch: alles hat seinen Grund. Sicher habe ich auch vieles eingebüßt im Leben, wie Freunde, Aktion use aber dennoch wäre ich ohne den Wolf nicht die, die ich heute bin und vielleicht auch nicht da wo ich bin. Ich bin zufrieden.
Gruß
Annette

"Die Wesen mögen alle glücklich leben, und keinen möge ein Übel treffen. Möge unser ganzes Leben Hilfe sein an anderen! Ein jedes Wesen scheuet Qual, und jedem ist sein Leben lieb. Erkenne dich selbst in jedem Sein und quäle nicht und töte nicht."
(Gautama Buddha, 560-480)

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von BlueEyes am 06.03.2010 19:38

Hallo Zusammen,

hmmm, was würde ich geben, um wieder gesund zu sein. Also, klar ist alles einfacher, wenn man gesund ist, keine Frage.Auch ich wünsche mir ein eigenes Kind und mit dem Lupus ist es eben so ein Thema, was bei einem gesunden Menschen nun nicht wäre. Aber auch ich habe sehr viel erleben dürfen und müssen in den letzten 10 Jahren mit dem Lupus und ich muss sagen, ich wünsche mir nur, dass es so bleibt,wie es die letzten Jahre und Monate war und ist. Mehr möchte ich gar nicht. Klar, ich hatte auch sehr sehr schwere Zeiten und auch einen sehr schweren Verlauf hinter mir und da hab ich mir auch gewünscht wieder gesund zusein, aber es geht leider nicht, drum hab ich mich versucht mit dem Wolf zu arrangieren und es hat auch gut geklappt. Er ist nun ein Teil von mir. Mag jetzt zwar echt doof anhören, aber durch den Wolf hat sich mein Leben positiv verändert und ohne ihn wäre mit Sicherheit vieles nicht so gekommen, wie´s bei mir ist und meinen Schatz hätte ich auch nie kennengelernt.

Lg
BlueEyes

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Micky am 06.03.2010 20:01

Ich sehe es im Grunde auch so: Nichts geschieht ohne Grund. Möglicherweise (nein - ganz bestimmt) habe ich den Lupus gebraucht, um Dinge zu erkennen, zu lernen, wichtige Entscheidungen für mein Leben zu treffen und auch als stetige Warnung. Wenn der Wolf knurrt, weiß ich, dass ich einer persönlichen Grenze gefährlich nahe komme.

Der Austausch gegen eine Krankheit ist die einzig für mich denkbare Alternative, denn Familie und Partnerschaft sind mir heilig und unantastbar. Für nichts würde ich das hergeben. Wäre mit materiellen Dingen / finanziellen Mitteln eine Heilung möglich, gäbe es sicher schon geheilte Lupis. Aber auch hier hätte die Absicherung meiner Familie für mich obersten Priorität.
Was würde es mir also bringen, diese Krankheit gegen eine andere einzutauschen? Nichts. Meinen Wolf kenne ich - er ist jetzt halt mein Haustier. Ich behalt´ihn.

Gruß Micky

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Carmen65 am 06.03.2010 21:18

Ich war 20 als ich SLE bekam....ich weiß nicht wie mein Leben ohne dieser Krankheit verlaufen wäre.
Sicher anders....ich hätte sicher Kinder, das ist klar.
Aber ich habe durch diese Erkrankung sehr viele Menschen kenengelernt, die ich nciht missen möchte.
Ich würde nichts dafür opfern. Es gibt in meiner Familie so viel kranke Menschen, dass ich mir oft denke, ich bin eigentlich eh gesund....ich bin mir des Lupus nicht so bewußt, weil ich ja auch in Remission bin. Natürlich geht es mir oft nicht gut, gerade jetzt leider ich sehr unter Gelenksschmerzen.....aber ich kenne so viele Menschen, denen es viel schlechter geht. Z. B. mein Papa, er hat eine Hirnstammerkrankung (Miller Fischer) und kann seine Beine fast nicht mehr richtig bewegen. Nciht genug damit, hat er auch Tinitus und hört schlecht. Er ist bitte, 63 und war begeisteter Bergsteiger beim Alpenverein, hat 38 Jahre gearbeitet...und ist so krank.
Nein, ich würde nichts opfern...ich würde nur was opfern, damit mein PApa wieder gesund ist....für ihn würde ich alles geben!!!

Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern Leben inmitten von Leben, das auch leben will!
(Albert Schweitzer)

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Dani am 06.03.2010 21:23

Mir fällt beoim Lesen der Antworten gerade ein, wir hatten Ende 2008 schon mal eine ähnliche Umfrage zu dem Thema, ob Ihr Euer Leben komplett tauschen würdet wollen. Hier die Diskussion dazu.

Liebe Grüße
Dani

Das ganze Leben ist ein Irrenhaus und das Forum ist die Zentrale!

Re: Was würdest du opfern, um wieder gesund zu sein?

von Micky am 06.03.2010 22:20

Mir ist auch schon aufgefallen, dass man dabei intensiv über seine Lebensumstände nachdenkt und abwägt.
Vielleicht hätte ich das Thema näher an Leyas Aussage formulieren sollen:
Würdest du einen Arm oder ein Bein opfern, um vom Lupus geheilt zu sein? Oder etwas anderes?

Gruß Micky